Innsbrucker Forscher in der Arktis
Am 24. Juli fliegt ein Team der Universität Innsbruck zu einer Expedition in die Arktis. Projektkoordinator Günter Köck und Harald Niederstätter haben von der kanadischen Nationalparkverwaltung die selten erteilte Forschungsgenehmigung für den nördlichsten Nationalpark der Welt, das Ellesmere Island National Park Reserve, erhalten. Aus dem weltweit größten See nördlich des Polarkreises, dem Lake Hazen, wollen sie in den nächsten Wochen Fisch-, Sediment- und Wasserproben entnehmen und daraus neue Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels gewinnen.
Seit nunmehr sieben Jahren werden im Rahmen der - von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften - finanzierten österreichisch-kanadischen Forschungskooperation High-Arctic die Einflüsse von Klimaveränderungen auf Fische aus Seen in der kanadischen Arktis untersucht. Die Studie läuft im Rahmen des international renommierten Global Change-Forschungsprogramms IGBP-International Geosphere-Biosphere und ist die detaillierteste Untersuchung zum Thema „Einflüsse verschiedener Umweltparameter auf die Schadstoff- und Stressbelastung von Fischen“, die bisher in der kanadischen Arktis durchgeführt wurde. Die Ergebnisse werden mit einer an Seesaiblingen aus Tiroler Hochgebirgsseen durchgeführten Studie verglichen. Dies soll zeigen, ob Fische aus den einander sehr ähnlichen und gegenüber Umweltveränderungen sehr sensiblen Ökosystemen „Hochgebirgssee“ und „arktischer See“ als Biomonitoringsystem von globalen Klimaveränderungen verwendet werden können.
Im Rahmen dieses Forschungsprojekt konnte weltweit zum ersten Mal gezeigt werden, dass sich eine Klimaerwärmung in der Arktis deutlich negativ auf die Physiologie von Fischen aus arktischen Seen auswirkt und dadurch ihr Überleben gefährdet: Die Metall- und Stressbelastung der Fische war im Untersuchungszeitraum 1997 – 2002 umso höher, je wärmer der Sommer in der Arktis war. Aufgrund der Ähnlichkeit der Ökosysteme lassen sich die Ergebnisse auch auf alpine Hochgebirgsseen übertragen. Die Untersuchungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Einschätzung der Auswirkungen von globalen Klimaveränderungen auf empfindliche Gewässerökosysteme der Arktis und unserer Alpen.
Lake Hazen ist der größte arktische See der Welt und nur 800 km vom Nordpol entfernt. Der See liegt in einer polaren Wüste, in der die jährlichen Niederschläge in einigen Gebieten geringer ausfallen als in der Sahara. Es gibt aber genügend Schmelzwasser, um dort recht üppige Wiesen mit einem der reichsten Wildvorkommen (z.b. Moschusochsen, Peary-Karibu) der Hocharktis gedeihen zu lassen. Durch die wenigen Besucher sind die Tiere ähnlich wie auf Galapagos nicht scheu und können gut beobachtet werde. Das Gebiet des Lake Hazen wird durch zwei Gebirgszüge abgeschirmt. Dadurch und durch die Reflektion des Sonnenlichts an der großen Wasserfläche und die umliegenden Gletscher stellt das Gebiet innerhalb einer polaren Wüste eine „thermale Oase“ mit 70 frostfreien Tagen im Sommer dar. Die Landschaft ist nicht zuletzt durch die Gletscher, die teilweise direkt in den See münden, atemberaubend.
Ein umfassender Forschungsbericht wird im Herbst dieses Jahres in der Reihe „Veröffentlichungen der Universität Innsbruck“ publiziert. Das Buch wird neben einem Vorwort des ehemaligen kanadischen Botschafters in Österreich auch ausführliche Zusammenfassungen in Englisch und in der Inuit-Sprache „Inuktitut“ enthalten.
Bilder finden Sie in unserem Medienservice unter:
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Informationen zur letztjährigen Expedition finden Sie unter:
http://www.higharctic-research.at/
Kontakt:
Dr. Günter Köck
Institut für Zoologie und Limnologie
Technikerstraße 25
A-6020 Innsbruck
Tel: 0664 2501215
Email: Guenter.Koeck@uibk.ac.at