Der Brenner – ein Ort der Begegnung
Der Brenner ist ein Ort von internationaler Bedeutung. Bekannt ist er nicht nur als der meist befahrene Alpenpass sondern auch als eine der vormals schwierigsten Grenzen Europas. Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsarbeit des Archivs für Baukunst der LFU Innsbruck und des Kuratoriums für technische Kulturgüter in Südtirol. Sie thematisiert erstmals das Bauensemble rund um den ehemaligen Schlagbaum an der Brennergrenze. Die Entstehungsgeschichte des Gebäudeensembles an der so genannten Schicksalsgrenze von 1918 und der Veränderungsprozess des Grenzortes bis zur Aufhebung der Kontrollen durch das Schengener-Abkommen 1998 werden im politischen und kulturellen Kontext dargestellt. Historische und aktuelle Fotografien, Pläne und Dokumente geben Einblick in eine Alltagskultur jenseits von gewohnter Alltäglichkeit und Normalität.
Brenner als Bindeglied und Einkehrstätte
„Der Brenner muss eine Stätte der Begegnung zwischen Nord und Süd werden. Wir müssen den Brenner mit Leben erfüllen und ihn nicht musealisieren,“ erklärte der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder bei der Eröffnung der grenzüberschreitenden Ausstellung vor dem zahlreich erschienen Publikum von dies- und jenseits der ehemaligen Grenze. Der Brenner stehe heute für Zusammenarbeit und ist ein Bindeglied zwischen den Ländern, klang in den verschiedenen Stellungnahmen durch. Als sein persönliches politisches Highlight bezeichnete Durnwalder den 1. April 1998, als er nach Inkrafttreten des Schengener Abkommens gemeinsam mit Altlandeshauptmann Weingartner die Grenzbalken abnehmen durfte. „Der Brenner soll seiner Tradition als Einkaufs- und Einkehrstätte wieder gerecht werden“, pflichtete der Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa seinem Südtiroler Amtskollegen bei.
Technologietransfer über den Brenner forcieren
Rektor Manfried Gantner maß der Forschungsarbeit und dem damit verbundenen Technologietransfer zwischen den Landesteilen besondere Bedeutung zu. „Der Brenner muss mehr als nur Durchzugsstätte werden“, so Ganter: „Die Europaregion Tirol ist zu einer selbstbewussten, starken Einheit mit Vorbildwirkung für andere vergleichbare Regionen in Europa geworden. Beide Länder jenseits und diesseits des Brenners profitieren vom intensiven Güter- und Informationsaustausch und nutzen aktiv die neuen Freiheiten in der Europäischen Union“. Rainer Graefe vom Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege der LFU Innsbruck forderte zu einem respektvollen Umgang mit dem Ort auf und trat gleichzeitig für eine Rekultivierung der Passlandschaft ein.
Brenner als Erinnerung an ein Europa der Grenzen
Für Wittfrida Mitterer, Herausgeberin des Ausstellungskatalogs „Grenze-Brenner-Pass“ (Athesia-Verlag), ist das historische Kernensemble rund um den ehemaligen Schlagbaum mit seinen, vor allem in der Zeit des Faschismus entstandenen, Grenzbauten ein Unikat in Erinnerung an die Schicksalsgrenze von 1918 und an das Europa der Grenzen. Der Brenner ist europaweit ein einzigartiges Zeugnis echter gelebter Alltagskultur an der Grenze. Die Gebäude stehen heute teilweise funktionslos herum. Mit der Ausstellung ist jetzt eine Impulswirkung verbunden, die dazu anregen soll, im Rahmen eines wohlüberlegten Konzepts, Alt mit Neu kreativ zu integrieren.
Tirolensie der besonderen Art
Alfons Gruber, Leiter des Athesia-Verlags, betonte den Stellenwert, der den technischen Kulturdenkmälern als Bestandteil des öffentlichen Kulturguts zukomme. Die Publikation sei eine Tirolensie der besonderen Art, da mit dem Brenner erstmals ein Thema aufgegriffen werde, das den Veränderungsprozess des Grenzortes beleuchte und ihn in einen kulturellen, zeitgeschichtlichen und politischen Kontext stelle.
Der Eröffnungsfeier im Adambräu ging eine Anreise in einem historischen Sonderzug (Abfahrt vom Bahnhof Brenner) voran. Die Ausstellung, die bis zum 1. Februar 2006 zugänglich ist, wird von historischen Wegmarken begleitet, die auf der Brennerautobahn in 22 Rast-Stationen von Brenner bis Modena über den Autobahnbau in den Sechziger- und Siebzigerjahren erzählen.