Sportwissenschaftler: Helmtragen macht Sinn
„Helm tragen macht für alle Altersklassen Sinn.“ Zu diesem Schluss kommen Innsbrucker Sportwissenschafter in ihrem Editorial im „British Medical Journal“.
Die Forschungsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Martin Kopp am neu eingerichteten Lehrstuhl für Sportpsychologie am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck weist darauf hin, dass das Kopfverletzungsrisiko auf der Piste beim Verwenden eines Helms signifikant um 35 Prozent für alle Alterklassen bzw. um 59 Prozent für Kinder unter 13 Jahren sinkt.
Obwohl der Helmanteil auf Österreichs Skipisten in den letzten Jahren stark gestiegen ist und derzeit bei über 60 Prozent liegt, zeigt sich, dass vor allem ältere Wintersportler und Wintersporttouristen noch immer auf den Helm verzichten.
Als Grund gegen den Helm werden häufig eine erhöhte Risikobereitschaft, Einschränkungen beim Sehen und Hören sowie ein höheres Nackenverletzungsrisiko bei Kindern genannt. „Die meisten dieser Argumente sind jedoch subjektiv und können durch Studien widerlegt werden“, weiß Dr. Gerhard Ruedl. So zeigten Untersuchungen am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck, dass risikobereite Wintersportler zwar im Durchschnitt 8 km/h schneller auf der Piste unterwegs sind als vorsichtige, allerdings beide Gruppen zu rund 60 Prozent einen Skihelm tragen. „Helme sind besonders unter erfahrenen Skifahrern weiter verbreitet“, erläutert Gerhard Ruedl.
Eine andere Studie, die im März 2011 im medizinischen Fachjournal Wilderness & Environmental Medicine veröffentlicht wird, zeigt, dass sich das Tragen eines Skihelms nicht negativ auf die individuelle Reaktionsbereitschaft auf periphere Reize auswirkt. Beeinträchtigungen der Reaktionsgeschwindigkeit zeigten sich interessanterweise durch das Tragen von Skibrillen. Hier ortet Ruedl ein Optimierungspotenzial. Groß angelegte Studien aus Kanada konnten zeigen, dass sich durch das Tragen eines Helms Nackenverletzungen bei Kindern nicht erhöhen. Einzig wird das Hörvermögen in einem gewissen Frequenzspektrum durch einen Helm etwas eingeschränkt, wobei Warnrufe allerdings dennoch gut hörbar sind, wie eine kroatische Studie herausfand.
Skihelme schützen vor Kopfverletzungen auf der Skipiste, zum Teil sind sie Lebensretter, wie aktuelle Beispiele aus dem alpinen Rennsport beweisen. „Aber das öffentliche Bewusstsein für die Wichtigkeit von Skihelmen muss noch weiter gestärkt werden“, fordert Dr. Gerhard Ruedl.
Editorial im „British Medical Journal“: http://www.bmj.com/content/342/bmj.d857.full
Rückfragehinweis
Mag. Dr. Gerhard Ruedl
Institut für Sportwissenschaft
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507-4461
Mail: gerhard.ruedl@uibk.ac.at
Mag. Stefan Hohenwarter
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507-32003
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