Mechatronik: Gemeinsam in die Zukunft
Unmittelbar nach dem Amtsantritt der neuen Landesregierung wurden im vergangenen Jahr auch Weichen in die Zukunft gestellt. Im Bereich Wirtschaft und Technologie wurde eine Technologie-Offensive ausgerufen, deren Ziel es ist, die Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Technik zu verbessern und damit den Standort Tirol nachhaltig zu stärken. In einem Pressegespräch stellten Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf und Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg dieser Tage gemeinsam mit Vertretern der Universitäten und der Wirtschaft einen der zentralen Eckpunkte diese Initiative vor: Die universitäre Mechatronik-Ausbildung. „Eine grundlegende, breit aufgestellte, universitäre Ausbildungsschiene im Bereich Mechatronik fehlte bisher in Tirol. Doch sind gerade die technischen Ausbildungsrichtungen von zentraler Bedeutung für die Entwicklung Tirols“, so die Wirtschaftslandesrätin. Landesrat Bernhard Tilg ergänzte: „Denn in Tirol haben wir einen Mangel an entsprechend ausgebildeten Fachkräften in den Bereichen Mechatronik, Maschinenbau und Elektrotechnik. Diese Disziplinen sind aber die Grundlage für zukunftsreiche Berufe in der Umwelttechnik, im Sektor „Erneuerbare Energie“ und in der Medizintechnik. Tirol muss ein Hoch-Technologie-Land werden. Hier müssen wir Beschäftigung und Jobs schaffen. Deshalb muss Tirol bei der Ausbildung sowie bei der Forschung und Entwicklung nachziehen.“
Nachhaltige Förderung
In den kommenden fünf Jahren wird das Land Tirol rund 6 Millionen Euro in die universitäre Mechatronik-Ausbildung investieren. Kernstück sind dabei drei Stiftungsprofessuren in den Bereichen Elektrotechnik/Elektronik, Regelungstechnik/Prozessautomatisierung und Maschinenbau, die an der UMIT und der Universität Innsbruck etabliert werden. Bereits im Herbst werden die UMIT in Hall und die Universität Innsbruck auf Basis eines Kooperationsvertrages mit dem Projekt eines Bachelorstudium Mechatronik starten, das zunächst für 25 – 30 Studierende angeboten werden soll. Darauf aufbauend wird die UMIT dann ab Herbst 2012 zwei Masterstudiengänge (Mechatronik und Medizintechnik) entwickeln. Bereits im heurigen Herbst startet das Masterstudium Domotronik an der Universität Innsbruck. Darüber hinaus werden die beiden Universitäten Doktoratstudien der Technischen Wissenschaften anbieten. „Damit wird eine, von der Politik und den ansässigen Unternehmen lange Zeit monierte Lücke in der Technik-Ausbildung in Westösterreich geschlossen. Besonders wichtig und begrüßenswert ist die Einbindung von Tiroler Technologieunternehmen, ohne die ein solcher Studiengang kaum vorstellbar wäre. So werden leitende MitarbeiterInnen dieser Firmen Spezialkurse abhalten und den Studierenden Lehrwerkstätten bei Partnerunternehmen zur Verfügung gestellt“, betonte Prof. Arnold Tautschnig, Dekan der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften.
Neue Wege an der Baufakultät
Angesiedelt werden diese neuen Studienangebote und die Kooperation an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften, die derzeit an der Ausweitung ihres Lehr- und Forschungsfeldes in Richtung „intelligente Gebäude“ arbeitet. Ziel ist es, die Planung, Schaffung und Adaptierung von Gebäuden zu planen, zu adaptieren oder neu zu bauen, die den aktuellen und zukünftigen Ansprüchen hinsichtlich Funktion, Sicherheit und Komfort bei optimaler Nutzung der erforderlichen Ressourcen genügen. Wichtig dabei ist einerseits die Anwendung und Weiterentwicklung von Technologien zum sparsamen und effizienten Einsatz der benötigten Energie und andererseits die intelligente Nutzbarmachung des vorhandenen Potenzials an erneuerbaren Energien. Damit versucht die Baufakultät einen Beitrag zur Lösung bzw. Milderung eines aktuellen und wohl auch längerfristigen gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Problems - der umweltfreundlichen und kostengünstigen Bereitstellung von Energie sowie deren effizienten Nutzung - zu leisten. Im Bereich erneuerbare Energiequellen, insbesondere hinsichtlich der Nutzung von Wasserkraft kann die Innsbrucker Baufakultät auf eine lange Tradition verweisen. Daneben sind aber in den letzten Jahren auch die Nutzung von Geothermie, Biomasse, Wind und Sonne zunehmend in den Fokus von Lehr- und Forschungsaktivitäten der Fakultät gerückt.
Das intelligente Gebäude
Mit Beginn des Wintersemesters 2009/10 wird das Studienangebot an der Fakultät durch das neue Masterstudium Domotronik entscheidend erweitert. Dieses in Österreich einzigartige Studium befasst sich mit der intelligenten Vernetzung der Haus-, Energie- und Kommunikationstechnik. Ziel dabei ist es, vom energieeffizienten, über das energieautarke, zum Energie erzeugenden Gebäude zu gelangen ohne dadurch Einbußen hinsichtlich Komfort und gesunde Umgebung in Kauf nehmen zu müssen. Das Masterstudium Domotronik ist interdisziplinär und umfasst Module aus den Bereichen Bauingenieurwissenschaften, Maschinenbau, Elektrotechnik, Elektronik und Informatik. Es richtet sich vor allem an Absolventinnen und Absolventen der Bachelorstudien Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Maschinenbau, Elektrotechnik sowie Mechatronik, Physik und anderer facheinschlägiger Studien. Schwerpunkte des Studiums liegen in den Bereichen der Bau- und Haustechnik zur effizienten Nutzung der zum laufenden Betrieb von Gebäuden erforderlichen Energie aber auch zur Nutzung von Gebäuden zur Energiegewinnung, der Integration von Elektronik, Elektro- und Kommunikationstechnik in Gebäuden und der intelligenten Vernetzung und Steuerung der verschiedenen gebäudetechnischen Komponenten mit dem Ziel gänzlich neue Gebäudefunktionalitäten zu schaffen.
Domotronik: Neues Studium, einmalig in Österreich
Das Masterstudium Domotronik befähigt die Absolventinnen und Absolventen durch die Verbindung von theoretischen und praktischen Fertigkeiten aus den Bereichen Bauphysik, Haustechnik, Energie- und Wärmetechnik, Steuerungs-, Regelungs-, Prozess und Messtechnik, Informatik, Automatisation, Robotik, Elektrotechnik und Elektronik domotronische Systeme zu entwerfen und zu konstruieren, die eine Realisierung von „intelligenten Gebäuden“ ermöglichen. Hier wird auch der oder die künftige InhaberIn des Stiftungslehrstuhls des Landes Tirol („Grundlagen des Maschinenbaus“) einen Arbeitsschwerpunkt setzen. Das Masterstudium bildet durch seine fächerübergreifendeAuslegung eine exzellente Grundlage für die Berufspraxis. Es dient auch als Voraussetzung für eine Tätigkeit als IngenieurkonsulentIn im einschlägigen Fachbereich und als Grundlage für ein Doktoratsstudium der technischen Wissenschaften. Die Einführung eines Masterstudiums Domotronik garantiert der Universität Innsbruck ein Alleinstellungsmerkmal und gibt der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften ein unverwechselbares, zukunftsweisendes Profil.