Studierende präsentierten Karton-Turm in Paris
Der 9,98 m hohe Turm, dem die Studierenden den Namen „Cardboard Tower“ gegeben haben, besteht aus 92 Einzelelementen, die aus 28 mm starker Wellpappe gefertigt wurden. Mit mehr als 300 Schrauben zusammengefügt wiegt der Turm knapp 280 Kilogramm. Der Karton ist unbehandelt, und kann somit nach Ablauf seiner Lebensdauer wieder in den Recyclingzyklus eingegliedert werden. „Die Idee entstand durch meine Mitgliedschaft bei ArchiWASTE. Dort erzeugen wir seit Jahren Versuchsbauten aus verschiedenen billigen Materialien und arbeiten auch immer wieder mit dem Material Karton“, erklärt DI Rupert Maleczek vom Arbeitsbereich für Konstruktion und Gestaltung der Uni Innsbruck, der die Idee zu dem Projekt hatte und die Lehrveranstaltung leitete. Guillaume Bounoure und Chloe Geneveaux von ArchiWASTE unterstützten ihn bei der Entwicklung des Projekts und bei der Kommunikation mit der Museumsleitung in Paris.
Einfache Herstellung
Der Entwurf des Cardboard Towers entwickelte sich aus einem einfachen Streifen, an dem Knickachsen in wechselnden Winkeln aufgetragen werden, um die das Material gefaltet wird. „Um einen Turm zu erzeugen, musste sich der Streifen innerhalb eines Winkels von 360 Grad bewegen. Als Ausgangspunkt wurde ein vertikales Element definiert, vom dem aus der Streifen in beide vertikalen Richtungen entwickelt wurde. Aus diesen vier Bedingungen entwickelte sich die Geometrie des Turms“, so Maleczek. Diese Geometrie des geknickten Bandes erlaubt den Turm aus einfachen Streifen und somit aus Plattenmaterial ohne viel Verschnitt zu produzieren. Nach der Konzeption wurden die einzelnen Elemente in der Architekturwerkstätte an der Uni Innsbruck gefertigt. „Die Teile wurden mit CNC-Technik gefräst, händisch nachbearbeitet und mittels Schraubverbindung zusammengefügt“, beschreibt Maleczek.
Carton Plein!
Erstmals präsentiert wurde der „Cardboard Tower“ in der Ausstellung Carton Plein! in der Cité Chaillot (Cité de l´architecture et du patrimoine) Paris. „Am Bauplatz – der Escalier Rose (rosa Treppe) – kommen die Raum bildenden Qualitäten des Turms voll zur Geltung. Da die Konstruktion durch ihre Geometrie ständig neue Sichtachsen und so neue Blickfelder eröffnet, ermöglicht sie dem Besucher durch seine Bewegung, den Raum neu zu entdecken“, erklärt Maleczek. Der Turm ist um wenige Zentimeter niedriger als die Oberkante der Brüstung im obersten Geschoss, durch das die Treppe auch im Regelfall betreten wird. „Erst nach dem Betreten des Raumes wird seine Präsenz wahrgenommen und lockt den Betrachter von Neugierde geleitet in die Untergeschosse. Auf diese Weise erfüllt der Turm seine Funktion als Leitsystem für die Ausstellung in optimaler Weise“, so Maleczek.
Schneller Aufbau
Da der Turm so konzipiert ist, dass er in zerlegtem Zustand zu einem Paket von 1,50 x 0,80 x 3,60 Meter gestapelt werden kann, war der Transport zur Ausstellung in Paris relativ einfach. „Die Firma Buchbinder hat uns dazu kostenlos einen Transportwagen zur Verfügung gestellt“, berichtet Maleczek. Auch der Aufbau ging relativ schnell: Die Einzelteile des Turms wurden von 9 Studenten in nur einem Tag zusammengebaut. Dabei erleichterte die Wendeltreppe den Zugang in jeder Höhe des Turms, und ersetzte so das Gerüst. Durch Drehen und Verschieben des Turms konnte man die Einzelteile leicht von der Treppe aus montieren.
Voller Erfolg
Die Präsentation des Cardboard Towers im Rahmen der Ausstellung in Paris war ein voller Erfolg. „Dafür möchte ich mich bei den Studierenden bedanken, die großen Einsatz gezeigt haben und zum Teil sogar ihre Weihnachtsferien geopfert haben. Außerdem bedanke ich mich bei DI Conrad Brinkmeier vom Arbeitsbereich Holzbau am Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften, der uns bei der Tragwerksplanung in statischer Hinsicht unterstützt hat, und bei Prof. Eda Schaur, die uns sowohl finanzielle Unterstützung durch das Institut ermöglichte, als auch mit Rat und Tat zur Seite stand“, so Maleczek. Unterstützt wurde das Projekt durch die Finanzierung der Reise- und Aufenthaltskosten auch vom Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck.