Innsbrucker Biologen in der Arktis - Start der österreichisch-kanadischen Arktis-Expedition im Rahmen der ÖAW-High Arctic-Langzeitstudie

Am 25. Juli 2006 startet die diesjährige Arktis-Expedition zum Lake Hazen im äußersten Norden Kanadas. Die Zoologen Günter Köck (Institut für Ökologie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und Österreichische Akademie der Wissenschaften, ÖAW) und Derek Muir (National Freshwater Research Institute,Burlington) leiten ein Langzeitprojekt über die Entwicklung der Fischbestände in arktischen Seen im Zusammenhang mit Klimaänderungen. Für die Analyse der Lebensbedingungen der Fische und die Bewertung der aktuellen Fischpopulation untersuchen sie See-Sedimente, die wertvolle Informationen über Schwermetallbelastung und Klimaentwicklung beinhalten.

 

Schwierige Bedingungen

Günter Köck und sein österreichischer Kollege Klaus Gantner, DOC-Stipendiat der ÖAW, werden bis 10. August 2006 gemeinsam mit einer einheimischen Inuit-Assistentin im Lake Hazen und in einigen nördlicher gelegenen Seen Fische fangen und auf ihre Schwermetallbelastung untersuchen. Die Expeditionsbedingungen sind trotz des arktischen Sommers äußerst schwierig: Die Wissenschaftler müssen mit orkanartigen Stürmen, undurchdringlichem Nebel aber auch mit hungrigen Polarwölfen rechnen.

 

Belastende Wärme

Die Fische in arktischen Seen weisen fernab großer Industriegebiete eine durch den Menschen verursachte Belastung mit Schwermetallen auf, die - sobald die Temperatur im See ansteigt - ebenfalls zunimmt. „Die Ergebnisse aus der Arktis decken sich mit jenen aus unseren früheren Untersuchungen an Seesaiblingen in heimischen Hochgebirgsseen: Bei höheren Temperaturen sind die Fische aktiver, Stoffwechselprozesse laufen rascher ab, und deshalb werden auch mehr Schwermetalle aufgenommen und im Körper gespeichert“, fasst Günter Köck die Auswirkungen der Klimaerwärmung zusammen. Am Lake Hazen haben die Zoologen die Möglichkeit den Schadstoffgehalt in Fischen und in Sedimenten über einen längeren Zeitraum zu vergleichen. Quecksilber und andere Schwermetalle sowie Polychlorierte Biphenyle reichern sich zunächst in der Nahrungskette an, längerfristig sinken sie - organisch gebunden - zu Boden und sind im Sediment über Jahrhunderte nachweisbar. „Der Lake Hazen eignet sich für unsere Fragestellungen deshalb so gut, weil sich hier aufgrund der großen Tiefe mehr Sedimente ablagern als in anderen arktischen Seen", begründet Günter Köck, warum der 540 Quadratkilometer große See in 800 Kilometer Entfernung zum Nordpol als Untersuchungsgebiet ausgewählt worden ist.

 

Pläne für die Zukunft

Das Projekt High Arktis wird seit 10 Jahren vom ÖAW gefördert und ist über das ÖAW-Global Change-Programm in das internationale Geosphere Biosphere Programme eingebunden. Aufgrund Köcks langjähriger Arktis-Erfahrung stehen die Chancen gut, das ÖAW-High Arctic-Programm am Lake Hazen trotz der sehr restriktiv vergebenen Forschungsgenehmigungen im nächsten Jahr weiterführen zu können. Es ist geplant die Fisch-Analysen fortzusetzen, See-Sedimente aus noch größeren Tiefen zu untersuchen, sowie die Raster der bereits erstellten Tiefenkarte weiter zu verfeinern. Günter Köck hofft auch auf eine langfristige Förderzusage aus Anlass des 4. Internationalen Polarjahres, das für 2007/08 geplant ist. Der Lake Hazen wurde übrigens von einer amerikanischen Expedition im Rahmen des
ersten Internationalen Polarjahres entdeckt, das 1882/83 vom Österreicher Karl Weyprecht initiiert worden ist.

Weitere Informationen unter:
http://www.higharctic-research.at/

 

Rückfragehinweis:

Dr. Silvia Prock
Forschungskommunikation Vizerektorat für Forschung
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

 

 

Tel.:  0512 / 507 - 9015
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