Projekt Weltethos und der schwierige Dialog der Religionen
Der Arbeitskreis für Wissenschaft und Verantwortlichkeit lud vergangenen Donnerstagabend zu einer Podiumsdiskussion in das Innsbrucker Haus der Begegnung. Neben Bischof Dr. Manfred Scheuer und Dr. Günther Gebhardt (Stiftung Weltethos Tübingen) waren auch Dr. Esther Fritsch (Jüdische Kultusgemeinde Tirol), Prof. Dr. Elsayed Elshahed (Leiter der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in Wien) und Mag. Fridrun Weinmann (Evangelische Kirche in Salzburg und Tirol) gekommen.
Das Projekt Weltethos von Hans Küng orientiert sich an der Grundüberzeugung, dass es unter den Nationen keinen Frieden ohne Frieden unter den Religionen gibt. Als erstes und wichtiges Ergebnis der Diskussionen über ein Weltethos liegt heute die „Erklärung zum Weltethos“ vor, die das Parlament der Weltreligionen 1993 in Chicago verabschiedet hat. Mit dieser Erklärung haben sich erstmals Vertreter aller Religionen über Prinzipien eines Weltethos verständigt und sich dabei auf wesentliche Postulate verpflichtet. Unter Weltethos versteht man, wie der Diskussionsleiter; Prof. Helmut Reinalter; in seiner kurzen Einleitung betonte, keine Weltideologie und keine Einheitsreligion, sondern einen Grundkonsens bestehender und verbindender Werte, Maßstäbe und persönlicher Grundhaltungen. Weltpolitik und Weltwirtschaft brauchen, wie sich aus der Diskussion ergab, eine ethische Grundorientierung, um eine friedlichere und humanere Welt zu ermöglichen.
In der Diskussion wiesen die Vertreter der Religionen (Bischof Manfred Scheuer, Esther Fritsch, Prof. Elsayed Elshahed, Fridrun Weinmann) auf die Bedeutung der Kooperation der Weltreligionen hin. Fundamentalistisches Denken, das in allen Religionen vorkommt, stellt eine große Gefahr für diesen Dialog dar und ist gleichzeitig eine Herausforderung für Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Im einleitenden Statement ging Günther Gebhardt von der Stiftung Weltethos Tübingen der Frage nach, ob die Idee des Projekts Weltethos für den interkulturellen und interreligiösen Dialog Hilfestellungen bieten kann. In der Diskussion wurde abschließend hervorgehoben, dass bei einem funktionierenden Dialog nicht nur die Gemeinsamkeiten der Religionen, sondern auch die Differenzen angesprochen werden müssen.