Hilfe gegen Radon

Meistens sind Diplomarbeiten zwar ein würdiger Studienabschluss, verstauben dann aber in der Unibibliothek. Im Fall von Alan Tessadri führte sie aber zu einer Firmengründung. Mit Jochen Gschnaller bietet er ein einfach zu bedienendes Gerät an, mit dem die Radonbelastung in den eigenen vier Wänden gemessen werden kann.
Mag. Alan Tessadri
Mag. Alan Tessadri
"Im Zuge meiner Diplomarbeit bei Professor Peter Brunner am Institut für Analytische Chemie und Radiochemie hatte ich viel mit Radonmessungen zu tun", erzählt Tessadri. Radon, das heißt in Tirol sofort Umhausen. Anfang der 90er Jahre ergaben Messreihen, dass in Teilen von Umhausen die Bodenluft einen extrem hohen Radongehalt aufweist. Auslöser für die Untersuchungen waren die vom österreichischen statistischen Zentralamt im Todesursachenatlas des Jahres 1989 veröffentlichten Daten zur Lungenkrebsmortalität des Bezirkes Imst. Diese lag in den vorherigen zehn Jahren 37,4 % über dem Durchschnitt. Doch Radon kommt nicht nur in Umhausen vor, Tirol ist nach Oberösterreich das Bundesland mit der höchsten Radonbelastung. Das Gas entsteht beim Zerfallen von Uran, das in geringsten Mengen überall im Erdreich vorkommt, und entweicht an die Erdoberfläche und kann so auch in Häuser eindringen. Vor allem bei langen Aufenthalten in geschlossenen Räumen kann Radon eine nicht zu unterschätzende Gefährdung der Gesundheit darstellen - in der einschlägigen Literatur geht man davon aus, dass 5 - 15 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen auf eine zu hohe Radonbelastung zurückzuführen sind und dass vor allem das junge Lungengewebe von Kindern besonders gefährdet ist.

Von der Diplomarbeit zur Geschäftsidee

Bei seinen Radonmessungen im Jahr 1999 stieß Alan Tessadri auf ein Problem. Für seine Untersuchungen standen ihm nur zwei Geräte zur Verfügung. Der AlphaGuard, ein aufwändiger und hochkomplexer Radondetektor, und die Pico-Rad-Messdosen, die nur für Kurzzeitmessungen verwendet werden können. Tessadris Idee: Ein Gerät entwickeln, das Langzeitmessungen ermöglicht und leicht und vor allem auch vom "Laien" zu bedienen ist. Gemeinsam mit seinem Studienkollegen Jochen Gschnaller und Freunden begann er am entsprechenden Messprinzip, an der Elektronik und Informatik zu tüfteln. Doch dann der Schock: Bei einer Suche im Internet stieß der Chemiker auf eine amerikanische Firma, die genau so ein Gerät für den amerikanischen Markt anbietet. "Wir haben uns dann gedacht, warum viel Geld und Zeit investieren, haben aber auch festgestellt, dass die Amerikaner kein europäisches Vertriebssystem haben", schildern Tessadri und Gschnaller. Die zwei Chemiker nahmen Kontakt mit dem Hersteller auf, flogen nach Michigan - und wurden der Vertriebspartner für Europa.

Partner für die Tiroler Gemeinden

"Unsere Firma GT-Analytic ist die erste private Firma in Österreich, die sich mit Radon beschäftigt", berichtet Tessadri nicht ohne Stolz. Mit dem ELRAD-1 Radondetektor, der nach Anregungen der zwei Innsbrucker für den europäischen Markt adaptiert wurde, lassen sich sämtliche Räume in einem Gebäude mit geringem Arbeitsaufwand auf Radon überprüfen. "Wir stehen während der Messungen beratend zur Seite, sind Ansprechpartner für den Fall, dass erhöhte Werte gefunden werden und stehen für die Auswertung zur Verfügung", beschreiben Tessadri und Gschnaller ihre Firmenphilosophie. Denn erhöhte Radonwerte sind oft schon durch einfache Maßnahmen auf ein unbedenkliches Niveau abzusenken: mehrmaliges Lüften am Tag, Abdichtungsmaßnahmen im Keller oder Einbau eines Ventilationssystems. Unterstützt werden die zwei Jungunternehmer bei ihrer Arbeit von Dr. Josef Huber vom Institut für Medizinische Physik an der Uni Innsbruck, der die ständigen Qualitätskontrollen vornimmt. Vorrangiges Zielpublikum von GT-Analytic sind neben privaten Abnehmern und Unternehmen, Tirols Gemeinden. "In Oberösterreich läuft schon ein Programm, um sämtliche Kindergärten und Volksschulen auf Radon zu überprüfen. Das sollte auch in Tirol möglich sein", ist Tessadri überzeugt.


Dieser Beitrag erschien in der letzten Ausgabe der UNIZEITUNG, dem Journal der Universität Innsbruck. Die UNIZEITUNG liegt viermal jährlich der Tiroler Tageszeitung bei. Über public-relations@uibk.ac.at können Sie eine gedruckte Ausgabe der aktuellen UNIZEITUNG bestellen.