Wenn Europa ein Fahrrad wäre….
Auf Einladung der IntitiativGruppe Alpbach Innsbruck, des Instituts für Politikwissenschaft und des Clubs Alpbach Südtirol versammelten sich kürzlich, dem 25. April, rund 250 Besucher im Kaiser Leopold Saal der Theologischen Fakultät, um einer Podiumsdiskussion mit Franz Fischler, Heinrich Neisser und – den für Christoph Gerin-Swarovski eingesprungenen - Ferdinand Eberle zu lauschen.
Unter der gewohnt professionellen Moderation durch Michael Sprenger von der Tiroler Tageszeitung spannten die Diskutanten zum Thema „Wirtschaftliche Integration ohne politische Integration – die EU auf dem Weg in die Sackgasse“ in einer lebhaften Gesprächsrunde einen ebenso breit facettierten Bogen, wie die Europäische Union als solche und der Gedanke eines vereinten Europas nun eben ist. Ein wichtiger Themenkomplex stellte dabei natürlich die Diskussion um die EU als Beschäftigungsgarant dar, wobei man sich vor den neuen wirtschaftlichen Großmächten im Osten nicht zu fürchten brauche, wenn Europa sein wichtigstes Asset – hoch gebildete und qualifizierte Arbeitskräfte – weiter entwickeln würde. Aber auch hierzu haben Europas Staaten unterschiedliche Lösungsansätze. Franz Fischler stellt dabei die stark zentralistisch dominierte Diskussion um den Standort der künftigen Eliteuniversität den irischen und finnischen Bemühungen zur Kooperation zwischen Staat, Wirtschaft und Wissenschaft als gleichwertige Partner gegenüber, die bisher von mehr Erfolg gekrönt waren.
Chance für Europa
Weitere Schwerpunkte galten der Verfassungsdiskussion und der Erweiterung. Prof. Neisser bat dabei in Hinblick auf die Gestaltung Europas zu bedenken, dass sich vor allem auch die westeuropäischen Staaten in einer Transformationsphase befinden: „Chirac wird gehen, Blair wird gehen. Berlusconi will nicht gehen“. In Angela Merkel sieht Neisser eine Chance für Europa, insgesamt müsse man abwarten, welche Stellung die künftigen Machthaber Westeuropas der EU beimessen würden. Fischler mahnt, dass man vorsichtig mit der an die EU herangetragenen Rolle als Allheilmittel umgehen müsse, weil Krisenzeiten bisher immer zu einer Stärkung des Nationalstaats geführt hätten. Neisser stieß ins gleiche Horn, indem er anmerkte, dass „Positives immer aus Wien käme“, während negative Aspekte zumeist der EU zugeschrieben würden. Für Steigerungen bei den Skiliftkarten die EU verantwortlich zu machen, sei eine ausgemachte Dummheit.
Die Diskussion stellte den Auftakt der Stipendienaktion der InitiativGruppe Alpbach Innsbruck (e.V.) dar. Hauptzweck der universitätsnahen, aber unabhängigen studentischen Initiative ist es, jährlich rund 25 Studierenden die Teilnahme am Europäischen Forum Alpbach zu ermöglichen. Bis einschließlich 31. Mai können Studierende an den beiden Innsbrucker Universitäten und an den Fachhochschulen sich um ein Stipendium für das Europäische Forum Alpbach 2006 bewerben. Voraussetzung ist eine gültige Inskription und Erfüllung der Bewerbungskriterien (Lebenslauf, Motivationsschreiben und kreative Bewerbungsarbeit zum Generalthema des Europäischen Forums 2006).