Plattwürmern auf der Spur

Schülerinnen und Schüler der Praxisvolksschule Tirol helfen Innsbrucker Zoologen beim systematischen Vergleich von heimischen Plattwürmern. Diese wirbellosen Tiere sind für ihr ausgeprägtes Regenerationsvermögen bekannt. In dem von Dr. Bernhard Egger geleiteten Sparkling Science-Projekt werden die Volksschüler direkt in den Forschungsprozess einbezogen.
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Die Volksschülerinnen nehmen ersten Kontakt mit den Plattwürmern auf. (Foto: Egger)

An der Universität Innsbruck werden Plattwürmer seit über 80 Jahren systematisch erforscht. „Allerdings bevorzugt Arten aus dem Meer, von denen zahlreiche von Forscherpersönlichkeiten wie Otto Steinböck oder Reinhard Rieger entdeckt und beschrieben wurden“, erzählt der Zoologe Bernhard Egger. „Die Plattwurmfauna des Tiroler Raums wurde bisher aber nur vereinzelt charakterisiert. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Praxisvolksschule Tirol suchen wir nun freilebende Plattwürmer in heimischen Gewässern und bestimmen gleichzeitig die Wassergüte. So können wir deren geografische Verbreitung feststellen und mit den gefundenen Arten auch wertvolle vergleichende Regenerationsstudien durchführen.“

 

Viele Forschungsfragen noch offen


Nicht alle freilebenden Plattwürmer können gleich gut regenerieren, und manche überhaupt nicht. Das Regenerationsvermögen wurde bisher in nur einigen wenigen Plattwurmgruppen gut beschrieben. In vielen Gruppen gibt es noch keine oder nur unzureichende Studien. Erst durch einen systematischen Vergleich der Regenerationsfähigkeit innerhalb dieses Tierstamms können wichtige Fragen geklärt werden: Ist die hervorragende Regenerationsfähigkeit einiger Plattwürmer ein ursprüngliches Merkmal der Plattwürmer, oder wurde diese Eigenschaft im Laufe der Evolution mehrfach entwickelt? Welchen Nutzen hat Regeneration für die Anpassung an die Umwelt, und welcher Zusammenhang besteht zwischen asexueller Vermehrung und Regenerationsvermögen? Und schließlich: Warum können manche Tiere regenerieren, und andere nicht? All diesen Fragen gehen die heimischen Forscherinnen und Forscher nach, und werden nun im Rahmen eines Sparkling Science-Projekts von den Schülern dabei unterstützt. „Es ist dies das erste und bisher einzige Forschungsprojekt bei Sparkling Science mit ausschließlicher Beteiligung einer Volksschule“, freut sich Bernhard Egger.

 

Selbst Hand anlegen


Zur Einstimmung besuchten die Volksschüler im November die zoologische Forschungsstätte an der Universität Innsbruck. Hier durften sie die Elektronen- und Lasermikroskope bestaunen. Zur ersten Kontaktaufnahme mit „ihren Tieren“ kam es beim Füttern und Bestaunen der Plattwürmer unter dem Mikroskop. Anschließend durften die Kinder mit den Tieren auf Tuchfühlung gehen: Mit Pinseln und Bechern bewaffnet ging es ans Sammeln der Plattwürmer. Im Lohbach, nahe der Universität, wurden die Kinder unter Steinen sehr schnell fündig. Mit großer Begeisterung entdeckten die sie, dass selbst ein so kleiner Bach Heimat für etliche Tierarten ist. Unter Anleitung der Forscherinnen und Forscher kann nun jedes Kind an selbst gefundenen Tieren Regenerationsexperimente durchführen und den Regenerationsablauf verfolgen und dokumentieren.

 

Prickelnde Wissenschaft für den Nachwuchs


Das Wissenschaftsministerium fördert mit dem Programm Sparkling Science Vorhaben, in denen Schülerinnen und Schüler aktiv in den Forschungsprozess einbezogen werden. Die Vision der Initiative ist der Abbau struktureller Barrieren zwischen dem Bildungs- und dem Wissenschaftssystem in Österreich. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Innsbruck waren bei den ersten beiden Ausschreibungen überdurchschnittlich erfolgreich. Neben dem Plattwurm-Projekt wurden im Vorjahr fünf weitere Projekte bewilligt: Recycling the Green (Institut für Organische Chemie), Im Dialog mit der Antike - Inscriptiones Antiquae (Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik), Frauen und Wettbewerb (Institut für Finanzwissenschaft), YiS - Youth into Science (Junge Uni / Alpine Forschungsstelle Obergurgl) und Die Rottenburg - Eine historisch bedeutsame Festung in interdisziplinärer Sichtweise (Institut für Archäologien).

(cf)