Ein wichtiges Jahr für die Universität Innsbruck
Das Jahr 1998 wird für unsere Universität möglicherweise das Wichtigste seit dem zweiten Weltkrieg sein", erklärte der Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Dr. Christian Smekal zum Jahreswechsel. Smekal verwies dabei vor allem auf zwei wichtige Punkte: Zum einen werden wir am 11. März 1998 den hauptamtlichen neuen Rektor für eine Funktionsperiode von vier Jahren wählen. Dieser wird, mit weit mehr Kompetenzen ausgestattet als bisher, nach Abschluß der Implementierungsarbeiten zum neuen Universitätsorganisationsgesetzes (UOG 93) im Laufe des Jahres 1999 seine offizielle Funktion aufnehmen. Zum anderen wird der Senat-UOG-93 in den kommenden Monaten eine Satzung für die Universität ausarbeiten und beschließen. Diese Satzung legt nicht nur die organisatorischen Strukturen und Entscheidungsabläufe fest, sondern bestimmt auch den Umfang und die Schwerpunkte für Forschung und Lehre. Auf diese Weise wird sich die Universität Innsbruck ein eigenständiges Profil geben, das der Verantwortung für ihre gesellschaftliche Aufgabenstellung gerecht wird."
In diesem Zusammenhang richtete der Rektor einige Neujahrswünsche an die Angehörigen seiner eigenen Universität und die politischen Entscheidungsträger in Österreich:
1. Angesichts der organisatorischen Neuerungen innerhalb der Universität und im Interesse der internationalen Profilierung sollten die Angehörigen aller Gruppen den Mut zu neuen Lösungen finden und partikuläre Eigeninteressen zurückstellen.
2. Der zuständigen Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr möge sich darum bemühen, daß die wichtigen universitätspolitischen Probleme, die aus rückläufigen Finanzierungsmitteln und Personalmangel bei gleichzeitig unbeschränktem Studienzugang resultieren, partnerschaftlich erörtert werden. Dabei sollten die anstehenden Fragen in sachlich ruhiger Diskussion mit den Betroffenen verhandelt und nicht aus (tages)-politischen Gründen über die Medien gespielt werden. Besonders wichtig ist eine klare Arbeitsteilung zwischen den Fachhochschulen und den Universitäten. Auf beiden Seiten ist der Wunsch dazu vorhanden, doch scheint die Politik an einer klaren Arbeitsteilung kein großes Interesse zu haben. Die Universität sieht die Fachhochschulen als eine wichtige Ergänzung und nicht als eine Konkurrenz an." Dazu gehört aber auch eine Plattform, auf der Fachhochschulen und Universitäten konstruktiv zusammenarbeiten können.
3. Die Bundesregierung sollte die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Bedeutung der universitären Forschung und Ausbildung erkennen und daraus entsprechende budgetpolitische Konsequenzen ziehen. Im internationalen Wettbewerb wird die qualifizierte Ausbildung und vor allem die gezielte Heranbildung des Forschungsnachwuchses immer mehr zum bedeutendsten Erfolgsfaktor. Österreich weist in dieser Hinsicht einen deutlichen Rückstand auf.
4. Die österreichischen Parlamentarier sollten sich statt schlechter Husch-Husch-Gesetzgebung" um eine bessere und gewissenhaftere Vorbereitung sowie Ausarbeitung von Gesetzen bemühen. Die in letzter Zeit erlassenen Gesetzeswerke (UOG 93, Universitätsstudiengesetz sowie verschiedene Dienstrechts- und Lehrabgeltungsgesetze) sind samt und sonders bereits wieder novellierungsbedürftig. Ein unüberlegter Gesetzesaktionismus erzeugt Unsicherheit und Vertrauensverlust gegenüber der Politik. Besonders ist hier auf das im Jahre 1997 beschlossene Lehrabgeltungsgesetz hinzuweisen, dessen Durchführung so schlecht vorbereitet war, daß Lehrende an der Universität Innsbruck länger als drei Monate auf die ihnen zustehende Auszahlung der Lehrabgeltungen warten mußten.
5. Land Tirol und Stadt Innsbruck sollten mehr als bisher erkennen, daß die Universität nicht nur eine beliebige Bundeseinrichtung im Land darstellt, sondern in der modernen Wissens- und Bildungsgesellschaft zum herausragenden Produktionsfaktor wurde. Außerdem ist die Universität mit ihren mehr als 2.500 Beschäftigten nicht nur einer der größten, sondern vor allem der sicherste Arbeitgeber im Lande.