Verleihung des Liechtenstein-Preises an Innsbrucker Wissenschaftler
Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein verleiht heute den Liechtenstein-Preis für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck. Der Preis in der Höhe von insgesamt € 7.500 wird seit 1983 alljährlich an Studierende und AssistentInnen mit herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten vergeben.Diesmal wurden zwei Preisträgerinnen und ein Preisträger ausgewählt. Sie werden im Rahmen eines kleinen Festaktes in Vaduz den Preis aus den Händen der stellvertretenden Regierungschefin Rita Kieber-Beck erhalten. Am Abend findet dann im Liechtenstein-Institut eine öffentliche Veranstaltung statt, bei der die Preisträger ihre Arbeiten vorstellen werden.
Die Preisträger werden vom Rektor, ihren wissenschaftlichen Lehrern und ihren Familien und Freunden begleitet. Am Rande der Preisverleihung findet eine Sitzung des Kontaktausschusses zwischen Vertretern des Fürstentums Liechtenstein und der Universität Innsbruck statt, bei dem auch über die Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen Liechtenstein und der Universität Innsbruck gesprochen wird. Ebenfalls auf dem Programm steht ein Besuch des neuen Kunstmuseums Liechtenstein.
Die Preisträger:
Mag. Irene Huber: "Seuchenabwehr im Vorderen Orient und im antiken Griechenland: ein Fallbeispiel" Die prämierte Diplomarbeit der Innsbrucker Althistorikerin Irene Huber behandelt das vorwiegend religiös-magisch motivierte Katastrophenverhalten antiker Gesellschaften während kollektiver Krisen wie Seuchen, Heuschreckeneinfällen, Dürre oder Hunger. Die Analyse der überlieferten Quellen zeigt ein zum Teil deutliches Abhängigkeitsverhältnis der griechischen Welt von benachbarten Hochkulturen, wie den Hethitern. In Zeiten der Not war man offensichtlich eher bereit, fremdes Gedankengut zu übernehmen und für die eigenen Zwecke zu adaptieren. Huber räumt in ihrer Arbeit auch der modernen psychologischen Interpretation der Rituale Platz ein. Durch die konkrete Sichtbarmachung des Übels in Form von Puppen und durch Beteiligung der gesamten Gemeinde konnten die Rituale wesentlich zum Angstabbau der Betroffenen beitragen.
Univ.-Ass. Mag. Dr. Susanne Pichler: Institut für Anglistik, "Buchi Emechta's 'London Romane': Ein interkultureller Ansatz" Die Frage der Interkulturalität in den Romanen der Nigerianerin Buchi Emecheta steht im Zentrum der Doktorarbeit von Susanne Pichler. Emechetas Charaktere, die alle Immigranten sind, müssen neue kulturelle Identitäten ins Auge fassen, um im fremden und zum Teil bedrohlichen Gastland Großbritannien Fuß fassen zu können. Von besonderem Interesse in Emechetas Werken ist die Darstellung der destruktiven Natur von Konzepten wie 'Rasse', Klasse und Geschlecht, welche die Sozialisierung von Immigranten in Gastgesellschaften verhindern. In den Romanen werden die Mechanismen von ethnischen Vorurteilen und rassistischem Denken aus betroffener Perspektive erlebbar gemacht. Buchi Emecheta leistet einen wichtigen Beitrag zur Hinterfragung der 'weißen' britischen Identität und Rekonzeption von 'Englishness' im Sinne von Multiethnizität und Multikulturalität.
Univ.-Ass. Dr. Thomas Müller: Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, "Angeborene Natriumverlust-Diarrhö: Eine seltene Erbkrankheit" Gemeinsam mit Kollegen aus Tirol, den Niederlanden und Großbritannien untersuchte Thomas Müller in einer klinischen Studie ein äußerst seltenes Krankheitsbild, die angeborene Natrium-Diarrhö. Hatte man bisher vier bestimmte Gene für diese schwere Erbkrankheit verantwortlich gemacht, so gelang dem Team um Müller durch die Untersuchung von fünf Einzelfällen in zwei Tiroler Familien der Nachweis, dass diese Gene nicht Auslöser der Krankheit sind. Natrium-Diarrhö ist mit schweren Durchfällen und Wasserverlust verbunden und langfristig nicht behandelbar.