Uni Innsbruck würdigt Marjorie Perloff mit Ehrendoktorat
Sie gehört zu den bekanntesten Literaturwissenschaftlerinnen der Gegenwart: Marjorie Perloff. Für das herausragende wissenschaftliche Schaffen verlieh die Universität Innsbruck der 1938 aus Österreich geflüchteten Jüdin am Dienstag das Ehrendoktorat der Philosophie.
„Für die Universität Innsbruck aber auch für Österreich ist es höchst an der Zeit, Marjorie Perloff als Person zu würdigen, aber auch den Verlust für die heimische Wissenschaft zu dokumentieren“, sagte Rektor Tilmann Märk anlässlich der Verleihung am Dienstagabend in der Aula der Universität Innsbruck. Marjorie Perloff ist emeritierte Professorin der Stanford University und der University of Southern California. Sie ist eine der angesehensten Literaturwissenschaftlerinnen der USA und kann auf eine lange und sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken. Sie war die Präsidentin der größten internationalen literatur- und sprachwissenschaftlichen Gesellschaft, der Modern Language Association mit mehreren hunderttausend Mitgliedern, sowie Vorsitzende der American Comparative Literature Association. Ihre Buchpublikationen zählen zu den einflussreichsten des Faches und die Liste ihrer wissenschaftlichen Aufsätze ist eindrucksvoll. Marjorie Perloff forschte nicht nur zu amerikanischen Dichtern des 20. und 21. Jahrhunderts, sondern publizierte auch zahlreiche Arbeiten zur Geschichte der österreichischen Literatur der Zwischenkriegszeit. Über ihre Flucht aus Wien verfasste Marjorie Perloff eine Autobiografie.
Flucht aus Österreich
Marjorie Perloff wurde 1931 in Wien als Gabriele Mintz geboren. Sie stammt aus der säkularisierten jüdischen Familie Mintz, die 1938 zunächst über Innsbruck in die Schweiz und dann weiter in die USA flüchtete. Dort studierte sie in New York und Washington und heiratete 1953 den Mediziner Joseph K. Perloff. Später war Marjorie Perloff Professorin an der University of Maryland, der University of Southern California und der Stanford University, bis sie 2001 emeritierte.
Rückkehr nach Innsbruck
Mit Innsbruck und Tirol verbindet Perloff auch eine Erinnerung an ihre Flucht als Kind – unter anderem darüber hat sie in ihrem Festvortrag „Rückkehr nach Innsbruck“ anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorats gesprochen. Sie berichtete dabei nicht von den Schrecken der Lager, sondern von kulturellen Übergängen. Sie schilderte, wie vor den Nazis in die USA geflohene Einwanderer sich der Kultur ihres Gastlandes stellten oder verweigerten, und sie gewährte wertvolle Einblicke in die unterschiedlichen Denkweisen der Alten und der Neuen Welt.