Tirol setzt neue Maßstäbe für Mars-Analogtraining
Das ÖWF ist ein nationales Netzwerk für Raumfahrt und Weltraumwissenschaften und versteht sich als Kommunikationsplattform zwischen dem Weltraumsektor und der Öffentlichkeit. Neben Öffentlichkeitsarbeit und Wissensvermittlung ist das ÖWF in Kooperation mit Forschungspartnern – u.a. gemeinsam mit der Universität Innsbruck – auch wissenschaftlich tätig. Im Vordergrund des ÖWF-Forschungsprogramms PolAres steht die sogenannte Analogforschung. Diese soll durch die Rekonstruktion von Mars-Bedingungen auf der Erde eine künftige bemannte Mars-Mission bestmöglich vorbereiten. „Wir wollen lernen, wie man optimal auf dem Roten Planeten Forschung betreibt“, erklärt PolAres-Programmleiter Mag. Gernot Grömer. PolAres verfolgt folgende Ziele: die Entwicklung des Raumanzuges „Aouda“ sowie des Mars-Rovers „Phileas“ und Forschungsarbeiten zum Schutz von fremden Himmelskörpern.
Eingebaute Intelligenz
Der erste europäische Prototyp eines Raumanzuges, PolAres-Aouda, ist nach einer indischen Prinzessin aus Jules Vernes Roman „Reise um die Welt in 80 Tagen“ benannt und wird von Schülerinnen und Schülern der HBLA Weingartnerstraße (Design), der HTL Fulpmes (Lebenserhaltungsrucksack, Helmsystem, Flansche), der HTL Anichstraße (elektronische Komponenten wie z.B. Gestensteuerung) und dem BRG Imst (Funkdatenübertragung) mitentwickelt. Bis Juli 2009 stellen Schülerinnen und Schüler unter der fachlichen Leitung von ExpertInnen des Instituts für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck und des ÖWF einen ersten Konzept-Prototypen her, der 2010/11 bei simulierten Marsexpedition in der Arktis eingesetzt wird. „Das Neue an dem Anzug ist die eingebaute Intelligenz“, so Grömer.
„Aouda“ ist 45 kg schwer und verfügt über viele Besonderheiten: eine thermoelektrische Kühlung, eine Breitband-Wireless-Kommunikation, ein experimentelles Mensch-Maschine-Interface mit Gestik- und Sprachsteuerung und volle medizinische Telemetrie. Der Anzug kann mehrere Stunden am Stück sowohl in der Wüste bei bis zu +50°C als auch in der Arktis bei -25°C eingesetzt werden.
Die Entwicklungskosten betragen, dank des enormen Einsatzes freiwilliger professioneller Mitarbeiter, nur 30.000 Euro. Es handelt sich dabei um ein generation.innovation Projekt des BMVIT, co-finanziert durch den Tiroler Wissenschaftsfond. „Egal wie die erste Marsmission aussehen und zusammengesetzt sein wird, ein rot-weiß-roter Teil wird auf jeden Fall dabei sein“, freut sich Grömer. Auch die teilnehmenden Schulen sind von den Chancen der Kooperation überzeugt. „Die Schule lernt aus dem Projekt immens“, sagt HBLA Fachvorstand Prof. Werner Noack.