Auf mehr als einen grünen Zweig kommen

Im Rahmen des neuen Sparkling-Science-Projekts „Recycling the Green“ beobachten Innsbrucker SchülerInnen den Abbau von Chlorophyll in Blättern und Früchten. Bei der Analyse von bislang noch nicht untersuchten Pflanzen kommen sie gemeinsam mit WissenschaftlerInnen vom Institut für Organische Chemie auf mehr als einen grünen Zweig.
SchülerInnen des Bundesrealgymnasiums Adolf-Pichler-Platz und des Oberstufenrealgymna …
SchülerInnen des Bundesrealgymnasiums Adolf-Pichler-Platz und des Oberstufenrealgymnasiums Kettenbrücke forschen im Rahmen von „Recycling the Green“ am Institut für Organische Chemie.

Erst kürzlich publizierten ForscherInnen rund um Professor Bernhard Kräutler vom Institut für Organische Chemie in einer internationalen Fachzeitschrift ihre neusten Ergebnisse zum Thema Chlorophyll-Abbau: Es  konnte gezeigt werden, dass reife Bananen unter UV-Licht bläulich fluoreszieren, während dieser Effekt z.B. bei Äpfeln und verfärbten Blättern nicht sichtbar ist. Grund dafür ist die unterschiedliche Struktur von Chlorophyll-Abbauprodukten. Welche Bedeutung diese Ergebnisse haben und wie die Abbauprodukte anderer Pflanzen aussehen, ist allerdings noch nicht hinlänglich erforscht. „Die bisherige Forschung hat zahlreiche bedeutenden Ergebnisse geliefert, aber mindestens ebenso viele Fragen aufgeworfen. Im Rahmen unseres Sparkling-Science-Projekts bieten wir den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, etwas bislang völlig Unbekanntes gemeinsam mit uns zu erforschen“, erklärt  Dr. Thomas Müller, Koordinator des Sparkling-Science-Projekts „Recycling the Green“. Da sich die Arbeit im Grenzbereich zwischen Chemie und Biologie bewegt, ist auch das Institut für Botanik als Kooperationspartner miteinbezogen.

Zahlreiche beteiligte SchülerInnen

Am Projekt beteiligt sind mehrere Klassen des Bundesrealgymnasiums Adolf-Pichler-Platz und des Oberstufenrealgymnasiums Kettenbrücke. In einem Zeitrahmen von zwei Jahren sollen insgesamt rund 230 SchülerInnen angesprochen werden, betreut werden sie von WissenschaftlerInnen und Lehramtsstudierenden der Chemie. „Wir arbeiten mit mehreren fünften Klassen zusammen, die im Biologie- beziehungsweise im Chemie-Unterricht in Experimenten anschaulich an das Thema herangeführt werden. In dieser Phase möchten wir möglichst viele Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, sich in der siebten Klasse für die Wahlpflichtfächer Chemie oder Biologie zu entscheiden“, schildert der Wissenschaftler, der selbst mehrere Jahre Chemie unterrichtet hat. „Die WahlpflichfachschülerInnen setzen sich dann intensiver mit der Thematik auseinander und werden in die Forschungsaktivitäten an der Universität eingebunden“, ergänzt er.

Aufbruch in wissenschaftliches Neuland

Drei Wahlpflichtfach-Gruppen steigen bereits in diesem Wintersemester in das Sparkling-Science-Projekt ein: Die Jugendlichen sammeln zunächst Blätter, die mithilfe von MitarbeiterInnen des Instituts für Botanik bestimmt und eingefroren werden. Im Laufe des Schuljahres kommen die SchülerInnen dann an die Universität, um an den High-Tech-Geräten des Instituts für Organische Chemie unter wissenschaftlicher Aufsicht Pigment-Analysen durchzuführen. „Es gibt unzählige heimische Pflanzen, die noch nicht untersucht sind. Jeder und jede hat also theoretisch die Möglichkeit, etwas völlig Neues zu entdeckten“, so Müller. „Wir können durch die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern unsere personellen Ressourcen erweitern und wesentlich mehr Pflanzen analysieren als im regulären Betrieb. Im Gegenzug haben diese die Chance, an einem faszinierenden Problem wissenschaftlich mitzuarbeiten“, hebt er einen der vielen Pluspunkte der Initiative hervor. Als begeisterungsfähige Partner sind die SchülerInnen darüber hinaus wichtige Multiplikatoren des an der Universität erarbeiteten Wissens und potenzielle Studierende. „Die Zusammenarbeit wird für beide Seiten sehr bereichernd sein wird“, zeigt sich Müller überzeugt.

Ein weiterer, auch für FachdidaktikerInnen interessanter Aspekt am Projekt ist die Zusammensetzung der teilnehmenden Klassen: Da sowohl gemischt- als auch getrenntgeschlechtliche Klassen teilnehmen, erhofft man sich neue Erkenntnisse über genderspezifische Zugänge zur Naturwissenschaft. Eine Begleitung durch das Fachdidaktikzentrum für Naturwissenschaften West ist daher in Planung.

Sparkling Science

 

Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung fördert mit dem Programm Sparkling Science Projekte, in denen Schülerinnen und Schüler aktiv in den Forschungsprozess einbezogen werden. Die Vision der Initiative ist der Abbau struktureller Barrieren zwischen Bildungs- und Wissenschaftssystem in Österreich. „Die Universität Innsbruck war sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Auschreibung von Sparkling Science österreichweit überdurchnittlich gut vertreten“, freute sich die Vizerektorin für Lehre und Studierende, Margret Friedrich, bei der Kick-off-Veranstaltung zum Projekt „Recycling the Green“. Neben „Recycling the Green“ wurden an der Universität Innsbruck heuer vier weitere Projekte genehmigt: Regeneration bei freilebenden Plattwürmern (Institut für Zoologie), Im Dialog mit der Antike - Inscriptiones Antiquae (Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik), Frauen und Wettbewerb (Institut für Finanzwissenschaft), YiS - Youth into Science (Junge Uni / Alpine Forschungsstelle Obergurgl), Die Rottenburg - Eine historisch bedeutsame Festung in interdisziplinärer Sichtweise (Institut für Archäologien).

 

(ef)