Erste Ethikmesse auf Tiroler Boden
Menschen und Institutionen, die sich praktisch und wissenschaftlich mit dem Thema Ethik befassen, schließen sich zusammen. Den Anlass dazu bot das jüngste „Forum TILAK“, das der Ethik-Kommission der Medizinischen Universität Innsbruck gewidmet war. Diese – als besonders kritisch eingeschätzte – Kommission hat vor kurzem ihre 250. Sitzung durchgeführt. Das Land Tirol – zuständig für die Patientenversorgung – ist in der Kommission sehr stark vertreten. Die Arbeit der Kommission wurde auch von Bundespräsident Heinz Fischer als „besondere Dimension des Ehrenamtes“ gewürdigt.
Erste Tiroler Ethik-Messe
Die Ethik wird oft als zahnlose Nebenbei-Wissenschaft abgetan oder zur bloßen Imageförderung benutzt. Anlässlich des Kommissionsjubiläums hat sie jedoch ihre inhaltliche und institutionelle Vielfalt gezeigt. Zur „Ersten Tiroler Ethik-Messe“ im Vorfeld des Forums kamen VertreterInnen aus unterschiedlichsten Bereichen, Institutionen und Organisationen, die sich mit Ethik und ihren spezifischen Kriterien befassen: So war die Betriebswirtschaft ebenso dabei wie die Moraltheologie, die Philosophie und die Ökologie. RepräsentantInnen der Sozialstudiengänge des MCI, des Hospiz, der Patientenvertretung trafen auf VertreterInnen von „Wissenschaft und Verantwortung“ und Wohnungsloseneinrichtungen.
„Da ist viel Kraft und Angebot vorhanden, das bis jetzt nur nicht koordiniert wurde. Wir werden die Kompetenz und Begeisterung, die sich auf TILAK-Boden gezeigt hat, in Angebote für Interessierte umsetzen“, so der Initiator der Ethik-Messe Lothar Müller.
Kinderprostitution und Kinderpornographie
Beim anschließenden Forum TILAK wurde die wissenschaftliche Arbeit von Universitätsassistentin Dr. Margareth Helfer zum Thema Kinderprostitution und -pornographie vorgestellt. Die Südtiroler Strafrechtlerin ging auf die unterschiedlichen Straftatbestände und Hintergründe in Österreich, Italien und Deutschland ein. Insbesondere verwies sie darauf, dass gerade die Unterschiede der nationalen Strafrechtsbestimmungen die größte Hürde für eine effiziente internationale Bekämpfung des Phänomens darstellen. Die europaweite Harmonisierung des Strafrechts könnte hier ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Weitere Denkanstöße waren: das Wohnen mit AlzheimerpatientInnen und die Folgen des Klimawandels für ältere Menschen.
Die Bedeutung der Ethik-Kommission und deren Arbeit wurden von TILAK Vorstand Herbert Weissenböck, Vorsitzendem Prof. Peter Lukas und Geschäftsführer Prof. Holger Baumgartner angeführt. Die Innsbrucker Kommission hat sei ihrem Bestehen (1980) weit über 3000 für PatientInnen wichtige Vorhaben behandelt. „Es gibt dabei auch immer wieder Ablehnungen im Interesse der Sicherheit der PatientInnen“, so die Spezialisten der Ethik-Kommission.