„Das Wie wird immer wichtiger als das Was!“

Mit über hundert ZuhörerInnen gut gefüllt war am Donnerstagabend der Große Hörsaal der Baufakultät der LFU, als Landesumweltanwalt DI Sigbert Riccabona im Rahmen eines „Plattform Wasserbau Innsbruck“ (PWI)-Vortrages über die „Nutzung der Tiroler Wasserkraft im Rahmen einer nachhaltigen Energiepolitik des Landes Tirol“ sprach.
Landesumweltanwalt DI Sigbert Riccabona
Landesumweltanwalt DI Sigbert Riccabona

Die öffentliche Diskussion der letzten Wochen und Monaten zum Thema Kraftwerksaus- bzw. –neubau verlief hitzig und teilweise unsachlich, wie Riccabona in seinen Ausführungen seine Meinung darlegte. An die Stelle emotionaler Auseinandersetzungen über etwaige Bauvorhaben solle ein sachlicher Diskurs über die Energieversorgung treten.

 

Balance zwischen behutsamem und energischem Vorgehen

 

Nur auf der Basis einer gesunden Umwelt mit reichhaltiger Naturausstattung ist für Riccabona hohe Lebensqualität möglich. In diesem Sinne verstehe er auch die Aufgabe des Landesumweltanwaltes nicht als die eines Anwaltes der Natur, sondern als Anwalt nachhaltiger Lebensqualität der Tiroler Bevölkerung. „Energiewirtschaftliche Fragestellungen müssen wieder stärker betont werden. Wasserkraft und der Bau neuer Kraftwerke sind nur zwei Aspekte von Energie- und Umweltpolitik, darüber hinaus muss in größeren Dimensionen gedacht und der Nachhaltigkeit Genüge getan werden“, so Landesumweltanwalt Riccabona.

 

Visionen für die Zukunft gefragt

 

Bereits 1993 entwarf das Land Tirol sein Energieleitbild, 2000 wurde es überarbeitet und soll in dieser Form bis ins Jahr 2020 gültig sein. Laut Riccabona müsse dieses Energieleitbild nun auch in der Praxis berücksichtigt werden. Auch kritisierte er, dass das Leitbild ZukunftsRaum Tirol des Landes, welches sich mit den wesentlichen Fragen der räumlichen Entwicklung und der Raumordnung Tirols befasst, das Thema Energie gänzlich ausspare.

 

Einbindung aller Betroffenen

 

Besonders seit der Rio-Konferenz 1991 und durch die Agenda 21 müssen in Zukunft Energiefragen in einem lokalen wie globalen Konnex beantwortet werden, soziale, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen vermehrt berücksichtigt werden, ist Riccabona überzeugt. Geltendes Österreichisches Recht sei darüber hinaus mit EU-Recht zu koordinieren, auch dadurch ergäben sich Reibungspunkte. Zuletzt hielt Riccabona fest, dass in den letzten 20 Jahren sich die Öffentlichkeit zu wenig Gedanken über Energieengpässe gemacht habe, dieses Versäumnis sei nun aufzuarbeiten.

 

PWI-Vorträge wie jener von Landesumweltanwalt DI Sigbert Riccabona sind interdisziplinäre Vorträge im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen, die vom Institut für Wasserbau, dem IWI-Förderverein und dem Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein organisiert werden.

 

Die nächsten PWI-Vortragsveranstaltungen (jeweils um 18.00 Uhr im Großen Hörsaal der Baufakultät, Technikerstraße 13):

 

Donnerstag, 10. November 2005. Univ.-Prof. Dr. Ing. Theodor Strobl, Technische Universität München, Wasserbau und Wasserwirtschaft zum Thema „Die Wirkung von Speichern auf den Hochwasserrückhalt“.

 

Donnerstag, 1. Dezember 2005: Dipl.-Ing. Johann Aichinger, Bernard Ingenieure ZT GmbH, Hall in Tirol, Geschäftsbereichleiter Wasser und Energie zum Thema „Realisierung von Wasserkraftprojekten in Buthan“

 

Donnerstag, 19. Januar 2006: Dr. Ing. Wolfgang Kron, Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, München zum Thema „Hochwasserschäden aus der Sicht der Versicherer“

 

Der Eintritt zu den PWI-Vorträgen ist öffentlich und frei.