Wissenschaftspreis der Stadt Innsbruck verliehen
Die Stadt Innsbruck vergibt alljährlich im feierlichen Rahmen in der Weiherburg den "Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für die wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck". Im Jahr 1999 waren Wissenschaftler der Theologischen, der Rechtswissenschaftlichen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen sowie der Geisteswissenschaftlichen Fakultät eingeladen, ihre Forschungsarbeiten einzureichen. Die Stadt Innsbruck stellte heuer ATS 240.000 als Preisgeld zur Verfügung.
Eingereicht werden konnten wissenschaftliche Arbeiten, die in den vergangenen drei Jahren publiziert wurden bzw. noch nicht gedruckte Arbeiten (z.B. Dissertationen), die in den letzten drei Jahren verfasst wurden. Dabei bedarf es aber einer Begründung,warum die entsprechenden Forschungsergebnisse noch nicht veröffentlicht wurden. Die Arbeiten wurden von der jeweiligen Fakultät begutachtet und dann an den Forschungsausschuss des Senates weitergeleitet, hier ist auch Senatsrat Dr. Walter Frenzel mit beratender Stimme vertreten. Die Entscheidung über die Preisträger trifft der Rektor dann auf Vorschlag des Forschungsausschusses. Für das Jahr 1999 wurden jeweils zwei Preisträgerinnen bzw. Preisträger aus den vier Fakultäten ausgewählt, die je ATS 30.000 erhielten:
Katholisch-Theologische Fakultät
Dr. Clemens Sedmak, geboren am 6.8.1971 in Bad Ischl.
Institut für Christliche Philosophie.
"Doing Local Theology. An Exploratory Study in Theopragmatics".
Die Arbeit stellt Methoden der Inkulturation dar, indem eine Brücke zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Theologie geschlagen wird. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat die Bedeutung "lokaler Theologien" stark zugenommen. Die Arbeit ("Doing Local Theology") entwirft einen theoretischen Rahmen für lokale Theologien im Verhältnis zu universalen Wahrheitsansprüchen der Kirche. Erschienen im Verlag Orbis/New York.
Dr. Andreas Vonach, geboren am 1.7.1969 in Bregenz.
"Dissertation: Nähere dich um zu hören. Gottesvorstellungen und Glaubensvermittlung im Koheletbuch".
Die Arbeit untersucht das Sprechen von Gott und den Umgang mit religiösen Themen im alttestamentlichen Buch Kohelet mit Hilfe der modernen exegetischen Methoden. Der Autor des Koheletbuches erweist sich dabei als gläubiger Realist, der die Zeichen der Zeit zu deuten und auch in seine Lebens-, Welt- und Gottessicht zu integrieren versteht. Den Leserinnen und Lesern empfiehlt er eine "Spiritualität der Zufriedenheit", die sich unter anderem in einem sozial verantworteten Nützen der von Gott gegebenen Lebensmöglichkeiten niederschlägt. Gerade in dieser Offenheit für Neues ohne völlige Preisgabe der überlieferten Tradition steckt die bleibende Relevanz dieses biblischen Büchleins. Erschienen in der Reihe "Bonner Biblische Beiträge", Philo-Verlag.
Rechtswissenschaftliche Fakultät
ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilfried Thöni, geboren am 3.4.1960 in Landeck.
Institut für Handels- und Wertpapierrecht.
"Habilitationsschrift: Rechtsfolgen fehlerhafter GmbH-Gesellschafterbeschlüsse."
Die Untersuchung befasst sich mit der Frage, welche Möglichkeiten Gesellschafter einer GmbH haben, gegen fehlerhafte Mehrheitsbeschlüsse vorzugehen. Anliegen des Verfassers der Habilitationsschrift "Rechtsfolgen fehlerhafter GmbH-Gesellschafterbeschlüsse" ist es, Unzulänglichkeiten zu korrigieren, die daraus resultieren, dass nach dem Wortlaut des § 41 GmbHG sämtliche Beschlussmängel undifferenziert im Klageweg innerhalb kurzer Frist geltend zu machen sind. Es wird aufgezeigt, in welchen Fällen diese Befristung für Minderheitsgesellschafter nicht gerechtfertigt und daher von ihr abzugehen ist. Erschienen im Verlag Orac, Wien.
ao. Univ.-Prof. Dr. Andreas Vernier, geboren am 15.1.1963 in Schönwies/Bezirk Landeck.
