Uni Innsbruck ist auf dem Weg zum ersten voll implantierten Sinnesorgan

„Die Pionierarbeit an der Universität Innsbruck hat bereits vielen tauben und schwerhörigen Menschen helfen und ihre Lebensqualität entscheidend verbessern können“, freut sich Rektor Manfried Gantner: „Mit der Einrichtung des neuen Christian Doppler Labors für ‚Active Implantable Systems’ kann die Forschungskompetenz in Innsbruck in diesem wichtigen Teilbereich des Gesundheitswesens weiter ausgebaut werden.“

 

Heute verwendete Hörimplantate (Cochlea Implantate) ermöglichen über eine direkte Elektrostimulation des Hörnervs die Rehabilitation von tauben oder schwerhörigen Menschen. Derzeit werden die dafür notwendigen elektrischen Pulse hintereinander abgegeben. Die neuen in Innsbruck entwickelten Implantate lassen erstmals eine zeitliche Überlappung der Impulse zu. Bisher galt dies als ausgeschlossen. Die Innsbrucker Physiker lösten dieses Problem mit einem eigenen mathematischen Modell. Dieses Cochlea Implantat basierend auf der neuen Simulationsstrategie wird das Sprachverständnis und das Musikhören verbessern.

 

Es ist auch energiesparender als die Vorgängermodelle: „Gelingt es, unsere neue Simulationsstrategie umzusetzen, wäre unser Implantat das erste voll implantierte künstliche Sinnesorgan und zweifellos ein Meilenstein auf dem Gebiet der Medizintechnik“, erklärt Univ.-Doz. Dr. Clemens Zierhofer, Leiter der neuen Forschungseinrichtung.

 

Mit der Einrichtung des neuen Christian Doppler Labors „Active Implantable Systems“ entsteht an der Uni Innsbruck ein Zentrum für Hörimplantate (Cochlea Implantate). Gemeinsam mit dem Tiroler Erfolgsunternehmen Medical Electronics (MED-EL) – einem Spin off der Universität Innsbruck aus der Grundlagenforschung von Ingeborg und Erwin Hochmair - und der Christian-Doppler-Gesellschaft wird das neue CD-Labor an der Universität Innsbruck gegründet. Das Jahresbudget beträgt für die nächsten sieben Jahre 400.000 Euro. Eine Evaluation erfolgt nach dem zweiten und fünften Jahr der Forschungsarbeit.

 

Prof. Erwin Hochmair, Leiter des Instituts für Angewandte Physik und Mitgründer von MED-EL, weiß: „Es ist ein harter Weg vom Patent zum wirtschaftlichen Erfolg.“ Mit Dr. Zierhofer habe er jedoch einen „Mann der ersten Stunde“ und kreativen Forscher an seiner Seite, der die hohen Erwartungen auch erfüllen wird.

 

„MED-EL ist ein global tätiges und wachsendes Unternehmen“, erklärt Prof. Ingeborg Hochmair, CEO von Medical Electronics. Weltweit werden derzeit über 70.000 Menschen mit Cochlea Implantaten versorgt. Zwei Drittel davon sind Kinder wie Julia Ofner. Sie war heute die jüngste Teilnehmerin bei der Eröffnung und trägt beidseitig ein Cochlea Implantat. Mit diesem Implantat kann sie heute normal eingeschult werden: „Wir wollen genau für diese Kinder unsere Implantate ständig weiterentwickeln.“ MED-EL ist der drittgrößte Anbieter von Cochlea Implantaten auf dem Weltmarkt. Derzeit werden 15 Prozent des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung investiert.

 

Prof. Hartmut Kahlert, Vorsitzender der Christian Doppler Gesellschaft, ist überzeugt: „Wir fördern mit unserem Labor in Innsbruck höchste Qualität in der Forschung.“ Die Christian Doppler Gesellschaft hat eine in Österreich einzigartige Position zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Ihr vorrangiges Ziel ist die Förderung anwendungsorientierter Grundlagenforschung.

 

Im Bereich der Industrieforschung hat die Universität Innsbruck viele neue Akzente in der heimischen Wirtschaft gesetzt. Nach der Einrichtung eines CD-Labors für die Entwicklung neuer Hartstoffschichten in Kooperation mit der Montanuniversität Leoben sowie den renommierten Unternehmen Balzers und Plansee wird heute bereits das zweite Christian Doppler Labor an der Universität Innsbruck innerhalb weniger Monate eingerichtet.

 

Rückfragehinweis:

 

MMag. Jürgen Steinberger

Leiter des Büros für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

 

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