Universitas quo vadis?

Unter diesem Motto beschäftigt sich im Sommersemester 2010 eine Veranstaltungsreihe an der Uni Innsbruck mit aktuellen Fragen zur Universität – insbesondere der geisteswissenschaftlichen Fächer – und ihrer gesellschaftspolitischen Funktion.
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Die Veranstaltungsreihe "Universitas quo vadis?" möchte die im Rahmen der Studierendenproteste entstandenen Diskussionen aufgreifen.

Die gemeinsam von der Philosophisch-Historischen, der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen und der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck unter dem Dach der Forschungsplattform Politik – Religion –Kunst  initiierte Veranstaltungsreihe entstand in Reaktion auf die Studierendenproteste im vergangenen Semester. „Wir wollten die Diskussionen, die durch die Studierendenproteste entstanden sind, kreativ nutzen und zum Anlass nehmen, um die Rolle der Geisteswissenschaften für die Gesellschaft auf einer breiten Basis zu diskutieren“, erklärt Prof. Brigitte Mazohl vom Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, die die Veranstaltungsreihe koordiniert. Organisatorisch unterstützt wird sie von Mag. Michaela Fahlenbock vom Internationalen Graduiertenkollegs "Politische Kommunikation von der Antike bis ins 20. Jahrhundert".

 

Selbstbewusste Wissenschaft

 

Prof. Brigitte Mazohl sieht ein Problem der Geisteswissenschaften darin, dass ihnen  im Laufe des 20. Jahrhunderts ihr „Diskursmonopol“ abhanden gekommen ist. „Im Vergleich zum 19. Jahrhundert, wo es auf der Grundlage der „Artes liberales“ ein geisteswissenschaftliches Propädeutikum für alle wissenschaftlichen Disziplinen gab, ist es für die Geisteswissenschaften im Laufe der Entwicklung der Universitäten schwer geworden, neben der angewandten Forschung, zum Beispiel in den Naturwissenschaften, zu bestehen. Natürlich auch, weil wirtschaftliche Interessen bei der Forschungsfinanzierung eine immer größere Rolle spielen“, beschreibt Mazohl. Die Bedeutung der geisteswissenschaftlichen Forschung wird laut der Historikerin derzeit zu wenig wahrgenommen. „Die Geisteswissenschaften müssen wieder selbstbewusster werden, schließlich basiert unser gesamtes kulturelles Leben auf geisteswissenschaftlicher Forschung. Unsere primäre Aufgabe ist es, den eigentlichen universitären Bildungsauftrag wieder in Erinnerung zu rufen“, so Mazohl.

 

Aus diesem Grund wurde der Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe auf die Fragen nach dem Stellenwert der Geisteswissenschaften in der Gesellschaft, den Beitrag der GeisteswissenschaftlerInnen zur positiven Entwicklung der Gesellschaft und dem damit verbundenen Bildungsauftrag der Universitäten gelegt. Zu diesem Thema wird auch eine Podiumsdiskussion veranstaltet, an der neben Rektor Karlheinz Töchterle und Vizerektorin Sonja Puntscher-Riekmann (Universität Salzburg) auch VertreterInnen des wissenschaftlichen Nachwuchses (Dr. Christina Antenhofer, Dr. Andreas Oberprantacher) und Studierende (Daniel Sailer und Mag. Andreas Wiesinger) teilnehmen werden.

 

Interdisziplinarität fördern

 

Daneben werden sich in wöchentlichen Vorträgen neben GeisteswissenschaftlerInnen auch ExpertInnen aus anderen Fachbereichen –Naturwissenschaftler, Juristen und Theologen – mit der Genese ihrer Fächer und deren gesellschaftlichen Aufgaben beschäftigen.

 

Auftaktveranstaltung

 

Den Auftakt zur Veranstaltungsreihe am 11. März macht Prof. Roman Siebenrock vom Institut für Systematische Theologie mit einem Vortrag zum Thema: Anwältin der Transzendenz. Theologie und die Idee der Universität.