Natürliches Forschungslaboratorium Alpen

Am 1. Oktober 2005 trat Bernhard Fügenschuh eine Professur für Strukturgeologie und Geodynamik am Institut für Geologie und Paläontologie an.
Bernhard Fügenschuh
Bernhard Fürgenschuh

Neben Abstechern nach Südamerika und Neukaledonien standen und stehen die Alpen im Zentrum der Forschungen von Bernhard Fügenschuh. Die ausgezeichnete Breite und Dichte an geologischen Daten über die Alpen machen dieses Gebirge zu einem einmaligen natürlichen Laboratorium, in dem es immer wieder gelingt, durch Einsatz neuer Methoden und einem multidisziplinären Ansatz das bestehende Verständnis über die Bildung und Entwicklung dieses Orogens zu verändern und verbessern.

 

Verschiebung der Platten Europas dokumentiert

In Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz entwickelte und publizierte Bernhard Fügenschuh kürzlich ein Modell für den gesamten Alpenraum, das einen Polaritätswechsel der Tiefenstruktur gerade im Bereich der Brennerlinie dokumentiert. Während in den West- und Zentralalpen Frankreichs und der Schweiz Europa unter die südlich angesiedelte adriatische Platte abtaucht, zeigt sich in einem Schnitt durch die österreichischen Alpen östlich des Brenners genau das umgekehrte Bild.

 

„Das Schönste an der Grundlagenforschung ist, wenn sich in späterer Folge nicht anvisierte und mitunter unerwartete Anwendungen finden“, erklärt Bernhard Fügenschuh. So stellt etwa seine Dissertation zur „thermischen und kinematischen Analyse der Brennerabschiebung“ heute eine Grundlage bei den Voruntersuchungen zum Brennerbasistunnel dar. Und die Ergebnisse des internationalen EUCOR-URGENT (Upper Rhine Graben Evolution and Neotectonics) Projektes und die von Fügenschuh geleiteten Untersuchungen zur thermischen Entwicklung des Rheingrabens sind von direkter Relevanz für Projekte auf dem Gebiet der Geothermie einerseits – eine in Mitteleuropa im Aufbau befindliche Energieform –, besitzen aber auch große Aussagekraft bei der Endlagerung radioaktiver Abfälle.

 

Zur Person:

 

Bernhard Fügenschuh, 1962 in Innsbruck geboren, studierte an der Universität Innsbruck Erdwissenschaften und diplomierte 1991 am Institut für Mineralogie und Petrographie. Seine Doktorarbeit an der ETH Zürich beendete er 1995 und erhielt danach eine Post-doc-Stelle am Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Basel im Rahmen eines Projektes des schweizerischen Nationalfonds. In den Jahren 1999 bis 2005 war er als Oberassistent am selben Institut tätig, 2004 erhielt er die venia docendi für Geologie an der Universität Basel. Im Oktober 2005 folgte er einem Ruf an die Universität Innsbruck.