Jahrhundert-Ereignis "Venustransit"

Am 8. Juni kommt es zu einem kosmischen Schattenspiel der besonderen Art: Der Planet Venus zieht - von der Erde aus gesehen - vor der Sonnenscheibe vorbei. Am Institut für Astrophysik kann am Vormittag dieses Phänomen live beobachtet werden.
Venustransit
Venustransit
Der Venustransit von 2004 dauert mehr als sechs Stunden und wird von fast allen Orten der Erde aus zu sehen sein. In Europa können nur Spanier und Portugiesen im südwestlichsten Winkel der Iberischen Halbinsel nicht den gesamten Ablauf verfolgen. Die beiden letzten Venustransite fanden in den Jahren 1874 und 1882 statt. Die nächsten werden am 5./6. Juni 2012 und 11. Dezember 2117 folgen. Die Seltenheit dieses Phänomens ist vor allem durch die verschiedene Neigung der Erdbahnebene und der Venusbahnebene bedingt.

Die Venus als Punkt
Die Venus ist groß genug, um mit bloßem Auge als kleiner Punkt von einem Dreißigstel der Sonnengröße wahrgenommen zu werden - wenn das Wetter mitspielt. In frühen Jahren war die Beobachtung des Venustransits von großem Interesse, um die sogenannte Sonnenparallaxe (d.h. die Entfernung Sonne-Erde) zu berechnen. Von verschiedenen Punkten der Erde aus gesehen, findet der Vorübergang der Venus nämlich längs verschiedener Sehnen der Sonnenscheibe statt. Eine genaue Vermessung dieser Sehnen bildete dann die Grundlage für die Ermittlung der Distanz Sonne - Venus. Mit diversen Rechenoperationen gelangte man sodann zur Sonnenparallaxe. Heutzutage ist der Venustransit von geringer wissenschaftlicher Bedeutung, was das Interesse selbst der Astronomen für dieses überaus rare Ereignis jedoch nicht mindert.

Vorsicht bei der Beobachtung
Aber Achtung - wie bei jeder anderen Sonnenbeobachtung drohen Verletzungen oder gar Erblindung, wenn die Augen nicht vor der schädlichen Sonneneinstrahlung geschützt werden. In jedem Fall sollten Sonnenfilter benutzt werden, um die schädlichen ultravioletten und infraroten Strahlungen herauszufiltern und das sichtbare Licht auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Verrußtes Glas, Filme mit einer Rußschicht oder belichtete Filmnegative sind ungeeignet. Eine geeignete Sonnenfinsternisbrille ist im Optikfachhandel um etwa Euro 2,50 erhältlich. Am besten ist es, sich von einem erfahrenen Himmelsbeobachter die Teleskopbilder des Transits auf einen weißen Schirm oder eine Wand projizieren zu lassen - der direkte Blick durchs Teleskop ist gefährlich. Ganz ohne Risiko sind die Webcam-Bilder im Internet zu betrachten.

Live dabei
Das Institut für Astrophysik der Universität Innsbruck bietet - falls der Himmel nicht mehr als etwa zur Hälfte bedeckt ist - am 8. Juni von 7:20 bis 13:20 Uhr eine Beobachtungsmöglichkeit des Venustransits an. Ort der Beobachtung: 9. Stock des Gebäudes mit der weißen Teleskop-Kuppel am Dach (Victor-Franz-Hess-Haus) in der Technikerstraße 25. Bei Schlechtwetter werden Live-Übertragungen des Venustransits gezeigt. (sp)