Universität präsentiert Zentrum für LehrerInnenbildung
Mit dem Zentrum für LehrerInnenbildung (ZLB) hat die Universität Innsbruck eine zentrale Einrichtung geschaffen, durch die das professionelle Zusammenwirken der verschiedenen Disziplinen und Einrichtungen der LehrerInnenbildung gefördert und koordiniert werden soll.
„An den Universitäten wird vieles schon seit Jahrzehnten geleistet, was nun besonders thematisiert wird. Dies trifft auch für die LehrerInnenbildung zu: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat die (Aus-)Bildung der Lehrenden an Höheren Schulen an den Universitäten stattzufinden, gerade die geisteswissenschaftlichen Fächer waren lange Zeit überwiegend Lehramtsfächer, erst in den letzten Jahrzehnten wurden hier die Berufsfelder erweitert“, erklärt ao.Univ.Prof. Mag.Dr. Margret Friedrich, Vizerektorin für Lehre und Studierende der Universität Innsbruck. „Mit 18 Unterrichtsfächern sind letztendlich 13 unserer 15 Fakultäten auch mit LehrerInnenbildung befasst, und wir versorgen nicht nur die Höheren Schulen Tirols, sondern auch Vorarlbergs und Südtirols mit LehrerInnennachwuchs“, so Friedrich.
Aufgaben und Ziele
Mit dem Konzept der „Vier Säulen“ hat sich die Universität Innsbruck in den Lehramtsstudien auf die speziellen Ansprüche eingestellt: „Eine solide fachwissenschaftliche Ausbildung wird mit Fachdidaktik verbunden, die pädagogische Ausbildung leistet das Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung und in die Schulpraxis tauchen die Studierenden bereits im ersten Studienjahr ein“, erläutert VR Friedrich. Im Zentrum für LehrerInnenbildung sollen diese vier Säulen nun gefördert und koordiniert werden. Dabei liegen die Tätigkeitsbereiche des ZLB auf verschiedenen Ebenen: „Ein Schwerpunkt wird die Koordination und Förderung der LehrerInnenbildung an der Universität Innsbruck sein. Dafür werden fakultätsübergreifende Projekte eingeleitet, die unter anderem den Aspekt der Qualitätssicherung in den Blickwinkel nehmen“, erklärt Mag. Klaus Reich, der für die Administration des Zentrums für LehrerInnenbildung zuständig ist. Daneben werden aber auch die Optimierung des Informationsangebots über das Lehramtsstudium und die Adressierung geeigneter StudienanfängerInnen wichtiges Aufgabengebiet des Zentrums sein. „Der aktuelle LehrerInnenmangel macht sich bereits speziell in den „MINT“-Fächern bemerkbar, aber auch in den anderen Unterrichtsfächern wollen wir verstärkt interessierte und für den Beruf als LehrerIn geeignete junge Menschen für ein Lehramtsstudium begeistern“, so Reich. Auch die Verbesserung und Vertiefung der Weiterbildungsangebote für AbsolventInnen des Lehramtsstudiums ist ein formuliertes Ziel des ZLB.
