Verlust der Biodiversität bis 2030 zu stoppen
Im Rahmen des Forums Biodiversität Österreichs in Wien stellen heute die VertreterInnen des Österreichischen Biodiversitätsrates, unter ihnen Dr. Johannes Rüdisser von der Universität Innsbruck, fünf Kernforderungen, um das derzeitige Artensterben aufzuhalten. Darunter: Ein Biodiversitätsfonds mit 1 Milliarde Euro, Biodiversität als Priorität im künftigen Regierungsübereinkommen und eine tiefgreifende Ökologisierung der Gesellschaft.
Die Vielfalt der Arten und Ökosysteme nimmt weltweit, aber besonders auch in Österreich derzeit drastisch ab: In 20 Jahren sind 42 Prozent der Brutvögel in der heimischen Kulturlandschaft verloren gegangen, jede dritte Art steht auf der Roten Liste, rund 80 Prozent aller Arten und Lebensräume der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sind in einem ungünstigen Erhaltungszustand. „Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Es ist allerhöchste Zeit etwas gegen den Verlust von Arten und natürlichen Lebensräumen zu tun“, sagt Johannes Rüdisser vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Die derzeitigen Gegenmaßnahmen oder auch politischen Zielsetzungen „reichen jedenfalls bei Weitem nicht aus, um Österreichs Biodiversität für die nächsten Generationen zu erhalten“, so Alice Vadrot vom Leitungsteam des Biodiversitätsrates.
Fünf Kernforderungen mit konkreten Schritten
Vor diesem Hintergrund hat der Österreichische Biodiversitätsrat, dem 22 renommierte Umweltforschende und ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis angehören, fünf Kernforderungen zum Schutz der Biodiversität in Österreich entwickelt: Sie fordern unter anderem die Ausrufung der „Biodiversity Emergency“ durch den Nationalrat, einen nationalen Biodiversitätsfonds mit 1 Milliarde Euro sowie Biodiversität als Priorität im künftigen Regierungsübereinkommen.
Steuerreform und biodiversitätsfördernde Subventionen
„In der Landnutzung und Raumplanung müssen wir naturschädliche Förderungen und Subventionen durch biodiversitätsfördernde ersetzen, es braucht dringend eine sozial-ökologische Steuerreform, um Klima- und Biodiversitätsschutz gemeinsam und gleichrangig umzusetzen“, erklärt Franz Essl, Biodiversitätsforscher an der Universität Wien, „und eine wirklich umfassende Ökologisierung der Gesellschaft.“ Ziel ist es, den „Biodiversitätsverlust bis 2030 zu stoppen“. Bildung und auch die Wissenschaft müssten massiv gestärkt werden, so die ExpertInnen: Es brauche ein verlässlich finanziertes nationales Forschungsprogramm, ein Zentrum zur Erfassung der Artenvielfalt in Österreich und „ein Riesenplus im Bereich Wissenstransfer und Ausbildung“, so Christian Sturmbauer von der Uni Graz.
Verpflichtungen endlich tatsächlich einhalten
Als erster Schritt müssten europäische und internationale Verpflichtungen „endlich tatsächlich eingehalten werden“, sagt die Politikwissenschafterin Alice Vadrot. Darüber hinaus schlagen die ExpertInnen vor, den Schutz der Biodiversität durch ein Bundesrahmennaturschutzgesetz sowie ein Transparenzgesetz zu stärken: „Bei allen Investitionen und Gesetzen sollen die Auswirkungen auf die Biodiversität überprüft werden“, fordert Vadrot. „Auch Österreich braucht einen ‚Green Deal‘. Wir müssen die andauernden Biodiversitätskrise und die wissenschaftlichen Fakten endlich ernst nehmen und massiv gegensteuern“, sagt der an der Universität Innsbruck tätige Ökologe und Biodiversitätsforscher Johannes Rüdisser.
Die Kernforderungen werden im Rahmen des 2. Österreichischen Forums zu Biodiversität und Ökosystemleistungen am 18. Dezember 2019 in Wien präsentiert und mit den TeilnehmerInnen in Arbeitsgruppen diskutiert.
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