Psychologie baut auf webbasierte Unterstützung in Lehre und Forschung
„Permanenter Platzmangel, Zeitverluste, technische Probleme etc. tragen dazu bei, dass die Lehre in unserem Fach, ein sogenanntes „Massenfach“ nur suboptimal verlaufen kann – dies geht auch zu Lasten der Studierenden“, erklärt der Leiter des Projekts, Prof. Pierre Sachse vom Institut für Psychologie. Von Seite der Studierenden berichtet auch der Projektkoordinator John Rauthmann, dass viele Studierende an den Zuständen im Fach Psychologie leiden: „Es gibt Massenabfertigungen, kaum individuelle Betreuung und überfüllte Räume – dies geht natürlich zulasten der Motivation, des Engagements und in der Folge auch der Lernleistung“.
Diesen Missständen wollen die beiden Psychologen nun mit ihrem e-learning-Projekt erste Abhilfe schaffen. „Das Verständnis, die Wiederholung, Vertiefung und Weiterführung von Inhalten aus Lehrveranstaltungen sollte in der Lehre angestrebt werden. Dies kann aber nur gelingen, wenn begleitende Kurse, Materialen, Foren etc. angeboten werden, die die Studierenden quasi im Selbststudium nutzen können“, so Sachse. Das e-Learning - Projekt stützt sich auf vier Säulen:
- Präsenzunterricht in der Vorlesung,
- wiederholende, vertiefende und weiterführende Materialien im e-campus,
- Forum zum Austausch der Studierenden untereinander und mit den e-Tutoren,
- zusätzliches vis-a-vis Tutorium durch e-TutorInnen für Fragen der Studierenden.
Das im Sommersemester erstmals für eine Vorlesung der Allgemeinen Psychologie verpflichtende e-Learning-Angebot umfasst Wiederholungen (Übungen, Aufgaben, Fragen, Arbeiten etc.) der Lehrveranstaltungsinhalte sowie Vertiefungen (durch Materialien, Zusammenfassungen, Veranschaulichungen, Medien etc.) zum Stoff. Optional können sich interessierte Studierende mittels aufbereiteter Dokumente auch weiter in die verschiedenen Bereiche vertiefen. Die drei e-Tutoren, Armin Kaser, Julian Kreutz und Christian Seubert, unterstützen die Inhalte der Lehrveranstaltung in themenbezogenen Foren und ermöglichen dort die Wiederholung, Vertiefung und Weiterführung der Lehrinhalte.
„Unsere Ziele auf Seiten der Lehre sind u.a. eine Optimierung und Effizienzsteigerung der Informationsvermittlung sowie eine bessere Betreuung der Studierenden. Durch die zahlreichen Wiederholungs-, Vertiefungs- und Weiterführungselemente in der webbasierten Lehre sollen die Studierenden einen „roten Faden“ erkennen und im Selbststudium lernen, sich kritisch und reflexiv mit verschiedenen Konzepten auseinanderzusetzen, diese zu integrieren sowie sich ganzheitlich und interdisziplinär an psychologische Frage- und Problemstellungen zu nähern“, erklärt Prof. Sachse. Dieses Konzept solle dazu beitragen, eine profundere akademische Ausbildung in der Psychologie zu gewährleisten.
Mit der Unterstützung der Abteilung „Neue Medien und Lerntechnologien“ wurde für die Allgemeine Psychologie im Wintersemester 2009/2010 bereits ein Folgeprojekt genehmigt, das auf den Erfahrungen des Pilotprojekts in diesem Semester aufbaut. „Unser Konzept könnte bei Erfolg auch für andere Fachbereiche mit so genannten „Massenfächern“ angewandt werden“, ist Prof. Sachse überzeugt.
Webbasierte Forschung: PSYCHLab online
Neben dem e-Learning-Angebot können am Institut für Psychologie zukünftig auch Forschungen online durchgeführt werden. Dafür wurde kürzlich von John Rauthmann das Online-Portal PSYCHLab online eingerichtet, das es Studierenden erlaubt, sich für Laborstudien zu registrieren sowie auch Online-Fragebögen auszufüllen.
„Online-Studien bieten viele neue und interessante Forschungswege, sind zugleich auch ökonomischer und zeitsparender als herkömmliche paper-pencil-Bögen, die noch per Hand in ein statistisches Auswerteprogramm eingegeben werden müssen“, erklärt Rauthmann. Durch das Portal können nicht nur einzelne Bögen benutzt werden, sondern es besteht auch die Möglichkeit Tagebuchstudien einzurichten, die die TeilnehmerInnen über einen Zeitraum von einigen Wochen ausfüllen könnten. Prozesse und Dynamiken im Bereich von Kognition, Emotion, Motivation und Persönlichkeit – z.B. Sozialisationsprozesse und Persönlichkeitsentwicklung – könnten so besonders gut analysiert werden.