Berufswunsch Rektorin
Aufgeregtes Stimmengewirr schallte Anfang März durch die Hallen der Universität Innsbruck. Schülerinnen und Schüler der Lernhilfe des Integrationshauses der Caritas in Innsbruck machten sich gemeinsam mit ihren Betreuern auf, um die Universität zu erkunden. Bis vor kurzem wussten die meisten von ihnen nämlich nicht, was eine Hochschule eigentlich ist und was dort passiert. Eine Tatsache, die die Leiterin der Jungen Uni Innsbruck Silvia Prock und Edin Handzo, Leiter der Lernhilfe des Integrationshauses der Caritas in Innsbruck, zu ändern beschlossen. „Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben universitäre Luft zu schnuppern.“, sind sie sich einig und sammeln die Kinder, um gemeinsam den Hausherrn, Rektor Karlheinz Töchterle zu besuchen. Die Spannung steigt als wir vor der Tür des Salons vom Rektor ankommen, und das Stimmengewirr wird merklich leiser. Gleich werden sie in die vornehme Räumlichkeit namens Salon eintreten. Der Hausherr der Universität öffnet die Tür und so manches Kind tritt etwas zögernd, aber neugierig ein: Alte Möbel, goldene Zepter in einem Schrank und HerrscherInnen auf lebensgroßen Gemälden erblicken sie.
Der Raum schaut nicht ungemütlich aus, die Süßigkeiten in der großen Schüssel und die Säfte tun ihr übriges dazu, man merkt die Kinder fühlen sich wohl. Rektor Töchterle begrüßt die JungforscherInnen, ermuntert sie, den Raum zu erforschen und beantwortet alle Fragen zu den Besonderheiten des Salons.
Erste „Lehrveranstaltung“ in einem echten Hörsaal
„Ich wollte schon immer wissen, wie es in einer Klasse auf der Uni ausschaut.“, zeigt sich eine 10jährige Schülerin mit Migrationshintergrund über die Größe des Raumes erstaunt.
Silvia Prock heißt die Kinder willkommen und erläutert ihnen das Forschungsziel der ersten gemeinsamen Lehrveranstaltung: Herausfinden was Universität ist. In Kleingruppen wird mit der Forschung auf spielerische Art und Weise begonnen und die Kinder erarbeiten so ihre ersten eigenen Forschungsergebnisse. Die erste Lehrveranstaltung ist in Windeseile vorbei, die JungforscherInnen statten dem stellvertretenden Vorsitzenden des Senats Walter-Michael Grömmer noch einen Besuch ab und werden anschließend von der Pharmazeutin Judith Rollinger durch ihr Labor geführt, wo es noch einiges zu entdecken gibt. Der erste Tag auf der Uni ist schnell vorbei, bald aber werden weitere, von WissenschaftlerInnen der Universität Innsbruck speziell konzipierte Lehrveranstaltungen folgen.
Abbauen von Berührungsängsten
Die Veranstaltungsreihe „Junge Uni multi culti“ eröffnet nun Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund die Möglichkeit, sich schon in jungen Jahren mit der Universität vertraut zu machen. „Eine wichtige Chance“, erklärt Edin Handzo: „Viele Eltern möchten, dass ihre Sprösslinge einmal eine bessere Ausbildung und einen guten Beruf bekommen.“ Die Scheu die Universität zu erkunden sei jedoch bei vielen Familien groß. „Durch die Kooperation mit der Universität Innsbruck aber werden soziale und gesellschaftliche Hürden und die daraus resultierenden Berührungsängste mit einer Hochschule bereits in Kinderjahren abgebaut“, freut sich Edin Handzo über die Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck.
Begeistert zeigen sich auch die Kinder. Eine 10 Jährige türkisch-stämmige Schülerin wird nach der Volksschule das Gymnasium besuchen und möchte danach auf die Universität. Denn ihr Berufswunsch ist klar: „Wenn ich groß bin möchte ich Rektorin werden!“