KLANGSPUREN - musikalische und politische Höhepunkte auf der SoWi

Auch heuer fanden im Rahmen der KLANGSPUREN wieder zwei spannende und überaus gut besuchte Veranstaltungen an der SoWi Innsbruck statt. Am Freitag gastierte mit dem Klangforum Wien eines der renommiertesten Ensembles für zeitgenössische Musik und am Sonntag konnte man den langjährig höchstkompetent fungierenden EU-Kommissar Franz Fischler zum Beitritt der Türkei hören.
Klangspuren
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Als Einstimmung auf das Konzert am Freitag sprach der Tiroler Gunter Schneider: In der Reihe "Komponisten hören Komponisten" hörte der schöpferisch experimentell ausgerichtete Komponist, Gitarrist und Hochschuldozent auf Klänge des Zeitgenossen Beat Furrer: Das Andere, das Eigene, das Vernehmen als Brücke...
Anschließend sorgte Österreichs faszinierendstes Ensemble für Neue Musik, das Klangforum Wien, bei den diesjährigen Klangspuren Schwaz für ein ungemein dichtes, packendes und lang umjubeltes Konzert in der SoWi Innsbruck. Der Gründer des Ensembles Beat Furrer dirigierte und hatte drei eigene Arbeiten mitgebracht ("Nuun", "Spur" und, als Uraufführung, "Invocation  III"). Des weiteren stand die Uraufführung des Furrer-Schülers Bernhard Gander ("Leim" für großes Ensemble) auf dem Programm. Das Stück nahm durch seine nicht nachlassende Intensität erregt vernetzter,  ständig anrollender Gestalten  ganz unmittelbar in Beschlag, auf weitere Werke des 35-jährigen Komponisten darf man in Zukunft höchst gespannt sein. Furrers höchst intensiv durchdifferenzierte, sowohl unmittelbare wie stets gebrochene Musiksprache bildete einen fesselnden Rahmen.

Brückenschlag der KLANGSPUREN zum Osten Europas
Zahlreiche interessierten Mitbürger und KLANGSPUREN-Besucher taten gut daran, sich dann am Sonntag zur üblichen Kirchgeher-Zeit aufzuraffen, um trotz schönstem spätsommerlichen Sonnenschein in den Hörsaal 2 der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, der SoWi Innsbruck, zu pilgern. Ganz im Sinne der Klangspuren-Programmierung 2004 - der Öffnung Richtung Osten Europas - war der langjährig höchstkompetent fungierende EU-Kommissar Franz Fischler zum Beitritt der Türkei zu hören. Fischler gelang es, in seiner gewohnt weitsichtigen Betrachtung gekonnt die Schwierigkeiten hervorzuheben, um die wir alle wissen und deren Erkennung die Basis für weitere Entscheidungen sein soll: Welche Gemeinsamkeiten soll dieses Europa überhaupt haben? Kulturelle, religiöse, geschichtliche oder geographische? Sollen die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei bis Ende diesen Jahres aufgenommen werden? Fischler unterstrich, dass diese Antworten sich erst einmal entwickeln müssen, bevor weitere Schritte konkret unternommen werden. Der Brückenschlag der KLANGSPUREN zum Osten Europas wurde hiermit nicht nur musikalisch sondern auch politisch, kulturpolitisch sozusagen, unternommen - eine weitere Ausdrucksmöglichkeit eines Festivals für Neue Musik, das seinen Auftrag auf verschiedenen Ebenen zu erfüllen sucht.

(bb)