Resolution der TeilnehmerInnen des Internationalen
"LIFE Symposiums Flusslandschaften" vom 26. - 29. September 2005 in Reutte:
„Rettet den Tagliamento, den König der Alpenflüsse“
Im Rahmen des LIFE Projekts "Wildflusslandschaft Tiroler Lech" trafen sich über 150 Fachleute des Wasserbaus und der Auenforschung aus dem EU-Raum (Belgien, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Italien, Kroatien, Lettland, Niederlande, Österreich, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Spanien und Ungarn) an den Ufern des Lech, um den Wert von Flusslandschaften und die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen zu diskutieren. Anlass für dieses Symposium ist das LIFE Projekt "Wildflusslandschaft Tiroler Lech". Seit 2001 werden aus Mitteln der EU, des Lebensministeriums wie des Landes Tirol in vorbildlicher Weise die Aspekte Schutzwasserbau, Revitalisierung und Naturschutz vereinigt und dem Fluss in regulierten Abschnitten wieder mehr Raum gegeben. Die jüngsten extremen Hochwasserereignisse im August 2005 haben gezeigt, dass die revitalisierten Abschnitte weitestgehend von Schäden durch das Hochwasser verschont blieben.
Großes Unverständnis riefen bei den TeilnehmerInnen die Hochwasserschutzpläne der Region Friaul-Julisch-Venetien hervor. In diesem Zusammenhang verabschiedeten sie folgende Resolution:
1. Als größte bis heute erhaltene alpine Wildflusslandschaft ist der Tagliamento ein Referenz- und Modellökosystem von europäischer Bedeutung.
2. Die Experten unterstreichen ausdrücklich, dass ein Hochwasserschutz für die Bevölkerung dringend notwendig ist.
3. Die Erhaltung dieser einmaligen Flusslandschaft ist in diesem Zusammenhang ein gemeinsames Ziel des Hochwasser- und Auenschutzes. In ganz Europa findet derzeit ein Umdenkprozess im Schutzwasserbau statt. Für Fliessgewässer-Revitalisierungen wird von der EU sehr viel Geld investiert und den Flüssen wird wieder mehr Platz gegeben. Die vorgesehenen Hochwasserverbauungen am Tagliamento widersprechen sämtlichen modernen Erkenntnissen zum Hochwasserschutz. Daher fordern die Experten die Regierung der Region Friaul-Julisch-Venetien auf, umgehend Alternativen zu den geplanten harten technischen Hochwasserschutzmaßnahmen zu erarbeiten.
4. Die Europäische Union wird nachdrücklich aufgefordert, die Region Friaul-Julisch-Venetien bei der Erarbeitung einer umweltgerechten Alternativlösung im Hochwasserschutz am Tagliamento aktiv zu unterstützen. In diesem Zuge soll auch die mangelhafte Nominierung zum NATURA 2000 Netz behoben werden.
5. Darüber hinaus wird die Europäische Union aufgefordert, die Region Friaul-Julisch-Venetien bei der Einrichtung einer europäischen Modellregion für "nachhaltige Flussbewirtschaftung" am Tagliamento zu unterstützen. Am Tagliamento wird sich zeigen, wie ernst der Europäischen Union der nachhaltige Hochwasserschutz, die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und die FFH-Richtlinie in Europa sind.
Die Teilnehmer der Internationalen "LIFE Symposiums Flusslandschaften"
Reutte im September 2005
Weitere Information zur Thematik:
1. Sonderdruck 2005 des Vereins zum Schutz der Bergwelt e.V.: "Rettet den Tagliamento - den König der Alpenflüsse" (mit aktuellen Grundlagenerhebungen vom Tagliamento) zu beziehen beim Verein zum Schutz der Bergwelt, Praterinsel 5,
D-80538 München, Fax +49 (0)8122 9599034 oder E-Mail: info@vzsb.de
2. www.eawag.ch
4. www.wwf.it/friuliveneziagiulia
Rückfragehinweis:
Mag.Dr. Leopold FÜREDER
University of Innsbruck
Institute of Zoology and Limnology
Technikerstr. 25, A-6020 Innsbruck, Austria
Phone: ++43 512 507 6125
Fax: ++43 512 507 2930
E-mail: leopold.fuereder@uibk.ac.at
sowie:
Nicoletta Toniutti, WWF Italien, n.toniutti@wwf.it
Prof. Dr. Norbert Müller, FHE, n.mueller@fh-erfurt.de
Dr. Klement Tockner, EAWAG, klement.tockner@eawag.ch