Universität im besten Sinn

Am Samstag diskutierte Rektor Karlheinz Töchterle mit den Studierenden in der Sowi-Aula. Er dankte ihnen dafür, dass es ihnen gelungen sei, die Zukunft der Hochschulen auf die Tagesordnung zu setzen. Er forderte aber auch alle anderen Uniangehörigen auf, sich direkt an der Diskussion zu beteiligen, um die ganze Breite der universitären Öffentlichkeit abzubilden.
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Rektor Töchterle diskutierte mit den Studierenden in der Sowi-Aula.

Am Samstagabend besuchte Rektor Karlheinz Töchterle die Studierenden in der Sowi-Aula, um mit ihnen über deren Aktion und die Zukunft der Hochschulbildung in Österreich zu diskutieren. Neben dem Rektor hatten die Studierenden auch die Politikwissenschaftlerinnen Claudia von Werlhof und Alexandra Weiss sowie den Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald eingeladen. Die zirka dreistündige, sehr sachliche Diskussion mit den ungefähr 300 Studierenden konzentrierte sich sehr stark auf die schlechten Rahmenbedingungen der Universitäten und Hochschulen. Rektor Töchterle betonte bereits am Anfang, dass eine breite und vorbehaltslose Bildungsdiskussion in Österreich dringend notwendig sei. „Ich bin den Studierenden dankbar dafür, dass sie es mit ihren Aktionen geschafft haben, die Themen BIldung und Hochschulen auf die politische Tagesordnung in Österreich zu setzen. Eine offene Diskussion über die Zukunft der Hochschulen fehlt seit Jahren und ist dringend notwendig“, so Karlheinz Töchterle. Dazu, wie diese Zukunft aussehen könnte, gäbe es unterschiedliche Ansätze. Das könne man derzeit auch in der Diskussion unter den Studierenden erkennen, in wieweit der Protest legitim ist, oder ob man dadurch Studierwillige vom Studium abhält.

Studien re-akademisieren

Der Rektor erklärte auch seinen Zugang zu Studiengebühren und Eingangsprüfungen. Hier hielt er fest, dass seine Auffassungen nicht unverrückbar seinen, dass jedoch die Universitäten derzeit an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und daher entschieden werde müsse, wie sowohl der Zugang als auch die Finanzierung der Hochschulen geregelt werden könne. In diesem Zusammenhang betonte er auch, dass eine Universität mehr sei als ein Ort der Berufsausbildung. „Wir Rektoren müssen stärker als bisher deutlich machen, was ein Universitätsstudium ist. Das hat etwas mit Leistungswillen und Exzellenz zu tun. In diesem Sinn sollten alle Bildungswilligen auf der Universität willkommen sein und es darf keine sozialen oder finanziellen Hürden geben. Es muss aber auch möglich sein, dass man dort, wo die Qualität und die Leistung nicht ausreicht, entsprechende Konsequenzen zieht. Letztlich geht es darum, dass überall dort, wo Universität draufsteht, auch Universität drinnen ist.“ In diesem Zusammenhang unterstrich Rektor Töchterle seine Skepsis gegenüber dem heimischen Weg hin zu Bologna: „Wir haben da wohl etwas zu schnell agiert. Qualität von Studien lässt sich nur schwer anhand von ECTS-Punkten und Work-Load bestimmen. Wenn ich über einen Brücke fahre, ist mir doch völlig egal, ob die Ingenieure, die das geplant haben, die notwendige Anzahl von ECTS-Punkten im Studium erworben haben. Mich interessiert nur, ob sie genug Wissen bei der Planung hatten, damit die Brücke nicht zusammenfällt. Daher müssen wir unsere Studien wieder re-akademisieren und die zunehmende Verschulung stoppen.“

Breite und pluralistische Diskussion wichtig

Im Laufe der Veranstaltung forderten die Studierenden einen breiten Diskussionsprozess innerhalb der Universität ein. Rektor Töchterle unterstrich dies: „Es gibt hier in Innsbruck, wie auch an den anderen Universitätsstandorten, durchaus unterschiedliche Meinungen zu den Hörsaalbesetzungen. Es wäre daher wünschenswert, dass sich möglichst viele Angehörige der Universität Innsbruck an diesen Diskussionen in der Sowi-Aula beteiligen und alle hier die Möglichkeit erhalten, ihre Argumente vorzubringen.“ Ein Wunsch, den auch die Besetzerinnen und Besetzer der Sow-Aula teilen, um den Diskussionsprozess breiter werden zu lassen.

„Erst eine solche bunte, facettenreiche Diskussion und die damit verbundenen notwendigen Kompromisse können letztlich zu einem gemeinsamen Handeln führen. In diesem Sinne ist das dann Universität im besten Sinne, in der Argumente gegeneinander abgewogen werden und daraus letztlich Handlungen folgen“, so Rektor Karlheinz Töchterle abschließend.

Die Universitätsleitung geht davon aus, dass die Sowi-Aula auch in den nächsten Tagen besetzt bleiben wird. „Wir sind dabei, möglichst viele Lehrveranstaltungen umzubuchen, sodass der Vorlesungsbetrieb auch für Sowi-Studierende aufrecht bleibt. Ich bin überzeugt, dass wir hier einen modus vivendi für alle finden werden“, erklärt Rektor Töchterle die Vorgangsweise für die kommenden Tage.