Henry Ford erobert den Dschungel: Wirtschaftshistoriker heften sich an seine Fährten
Die Innsbrucker Wirtschaftshistoriker Josef Nussbaumer und Andreas Exenberger arbeiten derzeit an der Aufarbeitung einer ebenso ökonomisch, wie auch sozial und ökologisch faszinierenden Episode der Weltwirtschaftsgeschichte: dem Versuch Henry Fords, dem brasilianischen Dschungel in großem, industriellen Stil Gummi abzutrotzen. Erste Ergebnisse wurden zuletzt im Rahmen eines Forschungsseminars präsentiert.
Kautschuk ist – trotz Kunstgummi – auch heute noch einer der wichtigsten agrarischen Rohstoffe. Umso mehr war er es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die erfolgreiche Massenautomobilisierung vom Zugang zu erschwinglichem Reifengummi abhing. Daher verwundert es nicht, dass Henry Ford, der damals größte Autoproduzent, in Zeiten der Preissteigerung Mitte der 1920er Jahre den Plan fasste, eine eigene Kautschukplantage im brasilianischen Regenwald zu errichten. Dies wäre nicht nur die erste dieser Art gewesen, sondern sie war ganz Fords zutiefst nordamerikanischer Philosophie von effizienter Produktion verschrieben und daher zugleich ein ökologisches wie ein soziales Experiment.
Ford schickte 1928 ein Schiff nach Amazonien, das alles Nötige für eine kleine Industriestadt beförderte. Innerhalb kurzer Zeit arbeiteten mehr als 3000 Menschen in dem neuen Ort, der bald als „Fordlândia“ bekannt wurde. Es ergaben sich aber ebenso schnell vielfältige Probleme mit den Umweltbedingungen, den Arbeitskräften und den explodierenden Kosten, denen kaum ein Ertrag gegenüber stand. Auch ein Ortswechsel brachte keine wirkliche Änderung. Fords Investitionen in Schulen, Spitäler, Infrastruktur und Forschung verbesserten zwar kurzfristig die Lebensbedingungen vor Ort, nicht aber die Ertragslage. Selbst eine massive Gummiknappheit am Weltmarkt während des Zweiten Weltkriegs blieb ohne Wirkung, sodass die Plantagen 1945 schließlich an den brasilianischen Staat verkauft wurden, der sie stilllegte.
Diese faszinierende Episode aus der Weltwirtschaftsgeschichte der Zwischenkriegszeit liefert den Stoff für ein weiter reichendes Forschungsprojekt der beiden Innsbrucker Wirtschaftshistoriker Josef Nussbaumer und Andreas Exenberger von der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik. Im Februar 2005 ergab sich für Andreas Exenberger durch eine Förderung des Benson Ford Research Center in Dearborn (USA) auch die Möglichkeit, zehn Tage im Ford-Archiv in den reichhaltigen Primärquellen zu diesem Experiment zu recherchieren. Der erste Termin des von Rudi Kerschbamer organisierten Brown-Bag-Lunch-Seminars der Fakultät ergab nun eine günstige Gelegenheit, erste Zwischenergebnisse zu präsentieren. Die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung dieser facettenreichen „Geschichte“ wurde damit eingeleitet. (red)
Ford schickte 1928 ein Schiff nach Amazonien, das alles Nötige für eine kleine Industriestadt beförderte. Innerhalb kurzer Zeit arbeiteten mehr als 3000 Menschen in dem neuen Ort, der bald als „Fordlândia“ bekannt wurde. Es ergaben sich aber ebenso schnell vielfältige Probleme mit den Umweltbedingungen, den Arbeitskräften und den explodierenden Kosten, denen kaum ein Ertrag gegenüber stand. Auch ein Ortswechsel brachte keine wirkliche Änderung. Fords Investitionen in Schulen, Spitäler, Infrastruktur und Forschung verbesserten zwar kurzfristig die Lebensbedingungen vor Ort, nicht aber die Ertragslage. Selbst eine massive Gummiknappheit am Weltmarkt während des Zweiten Weltkriegs blieb ohne Wirkung, sodass die Plantagen 1945 schließlich an den brasilianischen Staat verkauft wurden, der sie stilllegte.
Diese faszinierende Episode aus der Weltwirtschaftsgeschichte der Zwischenkriegszeit liefert den Stoff für ein weiter reichendes Forschungsprojekt der beiden Innsbrucker Wirtschaftshistoriker Josef Nussbaumer und Andreas Exenberger von der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik. Im Februar 2005 ergab sich für Andreas Exenberger durch eine Förderung des Benson Ford Research Center in Dearborn (USA) auch die Möglichkeit, zehn Tage im Ford-Archiv in den reichhaltigen Primärquellen zu diesem Experiment zu recherchieren. Der erste Termin des von Rudi Kerschbamer organisierten Brown-Bag-Lunch-Seminars der Fakultät ergab nun eine günstige Gelegenheit, erste Zwischenergebnisse zu präsentieren. Die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung dieser facettenreichen „Geschichte“ wurde damit eingeleitet. (red)