Anton Pelinka: „Wer Mitglied in der Sportunion ist, geht regelmäßig zur Kirche, ist ÖAMTC-Mitglied und wählt ÖVP“
„Sport hat eine Fülle von Funktionen. Sport ist ein multidimensionales Phänomen. Weder ist der Sport frei von Politik – noch kann er in Politik aufgelöst werden. Weder ist Sport auf ein Aggressionspotential, noch auf ein Friedenspotential zu reduzieren.“ So lauteten gestern Abend die Schlussworte des Impulsreferats, mit denen Dekan Prof. Anton Pelinka das hochkarätige Podium zum Thema „Sport zwischen politischer Instrumentierung und gesellschaftlicher Verantwortung“ zur Diskussion anregte.
Am Podium diskutierten LH DDr. Herwig van Staa, LH-Stv. Hannes Gschwentner, Vizebgm. Dr. Michael Bielowski, Dekan Prof. Anton Pelinka, Generalsekretär Dr. Klaus Leistner (ÖSV) und Präsident Dr. Hansjörg Mader (ASVÖ). Organisiert wurde die Veranstaltung vom ALUMNI Verein und der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft der LFU Innsbruck. Die Moderation übernahm Dekan Prof. Werner Nachbauer.
Anton Pelinka stellte in seinem Impulsreferat die Vielfalt von Sport und die Fülle von Funktionen, die Sport erfüllt, dar. Sport sei ein Faktor politischer Sozialisation und präge somit gesellschaftliches und politisches Verhalten. „Vor allem die historische Verflechtung der Dachverbände Union und ASKÖ werden mit den politisch-weltanschaulichen Lagern ausgedrückt“, betont Pelinka: „Wer Mitglied in der Union ist, geht regelmäßig zur Kirche, ist ÖAMTC-Mitglied und wählt ÖVP“. Diese These lässt LH Herwig van Staa jedoch nicht einfach in der Luft stehen: „Beim Sport spielt die Partei keine Rolle. Ich selbst bin zum Beispiel nicht Mitglied in der Union.“ Außerdem wird im Laufe der Diskussion deutlich, dass die Bindung der einzelnen Dachverbände an Parteien funktioniert: „Warum sollten Strukturen verändert werden, die Sinn machen und funktionieren?“, fragt Hansjörg Mader, Präsident des politisch unabhängigen ASVÖ: „Die Funktionäre wissen genau, an wen sie sich bezüglich Unterstützung wenden können“.
Außerdem, so Prof. Pelinka, sei Sport eine der letzten Nischen, in denen die Trennung der Geschlechter politisch korrekt und akzeptiert ist: „So entstehen faktisch Männerbünde, ohne dass Männer darüber ein schlechtes Gewissen haben müssen“.
Sport ist ein bedeutender wirtschaftlicher und politischer Faktor. „Die Entscheidung über die Standorte von Großveranstaltungen wie Olympische Spiele oder Fußball-WMs hat maßgeblichen Einfluss auf Wirtschaft und Politik. Dies bedeutet natürlich Korruptionsanfälligkeit. Es wird auf Grund des großen Interesses immer Korruption und Doping geben“, erklärt Pelinka.
Mit einer These: „Sport mobilisiert Emotionen und ist daher politisch hoch explosiv (Hooligans, Identitätsstiftung über Spitzensport) und einer Antithese: „Sport erlaubt die Kanalisierung von Emotionen im Sinne einer Transformation von Aggressivität (das Länderspiel als Ersatz für den Krieg)“ forderte er schließlich die Diskutanten zu Stellungnahmen auf.
LH-Stv. Hannes Gschwentner ergänzte das Spektrum von Sport um die Wechselwirkung von Spitzensport und Breitensport: „Spitzensportler liefern einen Ansporn zum Breitensport, sind also Vorbilder. Jedoch ohne den Breitensport, Vereine und ehrenamtliche Funktionäre kann sich der erfolgreiche Spitzensport nicht rekrutieren. Der Breitensport ist somit die Basis für den Spitzensport“. In Bezug auf die Instrumentierung des Sports durch die Politik weist er darauf hin, dass „Sport sympathisch, positiv und leistungsorientiert belegt ist. Ein Naheverhältnis der Politik zum Sport ist daher natürlich.“
Rückfragehinweis:
Manuela Rainalter
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