Johanna Dohnal warnt vor Stillstand in der Frauenpolitik
Bei ihrer Antrittsvorlesung vermittelte sie sehr lebendig die Stellung und das Ansehen von Frauen in der heutigen Zeit und macht auf schwerwiegende Probleme in der österreichischen Frauenpolitik aufmerksam.
Stillstand der Frauenpolitik
„Frauen mussten viel Widerstand leisten um so weit zu kommen wie sie jetzt sind“, erklärt Johanna Dohnal. Allerdings herrscht ihrer Meinung nach seit 1995 ein Stillstand in der österreichischen Frauenpolitik. Bei der Besetzung von Führungspositionen werden nach wie vor Männer bevorzugt mit dem Verweis darauf, dass es nicht genug Frauen gäbe, die diese Aufgaben wahrnehmen können. Bezeichnungen sind immer noch überwiegend männlich formuliert und Frauen sind beispielsweise bei den Doktoren und Juristen nur „mit gemeint“, aber die Titel werden weiterhin nicht gegendert.
Viel Arbeit für eine niedrige Pension
Nahezu beleidigend empfindet Johanna Dohnal die Zustände mit denen Frauen im Alltag konfrontiert sind. Neben einem niedriger bezahlten Teilzeitjob haben sie auch noch Kinderbetreuung und womöglich Altenpflege zu bewältigen. Und der Dank dafür ist eine niedrige Pension. Sie ist enttäuscht, welche strukturelle Wirkungsmacht das Geschlecht in unserer Zeit noch hat.
Sie machte in ihrer Vorlesung zudem auf den Widerspruch zwischen berufstätigen Müttern und Kindertagesstätten aufmerksam. Einerseits werden Mütter, die im Arbeitsleben stehen, als Rabenmütter bezeichnet, andererseits wird der Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen forciert, um Frauen den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen.
Johanna Dohnal gab mit dieser Rede einen Vorgeschmack auf ihre Gastprofessur in Innsbruck. In ihren Lesungen wird sie sich unter anderem mit der Frauenpolitik in Österreich ab den 70er Jahren und der Frage „ Wie schaut es in Österreich jetzt wirklich aus?“ auseinandersetzen. „Ich werde meine brennendsten Anliegen zur Sprache bringen“, so Johanna Dohnal gestern in einem vollbesetzten Kaiser Leopold Saal an der Theologie. Die Veranstaltung wurde organisiert von der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie und dem ALUMNI Verein der LFU Innsbruck. Unter den Festgästen waren u.a. Forschungs-Vizerektor Tilmann Märk, Dekan Fritz Plasser und Stadträtin Marie-Luise Pokorny Reiter.