Theorie trifft Praxis
„Im Rahmen der universitären Ausbildung können wir den Studierenden oftmals nur Grundlagenwissen und Lehrbuchbeispiele vermitteln. Mit dem Projekt „Modellierungswoche“ können wir jedoch den Studierenden Einblicke in die reale Arbeitswelt vermitteln und zeigen, wie das erlernte Wissen in der Praxis angewandt werden kann“, so Prof. Scherzer.
Die Ausgangssituation:
„Durch langjährige Kooperationen mit Firmen entstanden persönliche Kontakte zu deren Vertretern. Im Gespräch erzählten diese mir öfters, vor welchen Herausforderungen und Problemstellungen sie im Arbeits- und Forschungsalltag stehen. Daraus entstand die Idee, Studierende mit diesen Aufgabenstellungen zu betrauen und zu sehen, zu welchen Lösungen sie, quasi als Außenstehende, kommen“, erklärt Prof. Scherzer die Idee hinter der „Modellierungswoche“. Besondere Herausforderung: Die Studierenden erhielten die jeweiligen Problemstellungen Montagfrüh, bereits Freitagmittag hieß es, die Ergebnisse zu präsentieren.
Die Mission:
Zwanzig Studierende bildeten fünf Arbeitsgruppen, jede Gruppe widmete sich einem speziellen Thema. Während eine Gruppe in Kooperation mit der Firma Schretter ein betontechnologisches Problem, nämlich die Optimierung der Zusammensetzung von Zementen und Zuschlagsstoffen bearbeitete, beschäftigte sich eine zweite mit „Template Matching“, einer Problemstellung der Firma Datacon. Datarius betraute die Studierenden mit der Entwicklung eines Algorithmus zur Feinsteuerung des Lesekopfes in einem BluRay-DVD-Laufwerk, Westcam baute auf das studentische Know-how bei der Entwicklung einer effizienten geometrischen Beschreibung eines menschlichen Fußes. Bei einem von der Universitätsbibliothek eingebrachten Projekt erarbeitete eine letzte Gruppe einen Algorithmus zur automatisierten Erkennung von Texten in gescannten Dokumenten.
Das Resultat:
„Im Arbeitsalltag ist oft so, dass unkonventionelle Lösungsansätze wegen starrer wirtschaftlichen Rahmenbedingung und eingefahrener Denkweisen nicht eingesetzt werden. Studierende sind hier oftmals in ihren Gedanken flexibler, ihr kreatives Potential ist nicht durch Arbeitsabläufe und Automatismen eingeschränkt. Das zeigte sich auch in den erarbeiteten Lösungsvorschlägen“, so die Vertreter der anwesenden Firmen. Natürlich sei es nicht zu erwarten gewesen, dass die angehenden AkademikerInnen binnen Wochenfrist komplexe Problemstellungen lösen, an denen Forschergruppen der Firmen über Wochen und Monate arbeiten. „Mich selbst wie auch die Firmenvertreter haben aber die teilweise überraschenden und durchwegs Erfolg versprechenden Ergebnisse der Studierenden beeindruckt“, so Prof. Scherzer. Zu jeder Problemstellung wurde ein Lösungsansatz gefunden, der ausbaufähig und zielführend erscheint. Auch die anwesenden Firmenvertreter bekräftigten, dass die Ergebnisse der „Modellierungswoche“ umgesetzt werden sollen.
Die Vision:
Die Zusammenarbeit Universität und Wirtschaft im Rahmen der Modellierungswoche habe sich restlos bewährt, so Prof. Husty. Während die Studierenden die Möglichkeit erhalten, ihr Wissen in die Praxis umzusetzen und „unter realen Rahmenbedingungen“ zu arbeiten und zu forschen, bekommen die teilnehmenden Firmen frischen Input und Lösungsansätze. „Nicht zuletzt eröffnet die Modellierungswoche auch die Möglichkeit, Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen. Sich hier zu profilieren heißt auch, sich möglicherweise eine Grundlage für die spätere berufliche Zukunft zu schaffen“, so Prof. Scherzer abschließend.