Süchtig nach dem Netz
Das World Wide Web (WWW) hat nicht nur eine digitale Revolution eingeleitet. Es kann auch zur "digitalen Droge" werden, wenn es - vorwiegend in Chatrooms und bei Online-Spielen - "User" in seinem "Netz" festhält. Im Gegensatz zu anderen krank machenden Abhängigkeiten gibt es für die "Internetsucht" noch keine genaue Definition. Eine der bisher wenigen Studien für Europa wurde unter Beteiligung der Universität Innsbruck erstellt.
Das World Wide Web (WWW) hat nicht nur eine digitale Revolution eingeleitet. Es kann auch zur "digitalen Droge" werden, wenn es - vorwiegend in Chatrooms und bei Online-Spielen - "User" in seinem "Netz" festhält. Im Gegensatz zu anderen krank machenden Abhängigkeiten gibt es für die "Internetsucht" noch keine genaue Definition. Eine der bisher wenigen Studien für Europa wurde unter Beteiligung der Universität Innsbruck erstellt.
Unter "Internetsucht", besser definiert als "Pathologischer Internet-Gebrauch", wird der exzessive Gebrauch des Mediums verstanden. Von einem Internetsüchtigen spricht man dann, wenn sein Verhalten den wissenschaftlichen Suchtkriterien entspricht, betont Primar Dr. Hans Zimmerl. Der Wiener Neurologe beschäftigt sich als einer der wenigen Experten in Österreich mit "Internetsucht" und hat gemeinsam mit Dr. Beate Panosch vom Institut für Biostatistik und Dokumentation der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck eine Online-Umfrage im beliebtesten deutschsprachigen Chatroom, dem "Metropolis-Chatsystem", durchgeführt. Die Studie ergab, dass 12,7 Prozent von insgesamt 473 Befragten ein suchtartiges Verhalten aufwiesen. Aus dieser Gruppe nannten 30,8 Prozent rauschähnliche Erlebnisse bei intensivem Chaten und 40,9 Prozent stuften sich selbst als "süchtig" ein.
"Österreich hat rund drei Millionen Internetnutzer. Schätzt man die täglichen User auf nur ein Drittel, also eine Million, und nimmt den bei allen weltweiten Studien bisher am niedrigsten angesetzten Anteil der Internetsüchtigen von rund drei Prozent, ergibt sich eine Zahl von zumindest 30.000 aktuell internetabhängigen Österreicherinnen und Österreichern", so Zimmerl. Knapp zwei Drittel aller Internetsüchtigen finden sich nach Angaben des Experten im Kommunikationsbereich, vor allem in den Chatrooms, knapp ein Drittel im Bereich der Online-Spiele und nur sieben Prozent im übrigen www.
In den USA wird die Anzahl der Internetsüchtigen auf rund 200.000 geschätzt. Diese Zahl entstammt einer Studie der amerikanischen Psychologin Kimberly S. Young. Young rangiert als erste "Cyber-Psychologin" der Welt und schätzt die Internet-Sucht, die sie "pathological internet use" (PIU) nennt, weltweit auf etwa sieben Prozent der "User". Alleinstehende und Arbeitslose, Personen mit einer unsicher-unreif-gehemmten Persönlichkeitsstruktur, andererseits selbstverliebte Individuen mit sadistischen Impulsen gelten laut mehreren internationalen Studien übereinstimmend als besonders gefährdet. Als "Triebfedern" werden Realitätsflucht und -verdrängung, Experimentieren mit der eigenen Identität und Befriedigung von Spieltrieb und Kommunikationsbedürfnis betrachtet.
Zimmerl und Panosch haben auf Basis ihrer Ergebnisse folgende Liste diagnostischer Kriterien für pathologischen Internet-Gebrauch erstellt:
o Häufiges unüberwindliches Verlangen, sich ins Internet einzuloggen
o Kontrollverluste (längeres "online-Sein" als beabsichtigt) verbunden mit diesbezüglichen
o Schuldgefühlen
o Sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie)
o Nachlassen der Arbeitsfähigkeit
o Verheimlichung/Bagatellisierung der Gebrauchsgewohnheiten
o Psychische Irritabilität bei Verhinderung am Internet-Gebrauch (kann sich in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression auswirken)
o Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung
Wenn mindestens vier oder mehr dieser Kriterien über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten zutreffen, ist der pathologische Internet-Gebrauch als chronisch zu betrachten. Neben hohen Telefon- bzw. Online-Kosten, Realitätsverlust, dem Scheitern menschlicher Beziehungen, sozialer Isolation, Arbeitslosigkeit und Verarmung kann eine ganze Reihe körperlicher Schäden entstehen. Der Körper lässt sich gegenwärtig noch nicht ins Netz laden, wer also ständig vor dem Bildschirm sitzt, riskiert Verspannungen, bis hin zu Wirbelsäulen- und Genickschäden, Beeinträchtigungen des Sehapparates sowie Dauerstress in Form von Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu Nervenschädigungen, Kreislauf- und Gewichtsproblemen.
