IP-TV++: LFU Innsbruck und Planet Digital versorgen Hotellerie mit stabilem Digital-TV
Die LFU Innsbruck und die Ötztaler Unternehmensgruppe Planet Digital arbeiten in einem gemeinsamen Forschungsprojekt an IP-basierten Netzwerkverbesserungen für die regionale Hotellerie – doch die Anwendungsbereiche sind nicht nur auf den Tourismus beschränkt.
Planet Digital, eine erfolgreiche Ötztaler Unternehmensgruppe, versorgt Hotelbetriebe in den Tiroler Gemeinden Längenfeld und Sölden mit zahlreichen Multimediadiensten wie Digital-TV und –Radio, Video-on-Demand oder Internet via TV. Die digitalen Inhalte werden bei Planet Digital via Satellit empfangen und von dort über Glasfaserkabel mittels TCP/IP direkt an die Hotelbetriebe weitergeleitet, wo sie an die Zimmer verteilt und mittels Linux-Set-Top-Box zur Darstellung am TV-Gerät aufbereitet werden.
In manchen Hotels erfolgt diese Datenverteilung noch mittels veralteter Koaxialkabel-Infrastruktur – ein Umstand, der mitunter zu einem Problem werden kann. Schwierigkeiten entstehen durch scheinbar nicht vorhersehbaren Paketverlust, wobei dieser Effekt besonders häufig auftritt, wenn mehrere Gäste zugleich Live-Sportübertragungen verfolgen. Die Gründe hierfür werden bei der verwendeten MPEG-Videocodierung vermutet, bei der nur die Unterschiede zwischen Bildern einer Szene gespeichert werden. Viel Bewegung bedeutet dabei große Datenmengen, die übertragen werden müssen. Anforderungen, denen die verwendeten Geräte, aber auch die für die Übertragung zur Verfügung stehenden Bandbreiten häufig nicht gewachsen sind.
„Planet Digital hat uns seine Probleme mit zuverlässiger Datenübertragung im Bereich Digital-TV geschildert, welche wir nun in einem gemeinsamen Projekt namens IP-TV++ lösen wollten. Aufgrund der Tatsache, dass das an und für sich sehr zuverlässige TCP-Protokoll jeglichen Paketverlust als ein Anzeichen für Stau interpretiert, kommt es in den Linux-Set-Top-Boxen in den Hotelzimmern zu einer Fehlinterpretation“, erklärt Dr. Michael Welzl, Projektkoordinator und Leiter der Arbeitsgruppe „Network Support for Grid Computing“ (NSG) am Institut für Informatik der LFU Innsbruck. Und weiter: „Wir halten die Verwendung des alternativen Übertragungsprotokolls UDP für eine sinnvolle Lösung, insbesondere wenn wir es an die Rahmenbedingungen bei Planet Digital konfigurieren. Dabei orientieren wir uns an der Fragestellung, auf welche Paketinhalte (Ton-/Bildsequenzen) am wenigsten verzichtet werden kann. Somit wird eine sehr hohe Übertragungsqualität erreicht.“
„Unsere Kunden auf Seiten der Ferienhotellerie sind durch die Bank gewachsene Betriebe. D.h. zu Beginn waren dies kleine Einheiten mit wenigen Zimmern, die für Gäste zur Verfügung standen. Im Laufe der Zeit wurden die Betriebe immer wieder umgebaut und neue Einheiten sind dazugekommen. So sind in mehreren Bauphasen über die Jahre hinweg Betriebe mit bis zu 350 Betten inkl. Wellnesbereich, Bar, Restaurant etc. entstanden. Die Verkabelung in diesen Betrieben ist meist ebenso im Laufe der Zeit gewachsen. Nicht immer ist es möglich, die Kabel 1:1 zu tauschen, da diese zu früheren Zeiten nicht in Rohren verlegt sondern direkt im Mauerwerk eingeputzt wurden. Diese Tatsache stellt unsere Kunden vor das Problem, dass sie bei einem Wechsel zu IP-TV einen sehr kosten- und zeitintensiven Umbau vornehmen müssen. Meist sind es nicht die Kosten von IP-TV, welche die Kunden abschrecken sondern der Schmutz und der Aufwand, welcher durch einen Kabeltausch verursacht wird. Durch die Kooperation mit der Universität Innsbruck und der Lösung dieses Problems können wir der Hotellerie einen wesentlichen Aufwand ersparen.“ so Ing. Walter Handle seitens Planet Digital.
Das für eine Dauer von 10 Monaten angesetzte Projekt IP-TV++, das auch vom universitären Transfercenter trans IT unterstützt wird, liefert aber nicht nur für die Hotellerie interessante Ergebnisse. Weitere Einsatzmöglichkeiten liegen beispielsweise in den Bereichen IP-basierte Funkvideoübertragung und Verkehrssicherheit – hier ist ein Nachfolgeprojekt in Kooperation mit der ASFINAG Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-AG in Planung.