Institut für Strafrecht und sonstige Kriminalwissenschaften.
"Habilitationsschrift: Das Recht der Untersuchungshaft - Tatverdacht, Haftgründe, Verhältnismäßigkeit"
Die Arbeit handelt von den rechtlichen Voraussetzungen der Untersuchungshaft, das ist die Haft vor einem rechtskräftigen Urteil. Ein Rechtsstaat schützt auch die persönliche Freiheit eines mutmaßlichen Täters, auch wenn die Tat schwer wiegt und die Medien Kritik üben. Die Arbeit erklärt was es bedeutet, in Untersuchungshaft zu kommen, warum die Untersuchungshaft problematisch ist, welchen Beschränkungen sie unterliegt und wie diese konkret zu verstehen sind. Erschienen im Springer Verlag, Reihe "Praxis & Recht".
Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Mag. Kerstin Fink, geboren am 18.4.1969 in München.
Institut für Wirtschaftsinformatik.
"Dissertation: Architektur für den Know-how-Transfer. Mind-Mapping als unterstützende Methode für die Know-how-Architektur."
Dr. Hannes Winner, geboren am 10.2.1967 in Schwaz.
Institut für Finanzwissenschaft.
"Dissertation: Die Harmonisierung der Körperschaftssteuer in den Europäischen Gemeinschaften."
In der Arbeit werden empirische Anhaltspunkte für die Diskussion zur steuerlichen Belastung der Unternehmen ausgearbeitet. Das vielleicht wichtigste Ergebnis ist, dass Österreich im EU-Vergleich eine geringe Steuerbelastung aufweist und daher in steuerlicher Hinsicht für ausländische Kapitalgesellschaften ein günstiger Investitionsstandort ist. Schließlich kann auch gezeigt werden, dass der Gesetzgeber im Rahmen der "Steuerreform 2000" Maßnahmen beschlossen hat, die sich nachteilig auf die günstige Position auswirken.
Geisteswissenschaftliche Fakultät
Dr. Maria Heidegger, geboren am 16.10.1969 in Prutz.
Institut für Geschichte /Abteilung Österreichische Geschichte.
"Dissertation: Soziale Beziehungen und Dramen im Dorf. Das Gericht Laudegg in der Frühen Neuzeit - eine historische Ethnographie -"
Die Arbeit ist eine detailreiche Studie über historische Handlungsräume, dörfliche Beziehungsnetze und Konfliktsituationen von Frauen und Männern in einem Tiroler Gerichtsbezirk. Zwei unterschiedliche Annäherungen an die soziale Landschaft werden vielfältig miteinander verknüpft: eine sozialhistorische Rekonstruktion der Handlungsfelder Gemeinde, Nachbarschaft, Haus, Verwandtschaft etc. mit einem kulturanthropologischen Ansatz, der die Erfahrungen der historischen Subjekte in den Blick rückt. Grundlage dafür sind zahlreiche historische Quellen - Gemeindearchivalien, Pfarrbücher, Mirakelbücher, Verfach- und Gerichtsbücher. Das Ergebnis der Studie ist eine erstaunliche Dramatik des Alltags historischer Akteure und Akteurinnen im Geflecht von Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft und Gemeinde. Erschienen im Studienverlag.
a. Univ.-Prof. Dr. Rainer Gstrein, geboren am 4.12.1960 in Lienz.
Institut für Musikwissenschaft.
"Die Sarabande. Tanzgattung und musikalische Topos".
Die Sarabande ist der wohl widersprüchlichste Tanz aus dem Zeitalter des Barock. Ursprünglich als Zarabanda in Spanien des 16. und frühen 17. Jahrhunderts von kaum zu überbietender Deutlichkeit in der pantomimischen Darstellung des Geschlechtsverkehrs, mutierte sie im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einem gravitätischen Schreittanz, der gehobenen sozialen Schichten und ernsten und würdevollen Sujets zugeordnet wurde. So spiegelt die Sarabande wichtige Aspekte europäischer Sitten- und Kulturgeschichte vom 16. bis in das 18. Jahrhundert wider. Erschienen im Studienverlag.