Internet und Demokratie

Das Institut für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) veranstaltete gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW) von 1. bis 3. März 2001 an sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck eine Tagung zum Thema "Internet und Demokratie". Das hochaktuelle Thema stieß auf reges Publikumsinteresse und zog zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an.
Die Tagung 'Internet und Demokratie' fand an der SOWI Innsbruck statt
Die Tagung 'Internet und Demokratie' fand an der SOWI Innsbruck statt
Gemeinsam mit einer Reihe von hochkarätigen Vortragenden wurde an der Tagung die Frage diskutiert, ob das Internet unser politisches System von einer Zuschauerdemokratie zu einer Beteiligungsdemokratie macht. Die fundierte Ausgangsbasis lieferte der Festvortrag des renommierten amerikanischen Politologen Christopher Arterton von der George Washington University. Er analysierte am Beispiel der US-Wahlen im vergangenen Jahr den Einsatz sowie den Nutzen des Internets für Wahlkämpfer und Wählende. Trotz des Problems der Authentizität sieht Arterton den größten Wert des weltumspannenden Datennetzes in der Chance auf erhöhte Transparenz politischer Prozesse.

In insgesamt sechs unterschiedlichen Arbeitskreisen diskutierten die Tagungsteilnehmer am zweiten Tag spezielle Fragestellungen. Die Teilnehmer des Arbeitskreises erörterten unter der Leitung von Dr. Christoph Bieber von der Universität Gießen den Themenkomplex "Demokratietheorien und theoretische Fundierung von Cyberdemocracies". In drei weiteren Arbeitsgruppen wurden sehr praktische Fragestellungen behandelt: Die Kommunikation der Parlamente sowie die Regierungskommunikation unterschiedlicher Länder wie auch der EU standen zur Diskussion. Der Frage der politischen Partizipation wurde im Kontext von Ideen und Konzepten des Online Voting nachgegangen. Der Arbeitskreis "Politische Kommunikation" befasste sich mit der Internetpräsenz der politischen Parteien, deren Strategien im neuen Medium sowie herausragenden Kampagnen, die sich das Internet schon heute zunutze machen.

Der fünfte Arbeitskreis thematisierte neue Politikformen sowie "The Art of Campaigning" in und mit dem Internet. Am Beispiel der "toy-war"-Kampagne der Künstlergruppe etoy.com gegen den E-Commerce-Anbieter etoys.com sowie der Deliberation Alliance gegen die herrschenden Abschiebepraktiken wurden die neuen Möglichkeiten der Bürger diskutiert, ihren politischen Willen zu artikulieren und durchzusetzen. Der sechste und letzte Arbeitskreis befasste sich mit den Aussichten, die das Internet für den Bildungsbereich bietet und der Frage, wie die notwendige Medienkompetenz dem Nutzer vermittelt werden kann.

Zwei Plenarveranstaltungen, in denen die Diskussionsergebnisse aus den Arbeitskreisen kommentiert wurden, schlossen die anregende Veranstaltung am Samstag ab. Ein dabei stets wiederkehrendes und unvermeidliches Topos war das Problem des "Digital Divide", der Differenzierung der Bürger über die Zugangsmöglichkeiten zum Netz. Aber nicht nur die Frage des Access stand im Mittelpunkt sondern vielmehr auch die Frage nach der entsprechenden Kompetenz mit dem neuen Medium umzugehen.