Latein an der Hauptschule geht in die zweite Runde
Rektor Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle, Initiator des Projektes und selbst begeisterter Lateiner, ist davon überzeugt, dass Altsprachlicher Unterricht kein verstaubtes Bildungsgut aus längst vergangenen Tagen ist, sondern den Schülerinnen und Schülern von heute in vielerlei Hinsicht nützlich sein kann: nützlich für die souveräne Beherrschung der eigenen Muttersprache, nützlich für das Erlernen anderer Fremdsprachen, nützlich für das Verständnis der eigenen Geschichte und der europäischen Kultur insgesamt. „Bei dem Projekt handelt es sich um einen interessanten bildungspolitischen Versuch, das Ghetto, in das Latein lange Zeit eingesperrt war, aufzubrechen und auch für andere Schulen zu öffnen. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass das Projekt mit Unterstützung von Landesschulinspektor Dr. Reinhold Wöll und Landesrätin Beate Palfrader in diesem Jahr fortgesetzt werden kann“, so Töchterle im Rahmen einer Pressekonferenz vergangenen Montag.
Auch Landesrätin Dr. Beate Palfrader betonte, dass sie von Anfang an vom Projekt begeistert war, da feststellbar sei, dass der Lateinunterricht große Bedeutung sowohl für das Erlernen der Grammatik der deutschen Sprache als auch für das Erlernen von Fremdsprachen sei. Aus diesem Grund unterstützte sie in enger Zusammenarbeit mit Landesschulinspektor HR Dr. Reinhold Wöll das Projekt so maßgeblich, dass sich im vergangenen Jahr letztlich ca. 50 Kinder im Alter zwischen zehn und vierzehn Jahren für den freiwilligen Projektunterricht Latein anmelden konnten, um jeweils an einem Nachmittag in der Woche in die Welt von C. Julius Caesar und M. Tullius Cicero einzutauchen. Die Schulbücher für dieses innovative Vorhaben stellte der Braumüllerverlag (Wien) übrigens kostenlos zur Verfügung.
Positive Evaluationsergebnisse
Die postulierten Effekte haben sich bei den jungen Lateinerinnen und Lateinern durchaus eingestellt: Eine wissenschaftliche Evaluierung am Schuljahresende hat beispielsweise im Bereich der Muttersprache gezeigt, dass Grammatikphänomene, die auch im Lateinunterricht behandelt wurden, von den Schülerinnen und Schülern viel eher erkannt und beherrscht wurden als solche, die im ersten Jahr Latein noch keine Rolle gespielt haben. Auch eine gesteigerte Kulturkompetenz ließ sich etwa darin feststellen, dass die Kinder Rezeptionsphänomene wie die Anlehnung des Parlamentsgebäudes an der Wiener Ringstraße an antiken Vorbildern erkennen und erklären konnten.
Eine Schülerin der Hauptschule Kettenbrücke, die im vergangenen Schuljahr am Lateinunterricht teilgenommen hat, bestätigte im Rahmen der Pressekonferenz den Erfolg bei den SchülerInnen. „Mir hat der Lateinunterricht sehr gut gefallen, weil wir dabei etwas über alte Kulturen gelernt haben. Ich freue mich, dass Latein auch in diesem Jahr wieder bei uns an der Schule angeboten wird“, so Kathrin Taxer, die die zweite Klasse an der Hauptschule Kettenbrücke besucht.
Aufgrund der guten Erfahrungen soll das Projekt auch im Schuljahr 2009/10 fortgesetzt werden, wiederum getragen von Land Tirol und Universität Innsbruck. Neben den Hauptschulen Langkampfen, Maurach (Achensee), Hall (Dr. Posch) und Innsbruck (Kettenbrücke) ist nun auch die Hauptschule Vorderes Stubaital als Projektpartner dabei.