Innsbrucker Team erarbeitet Standardisierte Reifeprüfungsfragen

Wenn die Maturantinnen und Maturanten im heißen Monat Mai über ihren Aufgaben zur schriftlichen Reifeprüfung schwitzen, ist für das wissenschaftliche Team an der Universität Innsbruck der größte Stress vorbei.
WissenschaftlerInnen des Innsbrucker SRP-Teams um Carol Spöttl (1.v.r., sitzend)
WissenschaftlerInnen des Innsbrucker SRP-Teams um Carol Spöttl (1.v.r., sitzend)

Wenn die Maturantinnen und Maturanten im Mai über ihren Aufgaben zur schriftlichen Reifeprüfung in den lebenden Fremdsprachen schwitzen und den Lehrerinnen und Lehrern die Korrekturen noch bevorstehen, ist für das wissenschaftliche „Matura-Team“ an der Universität Innsbruck der größte Stress bereits vorbei. Dann nämlich hat die Gruppe um Carol Spöttl schon mehr als ein Jahr lang auf Hochtouren und unter Zeitdruck vorgearbeitet.

 

Zusammen mit österreichischen Lehrerinnen und Lehrern, die von den Innsbrucker Wissenschaftlerinnen in Kooperation mit der Universität Lancaster zu Test-Item-Writern ausgebildet werden, beginnt die „Standardisierte Reifeprüfung“ (SRP) mit der Entwicklung der Aufgabenstellungen. In einem ersten Feldversuch wird für jede einzelne Frage an etwa 100 Schülerinnen und Schülern getestet, ob der Schwierigkeitsgrad passt und die Anweisungen verständlich sind. Die gegebenenfalls überarbeiteten Fragen gehen danach in das sogenannte Standardsetting, innerhalb dessen Schulleiterinnen, Fachdidaktiker und Lehrkräfte überprüfen, ob die Aufgaben das im GERS („Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen“) geforderte Lehrplanniveau abfragen. Erst dann werden die (äquivalenten) Fragen zu Testheften (booklets) zusammengebunden und jegliche Zettelwirtschaft findet ihr Ende. Die Logistik und Durchführung der standardisierten Reifeprüfung liegt beim Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie).

 

„Standardisiert“ heißt also nicht nur, alle Schülerinnen und Schüler bekommen landesweit zum jeweils gleichen Termin die gleichen Fragen vorgelegt, sondern diese Fragen (einschließlich der Korrektur der Antworten) sind standardisiert nach psychometrischen Verfahren und validiert nach den Erfordernissen der Testtheorie; der Ausdruck „Zentral-Matura“ wäre daher verkürzend und irreführend.

 

Bereits seit 2006, in Vorbereitung des ministeriellen Pilotprojekts „Standardisierte Reifeprüfung“, erarbeitet das inzwischen auf rund 45 MitarbeiterInnen angewachsene Innsbrucker Team die Aufgaben in den Bereichen Hören/Hörverständnis und Lesen innerhalb der Fremdsprachen Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Russisch. Demnächst wird das Projekt ausgeweitet auf Griechisch und Latein. Das Dittmittelprojekt ist dem an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät angesiedelten „Arbeitsbereich für Didaktik der Sprachen“ zugeordnet, was eine enge Verknüpfung mit der wissenschaftlichen Didaktik gewährleistet. Für den Fall einer flächendeckenden, verbindlichen Einführung von SRP ist die Universität Innsbruck damit bestens gerüstet.

(ip)