Kreol in Tirol
Entgegen dem Titel des Vortrags wollte sich Roland Brival allerdings nicht auf eine kreolische oder auch frankophone Identität festlegen lassen, ihm geht es vielmehr um seine Identität als Künstler und als Mensch ganz allgemein. Der vielfältige Romancier, Musiker und bildende Künstler ist in all diesen verschiedenen Ausdrucksformen stets auf der Suche nach Allgemeingültigem, weshalb er auch jedes seiner literarischen Werke an einem anderen Ort spielen lässt. Die Romane des vielgereisten Autors laden den Leser zu immer neuen Reisen ein, die immer auch Reisen zu den eigenen Wurzeln, in das eigene Menschsein und in die eigene Identität darstellen. Als Musiker allerdings fühlt er sich dem Kreolischen verpflichtet, das er mit Jazz und Blues zu einer Weltmusik verschmilzt.
Mit einer Lesung aus mehreren seiner Romane lud Roland Brival das zahlreich erschienene Publikum zu einer Reise in seine Welt und zu seinen Gestalten ein, die er geschickt mit Erzählungen über den literarischen Schaffensprozess und über seine Lebensphilosophie verknüpfte. Mit seinen Romanfiguren verbinden ihn die kreolischen Wurzeln und das Weltbürgertum, da er selbst in New York, Paris und Venedig nicht weniger zu Hause ist als auf den Antillen. Entscheidend für sein Schaffen ist daher das Konzept des „métissage“, der Mischung, die die verschiedensten Einflüsse zu einer neuen Identität verschmilzt.
Der bescheidene, humorvolle Allroundkünstler gewann schließlich alle Sympathien, als er sich beim anschließenden kreolischen Buffet (gesponsert vom Frankreich-Schwerpunkt und beigleitet von heißen Rhythmen aus Roland Brivals neuester CD) ganz unkompliziert unter das Publikum mischte, jede Menge CDs signierte und mit den anwesenden Frankophonen über ihre tirolische versus kreolische Identitäten philosophierte.