„Alle reden vom Wetter, wir reden vom Klima"
Es gibt genug Möglichkeiten, Schutzmaßnahmen gegen eine steigende Anzahl von Schadens- und Versicherungsfällen zu ergreifen, diesen stehen aber nur begrenzte Ressourcen gegenüber, betonte Dr. Andrea Leiter vom Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte der Universität Innsbruck. Ein effizientes Mittel zu bewerten, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, ist die Messung der Zahlungsbereitschaft der Menschen.
„Das Klima hat sich immer geändert – mit oder ohne den Menschen“ zeigte sich der Geologe des Amtes der Tiroler Landesregierung Tirol, Dr. Gunther Heißel, pragmatisch. Er betonte, dass der globale Klimawandel von Tirol aus nur minimal beeinflusst werden kann, aber zahlreiche Handlungsmöglichkeiten vor Ort bestehen, sich an klimatische Auswirkungen anzupassen und sorgsam mit dem Lebensraum Alpen umzugehen. So würde das Auftauen des Permafrost im Gebirge dazu führen, dass die Berge buchstäblich zerfallen. Bautätigkeiten und touristische Erschließungen müssen solche Risiken in Zukunft viel stärker berücksichtigen, um Katastrophenfälle zu vermeiden. Eine Forderung an die Politik ist es, bei Flächenwidmungen und Baugenehmigungen verstärkt Experten beizuziehen und auch „altes Wissen“ über Alpingefahren zu bedenken.
Die Besiedelung der Täler ist eine Grundsatzentscheidung der Politik. Will man die Menschen in den Tälern halten, so sind entsprechende Schutzmaßnahmen notwendig. Es ist aber durchaus möglich, dass es Gebiete geben wird, die nicht mehr zu halten sind. Dafür gibt es in Tirol historische Vorbilder aus früheren Zeiten des Klimawandels.
Der neue Geschäftsführer des Zukunftszentrum Tirol, Prof. Bjørn Ludwig, gab an, dass es vor allem die weitreichenden Verstrickungen sind, die das Handeln in einer globalisierten Welt zur Herausforderung machen. Über Verkettungen und Rückverkettungen zeigt Handeln an einem Ort unerwartete Konsequenzen an einem anderen.
Aus dem Publikum kam die Wortmeldung, dass der Klimawandel – sehr lange in die Zukunft gedacht – ein reversibles Phänomen sei, es einen Wechsel zwischen warmen und kalten Perioden gäbe. Die menschliche Verbauung, Verplanung und Benützung des alpinen Raumes, diesem allerdings irreversible Umweltschäden zufügt und ein nachhaltiger Umgang mit dem Lebensraum zuallererst hier ansetzen müsste.
Moderator Prof. Roland Psenner schloss daran an und wies darauf hin, dass früher die Erderwärmung den CO2-Gehalt steuerte, diese Dynamik sich aber mittlerweile umgedreht habe. Um uns auf die neuen Verhältnisse einstellen zu können, müssten wir beginnen viel verantwortlicher und weitsichtiger zu handeln, denn eine kurzfristige Sichtweise können wir uns nicht mehr leisten. Tiefgreifende Veränderungen unserer Zivilisation und unserer Zivilisationswerte stehen der menschlichen Gesellschaft bevor.
Die Podiumsdiskussion „Klimawandel vor der Haustüre“ wurden vom Arbeitskreis WUV – Wissenschaft und Verantwortlichkeit gemeinsam mit dem Institut für Geo- und Atmosphärenwissenschaften der Uni Innsbruck, dekade.at und dem Zukunftszentrum Tirol organisiert. Die Diskussion und andere Vorträge aus dem Themenschwerpunkt „Klimawandel“ finden Sie auf der Webseite von WUV - Wissenschaft und Verantwortlichkeit.