Dies ist ein Beitrag aus der UNIZEITUNG Juni 2001. Die "UNIZEITUNG. Das Journal der Universität Innsbruck" erscheint viermal jährlich als Wochenendbeilage der Tiroler Tageszeitung. Unter public-relations@uibk.ac.at können Sie kostenlos ein Exemplar der aktuellen UNIZEITUNG bestellen.
Unter "Internetsucht", besser definiert als "Pathologischer Internet-Gebrauch", wird der exzessive Gebrauch des Mediums verstanden. Von einem Internetsüchtigen spricht man dann, wenn sein Verhalten den wissenschaftlichen Suchtkriterien entspricht, betont Primar Dr. Hans Zimmerl. Der Wiener Neurologe beschäftigt sich als einer der wenigen Experten in Österreich mit "Internetsucht" und hat gemeinsam mit Dr. Beate Panosch vom Institut für Biostatistik und Dokumentation der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck eine Online-Umfrage im beliebtesten deutschsprachigen Chatroom, dem "Metropolis-Chatsystem", durchgeführt. Die Studie ergab, dass 12,7 Prozent von insgesamt 473 Befragten ein suchtartiges Verhalten aufwiesen. Aus dieser Gruppe nannten 30,8 Prozent rauschähnliche Erlebnisse bei intensivem Chaten und 40,9 Prozent stuften sich selbst als "süchtig" ein.
"Österreich hat rund drei Millionen Internetnutzer. Schätzt man die täglichen User auf nur ein Drittel, also eine Million, und nimmt den bei allen weltweiten Studien bisher am niedrigsten angesetzten Anteil der Internetsüchtigen von rund drei Prozent, ergibt sich eine Zahl von zumindest 30.000 aktuell internetabhängigen Österreicherinnen und Österreichern", so Zimmerl. Knapp zwei Drittel aller Internetsüchtigen finden sich nach Angaben des Experten im Kommunikationsbereich, vor allem in den Chatrooms, knapp ein Drittel im Bereich der Online-Spiele und nur sieben Prozent im übrigen www.
In den USA wird die Anzahl der Internetsüchtigen auf rund 200.000 geschätzt. Diese Zahl entstammt einer Studie der amerikanischen Psychologin Kimberly S. Young. Young rangiert als erste "Cyber-Psychologin" der Welt und schätzt die Internet-Sucht, die sie "pathological internet use" (PIU) nennt, weltweit auf etwa sieben Prozent der "User". Alleinstehende und Arbeitslose, Personen mit einer unsicher-unreif-gehemmten Persönlichkeitsstruktur, andererseits selbstverliebte Individuen mit sadistischen Impulsen gelten laut mehreren internationalen Studien übereinstimmend als besonders gefährdet. Als "Triebfedern" werden Realitätsflucht und -verdrängung, Experimentieren mit der eigenen Identität und Befriedigung von Spieltrieb und Kommunikationsbedürfnis betrachtet.
Zimmerl und Panosch haben auf Basis ihrer Ergebnisse folgende Liste diagnostischer Kriterien für pathologischen Internet-Gebrauch erstellt:
o Häufiges unüberwindliches Verlangen, sich ins Internet einzuloggen
o Kontrollverluste (längeres "online-Sein" als beabsichtigt) verbunden mit diesbezüglichen
o Schuldgefühlen
o Sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie)
o Nachlassen der Arbeitsfähigkeit
o Verheimlichung/Bagatellisierung der Gebrauchsgewohnheiten
o Psychische Irritabilität bei Verhinderung am Internet-Gebrauch (kann sich in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression auswirken)
o Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung
Wenn mindestens vier oder mehr dieser Kriterien über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten zutreffen, ist der pathologische Internet-Gebrauch als chronisch zu betrachten. Neben hohen Telefon- bzw. Online-Kosten, Realitätsverlust, dem Scheitern menschlicher Beziehungen, sozialer Isolation, Arbeitslosigkeit und Verarmung kann eine ganze Reihe körperlicher Schäden entstehen. Der Körper lässt sich gegenwärtig noch nicht ins Netz laden, wer also ständig vor dem Bildschirm sitzt, riskiert Verspannungen, bis hin zu Wirbelsäulen- und Genickschäden, Beeinträchtigungen des Sehapparates sowie Dauerstress in Form von Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu Nervenschädigungen, Kreislauf- und Gewichtsproblemen.
Dies ist ein Beitrag aus der UNIZEITUNG Juni 2001. Die "UNIZEITUNG. Das Journal der Universität Innsbruck" erscheint viermal jährlich als Wochenendbeilage der Tiroler Tageszeitung. Unter public-relations@uibk.ac.at können Sie kostenlos ein Exemplar der aktuellen UNIZEITUNG bestellen.