Zellkulturen als Ersatz für Tierversuche
Staatspreis für "Förderung von Ersatzmethoden für Tierversuche" an Prof. Dr. Christian Humpel, Universität Innsbruck
Prof. Dr. Christian Humpel, Leiter des Psychiatrischen Labors der Universitätsklinik für Psychiatrie der Universität Innsbruck, erhält am 4. Dezember 2000 in Wien den "Staatspreis zur Förderung von Ersatzmethoden zum Tierversuch 2000" verliehen. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur stiftet diesen Staatspreis für hervorragende, wissenschaftliche Leistungen, deren Zielsetzung der Ersatz oder die Einschränkung und Optimierung von Versuchen an lebenden Tieren ist.
Prof. Humpel und sein Team beschäftigen sich mit den Ursachen für die Alzheimer- und Parkinsonerkrankung, die durch Absterben von Nervenzellen im Gehirn ausgelöst werden. Um mehr über das Entstehen dieser Krankheiten herauszufinden, war es bisher notwendig, Experimente an lebenden Tieren durchzuführen. Den Innsbrucker Forschern ist es nun gelungen, Nervenzellen aus dem Gehirn toter Ratten zu entnehmen und diese außerhalb des Körpers 6-8 Wochen am Leben zu erhalten und sie zu zielgerichtetem Wachstum anzuregen. Dieses sogenannte "organotypische Gehirnschnitt-Modell" ermöglicht den weitgehenden Ersatz von Versuchen an lebenden Tieren, und reduziert dadurch das Leid der Tiere.
Entwicklung eines "Minihirns" in der Zellkulturschale
An diesen Gehirnzellen können so zahlreiche Moleküle wie beispielsweise Toxine oder Wachstumsfaktoren getestet werden, die das Wachstum und das Überleben von Nervenzellen beeinflussen. Die Methode erlaubt aber auch die gemeinsame Kultivierung mehrerer Gehirnregionen. Bisher gelang den Forschern die Kultivierung und interaktive Verbindung von 5 Gehirnregionen und sie sind am besten Weg, ein einfaches funktionelles "Minihirn" in der Zellkulturschale zu erzeugen.
Prof. Christian Humpel studierte Mikrobiologie an der Universität Innsbruck und habilitierte sich 1996 nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt am Karolinska Institut in Stockholm im Fach Neurobiologie. Seit 1998 ist er Laborleiter des Psychiatrischen Labors an der Universitätsklinik für Psychiatrie mit dem Forschungsschwerpunkt "Neurodegeneration und Gentherapie".
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Christian Humpel
Univ.-Klinik für Psychiatrie, Tel. 0512-504-3712