Die Zukunft des eLearning

Nach der ersten Euphorie und vielen mehr oder weniger gelungenen Startversuchen beginnt nun eine Reflexionsphase in der Auseinandersetzung mit den neuen Lehr- und Lernformen. Am Donnerstag diskutierten VertreterInnen der Uni Innsbruck über die Rahmenbedingungen und Motivationsfaktoren für Qualitätssicherung in der Lehre.
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Noch immer herrscht bei vielen Lehrenden eine große Skepsis am Einsatz neuer Medien im Unterricht. Hier gelte es vermittelnd tätig zu werden und die Vorteile des eLearning noch deutlicher zu machen, betonte Prof. Eva Bänninger-Huber, Vizerektorin für Lehre und Studierende, am Beginn der Diskussion im Brennerarchiv. Dabei sei es keine Frage des Alters der involvierten Personen. An ihrem Institut, so Bänninger-Huber, sei der Einsatz neuer Medien in vielen Bereichen schon eine Selbstverständlichkeit. So sei etwa die Recherche im Internet unersetzbar, da psychologische Fachzeitschriften nur sehr spärlich in Innsbruck vorhanden seien.

Einheit von Forschung und Lehre

Der Stellenwert der Lehre im universitären Betrieb wurde von Prof. Wolfgang Fellin von der Arbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung in der Lehre und Prof. Peter Loidl, Molekularbiologe und vormals Forschungsvizerektor der Uni Innsbruck, zum Thema gemacht. Während Fellin die Einheit von Forschung und Lehre als grundlegende Prämisse für die universitäre Lehre und auch für den Einsatz von neuen Medien darstellte, ging Loidl so weit, das Humboldt'sche Ideal als nicht mehr zeitgemäß abzutun. Es gäbe niemanden der zugleich herausragender Forscher, hervorragender Lehrer, erfolgreicher Drittmitteleinwerber und großartiger Organisator sei. Deshalb wäre es sinnvoll die Universitätsreform auch dazu zu nutzen, neue Freiräume für Forschende und Lehrende gleichermaßen zu schaffen. "Die heilige Kuh der forschungsgeleiteten Lehre in allen Bereichen muss geschlachtet werden", so Loidl.

Kurssystem statt Seminarbetrieb

Für Wolfgang Meixner, Historiker und aktiver Nutzer von Neuen Medien, kommt es derzeit zu einem grundlegenden kulturellen Wandel. Der althergebrachte Seminarbetrieb werde im eLearning durch das angloamerikanische Kurssystem ersetzt. Dieses habe zahlreiche Vorteile, sei aber auch mit Nachteilen verbunden. Und über diese Nachteile des Kurssystems sollte auch gesprochen werden. Angesichts der zahlreichen nun erhältlichen Produkte müsse dringend auch über den didaktischen Wert von elektronischen Lehrmitteln gesprochen werden. Vieles, was derzeit als eLearning verkauft werde, nutze nämlich die besonderen Möglichkeiten der Neuen Medien gar nicht, sondern setze einfach alte Methoden elektronisch um.

Was ist E-tivities?

Vor der von Prof. Johann Holzner geleiteten Podiumsdiskussion referierte die weitum bekannte eLearning-Expertin Dr. Gilly Salmon über die Möglichkeiten des Online-Learning. Salmon lehrt am Centre for Innovation, Knowledge and Enterprise an der Open University Business School und ist Autorin von häufig eingesetzten Büchern zu den Themen E-Moderation und E-tivities. Am Nachmittag hatten heimische Praktiker die Möglichkeit in einem Workshop mit Gilly Salmon Erfahrungen auszutauschen und mehr zum Thema E-tivities zu erfahren. E-tivities ist ein Begriff den Gilly Salmon für ihr Konzept von interaktivem Online-Lernen geprägt hatte. (cf)