Erfolgreiche Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft gewürdigt

Als Vorzeigeprojekt der Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft wurde die Zusammenarbeit von Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und Plansee Metall GmbH im Rahmen einer vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur initiierten Gesprächsrunde am Vorabend der Technologiegespräche in Alpbach gewürdigt.
Erfreuliche Wissenschaftskooperation
v.l. Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk, Dr. Richard Tessadri, BM Elisabeth Gehrer, Rektor Univ.-Prof. Dr. Manfried Gantner

Unter dem Titel „Kooperation Wissenschaft – Wirtschaft“ wurden sechs ausgewählte Projekte der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft vorgestellt. Eines dieser Projekte ist das Christian-Doppler-Labor „Advanced Hard Coatings“, welches von Dr. Richard Tessadri vom Institut für Mineralogie und Petrographie an der Innsbrucker Leopold-Franzens-Universität geleitet wird.

 

Im Christian-Doppler-Labor „Advanced Hard Coatings“ an der Innsbrucker Leopold-Franzens-Universität entwickelt Dr. Richard Tessadri mit seinem Team Hartstoffschichten für Werkzeuge, die diese fast so hart werden lassen wie Diamant. Darüber hinaus sollen die Hartstoffschichten selbsttätig härter werden, schmierend wirken und Schäden selbst ausheilen können. An diesem ehrgeizigen Forschungsprojekt sind Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen beteiligt: Plansee Metall steuert sein Wissen über Beschichtungsquellen bei, der Beschichtungsspezialist Balzers aus Liechtenstein sein Know-how im Bereich der Beschichtungstechnik, das K-plus Kompetenzzentrum Materials Center Leoben seine Methoden zur Charakterisierung der Schichteigenschaften, Prof. Christian Mitterer (Department Metallkunde und Werkstoffprüfung, Montanuniversität Leoben) und sein Doppler-Labor-Team konzentrieren sich auf die Schichtentwicklung, Dr. Tessadri und das Team in Innsbruck auf die Schichtanalytik.

 

In ihrer Eröffnungsrede betonte Bundesministerin Elisabeth Gehrer die Notwendigkeit, bestehende Synergien zu nutzen: „Kooperationen von Wissenschaft und Wirtschaft haben nicht den Sinn, die universitäre Forschung mitzufinanzieren. Vielmehr geht es darum, die Universitäten weiter zu öffnen und in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben noch mehr zu integrieren“. In dieselbe Kerbe schlug Dr. Richard Tessadri: „Erst die Zusammenarbeit mit Plansee ermöglicht es uns, unter industriellen Rahmenbedingungen unsere Grundlagenforschung zu betreiben“.

 

Advanced Hard Coatings:

Dünne Hartstoffschichten werden heute auf Werkzeuge der zerspanenden und spanlosen Umformung aufgebracht und verlängern damit die Lebensdauer dieser Werkzeuge entscheidend oder erschließen völlig neue Bearbeitungstechniken. Diese Schichten können mit Hilfe plasmaunterstützter Vakuumbeschichtungsverfahren (Physical Vapour Deposition, PVD) abgeschieden werden. Diese Methoden eröffnen die Möglichkeit, metastabile oder nanostrukturierte Schichten mit völlig neuartigen Eigenschaftskombinationen herzustellen. Derzeit basieren die industriell eingesetzten, wenige Mikrometer dicken Schichten vor allem auf den Nitriden der Übergangsmetalle, z.B. Titannitrid oder Chromnitrid, die für die zunehmende Beanspruchung in der Bearbeitungstechnik durch Einführung neuer Verfahren wie Trockenzerspanung oder der Hochleistungszerspanung oftmals an ihre Grenzen stoßen.

 

Das Christian-Doppler-Labor für Advanced Hard Coatings beschäftigt sich mit der Entwicklung und Charakterisierung von neuartigen dünnen Hartstoffschichten für Werkzeuge und Bauteile. Ziel des Labors ist es, die Grundlagen für die Weiterentwicklung derartiger Hartstoffschichten zu schaffen.

 

Dazu sollen:

 

  • die bestehenden Schichtsysteme durch gezielte Anwendung härte- und zähigkeitssteigernder Mechanismen optimiert werden,
  • neuartige Schichtsysteme mit funktionellen Eigenschaften wie Selbstaushärtung, Selbstanpassung an bestimmte tribologische Bedingungen und Selbstheilung entwickelt werden,
  • Designregeln für den gezielten Aufbau des Interfaces zwischen Substrat und Schicht, die gezielte Einstellung der Schichtmikro- und –nanostruktur und der Strukturierung der Schichtoberfläche geschaffen werden,
  • die Methoden zur Charakterisierung von dünnen Oberflächenschichten und Reaktionsprodukten, vor allem auch bei erhöhten Temperaturen, weiterentwickelt und optimiert werden,
  • neuartige Materialien für Beschichtungsquellen entwickelt werden und
  • eine lückenlose Verständniskette zwischen Zusammensetzung und Struktur des Beschichtungsmaterials, des Schichtwachstums, der sich ergebenden Schichtstruktur, den damit verknüpften Schichteigenschaften und dem Einsatzverhalten geschaffen werden.

Das Christian-Doppler-Labor:

Die Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft (CDG) ist nicht auf Gewinn ausgerichtet und bezweckt die Förderung von Entwicklungen auf den Gebieten der Naturwissenschaften, Technik und Ökonomie sowie deren ökonomische Umsetzung und Anwendung. CD-Labors werden an Universitäten oder außeruniversitären Forschungsinstitutionen für längstens sieben Jahre eingerichtet, rund um einen Wissenschafter arbeitet eine Forschergruppe im Bereich anwendungsorientierter Grundlagenforschung an der Lösung industrieller Probleme. Ein Unternehmen mit konkretem Bedarf für die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung ist Voraussetzung für die Errichtung eines CD-Labors. Das jährliche Budget des Innsbrucker CD-Labors von 400.000.- Euro übernehmen zu gleichen Teilen die öffentlichen Hand und die Industriepartner. Die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck stellt dem Labor zusätzliche Räumlichkeiten zur Verfügung, die Tiroler Zukunftsstiftung kam für die Anschaffung des 160.000.- Euro teuren Raman-Spektrometers auf.