High-Tech-Date: strategisches Patentmanagement

Das Patent schützt den Erfinder und bildet die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von High-tech-Unternehmen. 20 Jahre Quasi-Monopol im Abtausch gegen die Veröffentlichung eines Bauplans, gibt das Patentrecht als Leitsatz vor.
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Die Verwertung der Erfindung ist mit vielen Fragezeichen verknüpft. Kann ich meine Erfindung durch Geheimhaltung schützen? Kann ich mit einem Patent allein einen ausreichenden Schutz generieren? Kann ich mir einen Patentstreit in den Vereinigten Staaten überhaupt leisten?

Antworten auf dieses Fragen gab am Mittwoch Abend das High-Tech Date "Strategisches Patentmanagement in technologieorientierten Unternehmen am Beispiel der Plansee SE", das vom Gründerzentrum CAST gemeinsam mit dem Life Science Cluster Tirol und den beiden Clusterinitiativen Mechatronik Tirol und Technogate organisiert wurde. Über 30 Teilnehmer fanden sich im ICT-Park an der Technik ein und folgten begeistert den praxisorientierten Referaten.

 

Patente: Die "Basics"

Dr. Markus Oberparleiter, Patentberater beim CAST, führte in die Grundlagen des Strategischen Patentmanagements ein. Der promovierte Physiker stellte das Gründerzentrum vor und hob die Bedeutung einer"IP-Policy", sprich einer betrieblichen Schutzrechtstrategie, hervor.

Im Anschluss erklärte Oberparleiter die wichtigsten Grundsätze der Patentgenerierung, Patentbewirtschaftung und Patentverwertung. "Im High-tech-Bereich sind Patente besonders für kleine und mittlere Unternehmen der Grundstein zum wirtschaftlichen Erfolg. Fehler beim Patentmanagement entscheiden über Glück oder Ende eines Unternehmens", mahnte Oberparleiter und informierte die Teilnehmer über das Patentservice für Tiroler KMU, das CAST mit Unterstützung der Tiroler Zukunftsstiftung anbietet: "Nutzen Sie die Gelegenheit, sich kostenlos beraten zu lassen."

 

Patente: Die Praxis

Dr. Gerhard Leichtfried, Leiter der Patentabteilung des Tiroler Paradeunternehmens PLANSEE, zeigt auf, welche Gedanken man sich rechtzeitig zu Patenten machen sollte. Er gab einen Einblick, welche strategischen Elemente etablierte Unternehmen bei der Patentgenerierung und Patentanmeldung berücksichtigen. "Der Zeitfaktor ist zentral. Es ist uns schon passiert, dass wir bei wichtigen Patenten gerade noch zwei Tage vor der Konkurrenz angemeldet haben," drängt sich bei den Ausführungen von Leichtfried geradezu ein Vergleich mit dem Zieleinlauf bei der Tour de France auf.

Dr. Leichtfried zeigte anhand von Beispielen auf, wie marktbezogene IPR Strategien funktionieren. Sie können von konsequenter Geheimhaltung bis hin zum "Patent Mining", dem Schützen von Schlüsselprodukten durch eine Vielzahl von Patenten reichen. Beim Geheimhalten sei allerdings der Faktor der Mitarbeiterfluktuation zu beachten. Zudem besteht immer die Gefahr, dass Mitbewerber eine Anmeldung platzieren. Um Erfindungen zu veröffentlichen und dennoch möglichst geheim zu halten, werden die unterschiedlichsten Strategien verfolgt. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. "Vom an einer Seitenstraße gelegenen Schaukasten bis zur Veröffentlichung in einer Fachzeitschriften in Pakistan mit einer Auflage von 100 Stück" reicht hier die Palette, plauderte Leichtfried "aus dem Nähkästchen".

Aus dem Referat von Leichtfried wurde zudem sehr deutlich, wie branchenabhängig Patentstrategien sind. "Im Bereich der Elektronik können Produkte bereits am Ende ihres Lebenszyklus angelangt sein, noch bevor überhaupt die Patentprüfung abgeschlossen ist. Das Nutzen patentfreier Technologie nach Ablauf der 20 Jahre dauernden Schutzfrist, wie dies im Pharmabereich bei Generika üblich ist, verliert im technischen Bereich immer mehr an Bedeutung", gibt Leichtfried zu denken. Umso wichtiger wird hier offensives Patentieren.

Zum Abschluss des High-tech-Dates gab der PLANSEE-Manager noch einen Einblick in die geographische Dimension der Patentstrategie und betonte die Funktion von Patenten als Informationsquelle: "90 Prozent der relevanten Information über Innovationen finden sich in der Patentliteratur. Ein regelmäßiges Screening ermöglicht die Überwachung der Konkurrenz und verhindert kostspielige Doppelerfindungen.

Entsprechend wichtig ist es, die Mitarbeiter der Entwicklungsabteilungen auf den Erfindungsgehalt ihrer Arbeit zu sensibilisieren. "Nur wenige Unternehmen können sich eigene Patentabteilungen leisten. Umso wichtiger ist es, in der High-tech-Branche, die Mitarbeiter im Bereich des Geistigen Eigentums zu schulen," so der Materialwissenschafter. Dabei nimmt Leichtfried den skeptischen Einwänden der Teilnehmer gleich den Wind aus den Segeln: "Die Grundlagen des Patentrechts sind leicht verständlich und auch vermittelbar!" Die Techniker brauchen das "richtige Gespür" für den Gehalt ihrer Erfindungen, nicht Kenntnisse über die bürokratischen Details von Patenteinreichungen.