Zwei internationale pharmazeutische Tagungen in Innsbruck

Seit Sonntag finden in Innsbruck zwei hochkarätige, internationale Konferenzen zum Themenbereich Materialwissenschaften und angewandte physikalische Chemie in der pharmazeutischen Forschung statt. Teilnehmer aus USA, Russland, Japan und Israel werden neben zahlreichen Vortragenden aus allen europäischen Ländern erwartet.
Polarisationsmikroskopische Aufnahme von 3 polymorphen Formen des Phenobarbitals
Polarisationsmikroskopische Aufnahme von 3 polymorphen Formen des Phenobarbitals
Am Sonntag startet die PhandTA7 (7th International Conference on the application of Physical Chemistry in Pharmacy) mit knapp 100 Vorträgen und Präsentationen zu den neuesten Erkenntnissen im Bereich der physikalischen Pharmazie und Materialwissenschaften in der SOWI. Veranstalter ist die EUROSTAR-SCIENCE (European Society for Applied Physical Chemistry). Das Ziel dieser Gesellschaft und dieser renommierten Veranstaltung ist es, Brücken zwischen Grundlagenforschung und industrieller Anwendung zu schlagen und den Wissenstransfer zwischen Experten aus verschiedenen Bereichen der Pharmazie, Chemie und Physik zu fördern. Im Mittelpunkt stehen dabei wissenschaftliche und analytische Themen der Arzneimittelforschung und -produktion aber auch andere Wissensbereichen wie Agrarchemie oder der Lebensmittelphysik.

Die PhandTA7 endet am Donnerstag, den 11. September und geht fast nahtlos in das Treffen von überwiegend europäischen Wissenschaftlern im Rahmen des Network of Polymorphism. Dieses Programm der European Science Foundation (ESF) soll die Kommunikation und Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus Europa fördern, die sich mit dem Phänomen der Vielgestaltigkeit von Feststoffen (Polymorphie) beschäftigen. Darunter versteht man im chemisch-physikalischen Sinn die Eigenschaft von Stoffen in mehreren Kristallformen existieren zu können. Am bekanntesten sind die zwei der festen Erscheinungsformen des reinen Kohlenstoffs, nämlich Graphit und Diamant, die aufgrund der unterschiedlichen Bindungsverhältnisse und Anordnung der Bausteine (Kohlenstoffatome) im Kristallgitter extreme Unterschiede in ihren Festkörpereigenschaften zeigen. Praktisch alle Arten von Materialien (Metalle, Arzneistoffe, Minerale, Kunststoffe, etc.) zeigen ähnliche Phänomene was einerseits Auswirkungen auf die industrielle Produktion vieler Wirtschaftsgüter (z.B. Arzneimittel) hat und andererseits ein wachsendes Gebiet in der Erforschung von Materialwissenschaftlichen Grundlagen darstellt. Neben Mitgliedern des Netzwerks aus sämtlichen Europäischen Ländern sind auch Vortragende aus den USA und Gäste der Universität Innsbruck sowie der Biochemie Kundl (Sandoz) vertreten. Die Veranstaltung findet im Hotel Grauer Bären in Innsbruck statt und endet am Sonntag, den 14. September.

Innsbruck wurde vor allem deshalb als Tagungsort ausgewählt, da mehrere Forschergenerationen aus dem Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck, derzeit vertreten von der Arbeitsgruppe von Prof. Ulrich Griesser, seit nahezu 70 Jahren für die Erforschung der Polymorphie von Arzneistoffen wegweisend und international anerkannt sind.

(sp)