Ö1-Unitour in Innsbruck
Besonders in Vor- und Nachwahlzeiten sind ihre Kommentare bei Massenmedien sehr gefragt: Politikwissenschafter sollen uns politische Entscheidungen und Vorgänge erklären und Prognosen über Wahlausgänge und Regierungskonstellationen abgeben. Der Ö1 Moderator Andreas Obrecht sprach mit Ferdinand Karlhofer vom Institut für Politikwissenschaft über Möglichkeiten und Grenzen politikwissenschaftlicher Analyse – insbesondere auch in turbulenten innenpolitischen Zeiten.
Die Rolle der Politikwissenschaft
Auf die Frage wie es mit der Geduld der Österreicher in Bezug auf eine neue Regierung aussehe, meinte Karlhofer, nicht die Dauer der Koalitionsverhandlungen irritiere, lange Verhandlungen seien schon fast Tradition in Österreich, sondern die Unklarheit, in welche Richtung es eigentlich gehen soll. Denn es wird gepokert wie vor 6 Jahren, und vor allem die ÖVP versuche auszuloten, wie sie aus ihrer Verliererposition wieder herauskomme. Die Rolle der Politikwissenschaft ist es dabei, möglichst wertfrei zu informieren und mit systematisch gewonnenem Wissen die Bevölkerung und vor allem auch die Medien zu bedienen und Denkanstöße zu geben. „Wir sind aber keine weisen Seher“ betont Karlhofer, „sehr wohl aber erfahrene Analytiker, die das methodische Besteck der Politikwissenschaft einsetzen, um Zusammenhänge und Hintergründe zu erkennen.“
Tagesaktuelle Wissenschaft
Karlhofer fand auch keinen Widerspruch darin, dass die Politikwissenschaft einerseits eine Wissenschaft ist, die politische Abläufe, historische Prozesse oder Widersprüche systematisch analysiert und dafür auch Zeit braucht, auf der anderen Seite aber sehr schnell zu tagesaktuellen Themen Stellung nehmen soll. „Politikwissenschafter müssen sich auch zur Tagespolitik melden, vor allem auch wenn es um demokratiepolitische Themen geht“, so Karlhofer. „Sie sind durchaus auch Teil des Infotainment in den Medien, dürfen aber nicht den Fehler begehen, wie in einer Kristallkugel die Zukunft vorauszusagen.“ Medien würden auch immer mehr Eye-Catcher verlangen, nicht nur in Form von Bildern sondern auch als Zahlen und Tabellen. Dies öffne Tür und Tor für kommerzielle Anbieter von Umfragen, deren Methodik aber zum Teil unseriös ist. Solche Umfragen seien für die Parteien interessant und für die Medien Unterhaltung, wissenschaftlich aber wertlos.
Ö1 Lounge
Ö1 tourt schon zum dritten Mal neun Wochen lang durch ganz Österreich. Die "Audi(o)max"-Lounge macht dabei an neun Unis in sechs Bundesländern halt und ist bis Freitag 24.11. von 9.00 – 18.00 Uhr an der LFUInnsbruck.