Ausbildung strukturell etablieren
Der Vorsitzende des Zentrums für LehrerInnenbildung, Univ.-Prof. Mag. Dr. Gregor Weihs vom Institut für Experimentalphysik, bestätigt die Notwendigkeit einer verbesserten Strukturierung der LehrerInnenausbildung. „Dass ich heute Professor für Photonik bin, verdanke ich zum Großteil meinem überaus engagierten Physiklehrer im Gymnasium, Mag. Alois Tiefenbacher. Zu meiner Veranlagung für die mathematisch-technischen Fächer kamen sein sehr motivierender Unterricht und die Teilnahme an der ebenfalls von ihm veranstalteten Physikolympiade. Nur ein Beispiel, das zeigt, dass fachlich und pädagogisch gut ausgebildete Lehrer Motoren der Wissbegierigkeit sind, die die natürliche Neugier der SchülerInnen fördern“, erklärt Weihs. „Um dies zu erreichen, müssen wir gerade in Zeiten von knappen Ressourcen die vorhandenen Energien und Aktivitäten in der LehrerInnenausbildung bündeln und möglichst vielen Studierenden die Freude am Lehramt vermitteln. Mit dem Zentrum für LehrerInnenbildung zeigt die Universität Innsbruck, dass ihr die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern am Herzen liegt, indem sie eine Leitungsfunktion übernimmt und so die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern auch strukturell etabliert.“
Umfassendes Fachwissen
Der Vertreter des Bereichs Religionspädagogik im ZLB, o.Univ.-Prof. Dr. Matthias Scharer vom Institut für Praktische Theologie, betont die Bedeutung von fundiertem Fachwissen für die Vermittlung des Lehrstoffs. „Landläufig besteht die Ansicht, dass die Lehramtsausbildung so viel an Fachwissen vermitteln müsste, dass der Lehrstoff in der jeweiligen Schulstufe richtig vermittelt werden kann. Je jünger die Kinder sind und je niedriger die Schulstufe ist, umso weniger müsse man daher fachlich können. (Fach-)didaktische Einsichten zeigen jedoch, dass guter Unterricht genau umgekehrt ansetzt: Je jünger Kinder sind, einer umso tieferen Einsicht in das wissenschaftliche Wissen des jeweiligen Wissensbereich bedarf es, um kind- und fachgerecht Wissen und Können vermitteln zu können. Selbstverständlich ist auch in höheren Schulstufen die qualifizierte Einsicht in das jeweilige Fach notwendig“, so Scharer. Das ExpertInnenkonzept für die neue LehrerInnenausbildung trage der Einsicht Rechnung, dass auch LehrerInnen im Elementarbereich und im Bereich der Sekundarstufe I entsprechende fachliche, fachdidaktische und pädagogische Kompetenzen benötigen, um qualifiziert unterrichten zu können, weiß der Theologe. So sollen nach einem Bachelorstudium, das zu einem Teil dieselben Basiskompetenzen für alle LehrerInnen vermittelt, und nach einem wenigsten einjährigen „Turnus“ (Induktionsphase) in der Schule, alle LehrerInnen ein berufsbegleitendes Masterstudium abschließen. Die LehrerInnenausbildung an Universitäten spielt im neuen Konzept – neben der an den Pädagogischen Hochschulen eine besondere Rolle. „Der LehrerInnenausbildung an Universitäten wird mitunter vorgeworfen, dass sie lahm sei; die der Pädagogischen Hochschulen sei hingegen blind. Das neue Zentrum für LehrerInnebildung an der Universität Innsbruck, in dem alle Wissensbereiche mit den Fachdidaktiken und der pädagogischen Ausbildung koordiniert sind, will unter anderem die LehrerInnenausbildung in dem Sinne beschleunigen, dass alle Bereiche besser als bisher aufeinander abgestimmt werden, dass aber auch spezifische fachdidaktische Forschungen an der Universität Innsbruck möglich sein werden. Denn die universitäre LehrerInnenbildung kann durch ihren unmittelbaren Zusammenhang mit forschungsgeleiteter Lehre besonders punkten“, so Scharer.
Zahlen und Fakten zum Lehramtsstudium an der Universität Innsbruck
An der Universität Innsbruck kann man 18 Unterrichtsfächer – jeweils in frei wählbaren Zweierkombinationen – studieren, von Bewegung und Sport bis Spanisch, oder Musikerziehung in Kooperation mit dem Mozarteum. Außerdem werden zwei Studien angeboten, die in die Lehrtätigkeit, aber auch in andere Berufsfelder führen können: Katholische Religionspädagogik und Wirtschaftspädagogik.
Die AbsolventInnenzahl bewegte sich im Studienjahr 08/09 bei 101, dazu kamen 14 Bachelor und 6 Master in Religionspädagogik und 73 Diplome in Wirtschaftspädagogik.
Die Zahl der StudienanfängerInnen in den Lehramtsstudien, die bereits im letzten Jahr stark gestiegen ist, wird in diesem Wintersemester nochmals höher liegen: Im Wintersemester 2009/10 verzeichnete man 343 Anmeldungen für die Studieneingangsphase am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung. Der derzeitige Stand (19.10.2010) für dieses Studienjahr liegt bei 453 angemeldeten Studierenden.
Rückfragehinweise:
Mag. Klaus Reich
Zentrum für LehrerInnenbildung
Universität Innsbruck
Tel. 0512/507-9029
Mail : klaus.reich@uibk.ac.at
Mag. Susanne Röck
Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice
Universität Innsbruck
Tel.: 0512/507-32021
Mail: susanne.e.roeck@uibk.ac.at