Kampf der Kulturen - Eine Kontroverse
Der Arbeitskreis Wissenschaft und Verantwortlichkeit veranstaltete gestern ein Streitgespräch zum Thema "Clash of Civilizations or Political Responsibility?". Die aus Australien stammende britische Politologin Stephanie Lawson diskutierte mit Anton Pelinka über den Stellenwert von Kultur als Konzept und als Motiv der Internationalen Politik.
Die Attentate vom 11. September hatten zu einem Wiederaufleben der These vom "Kampf der Kulturen" des Harvard-Professors Samuel Huntington geführt. Stephanie Lawson sprach in ihrem Beitrag von einem "cultural turn" der Internationalen Beziehungen. Die Rhetorik der "Neuen Weltordnung" kommt ohne Rückgriff auf die Gegenüberstellung von Kulturkreisen, die sich scheinbar unversöhnlich gegenüberstehen, nicht aus. Lawson zeigte aber, dass den "Kämpfen der Kulturen" handfeste Machtinteressen zu Grunde liegen. "Christians were more effective in killing each other", zitierte sie Fred Halliday. Lawson konnte durch jahrelange empirische Studien in Süd-Ostasien belegen, dass Kultur nicht Auslöser von Konflikten ist. Sehr wohl wird Kultur aber als Mittel der Politik instrumentalisiert. Stephanie Lawson arbeitete früher am Australian College of Defence and Strategic Studies und ist heute Professorin für International Relations an der University of East Anglia in Großbritannien.
Anton Pelinka zeigte sich gestern prinzipiell mit Lawson's Kritik an Huntington einverstanden. Er machte aber sehr wohl kulturelle Differenzen für den Erfolg oder Nichterfolg der Einführung von Demokratie mitverantwortlich. So ließe sich der Unterschied zwischen einem demokratischen System im kulturell heterogenen Indien und der Diktatur in Pakistan, laut Pelinka, nur unter Berücksichtigung kultureller Differenzen erklären.
Anton Pelinka zeigte sich gestern prinzipiell mit Lawson's Kritik an Huntington einverstanden. Er machte aber sehr wohl kulturelle Differenzen für den Erfolg oder Nichterfolg der Einführung von Demokratie mitverantwortlich. So ließe sich der Unterschied zwischen einem demokratischen System im kulturell heterogenen Indien und der Diktatur in Pakistan, laut Pelinka, nur unter Berücksichtigung kultureller Differenzen erklären.