Das Land der Seele
Heute wird im Museo Andersen in Rom eine Ausstellung mit über 70 Arbeiten des österreichischen Künstlers Herbert Reyl-Hanisch eröffnet. Die Schau enthält einige Bilder, die erstmals öffentlich zu sehen sind. Sie entstand unter der Kuratierung von Prof. Christoph Bertsch vom Institut für Kunstgeschichte der Uni Innsbruck.

Herbert Reyl-Hanisch (1898 - 1937) zählt heute zu den vielschichtigsten und wohl auch widersprüchlichsten Künstlern der Zwischenkriegszeit. Er verkörpert exemplarisch den politischen wie künstlerischen Zwiespalt der Ersten Republik. Seine Bilder stehen in engem Kontakt zur politischen Situation im Spannungsfeld zwischen Österreich, Deutschland und Italien. Neben einer Auseinandersetzung mit den realen Verhältnissen des ständestaatlichen Österreich, der Gewalt auf der Straße und den blutigen politischen Auseinandersetzungen sind viele Hauptwerke der frühen dreißiger Jahre Gegenbilder dazu: Gemalte Utopien als Verdeutlichung seiner Sehnsucht nach Erlösung, die aus der für ihn erschreckenden Gegenwart führen soll. Diese künstlerische Entwicklung hin zu einer fiktiven Harmonie, einer konstruierten Wirklichkeit, gereinigt von den Brüchen der realen Situation, zeigt eine erstaunliche Parallele zur politischen Situation der Zwischenkriegszeit mit der Ausschaltung demokratischer Institutionen, der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, der Errichtung des Ständestaates in Österreich oder der Herrschaft Mussolinis in Italien.
Das Ausstellungsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck, der Soprintendenza Speciale alla Galleria Nazionale d'Arte Modena, dem Museo Hendrik C. Andersen, dem Österreichischen Kulturforum in Rom, dem Land Vorarlberg und der Comune di Roma organisiert und dient nicht zuletzt der Vertiefung der kulturellen und wissenschaftlichen Kontakte der Universität Innsbruck zu Italien.