„Ich will nicht vorgezeigt werden, sondern aktiv mitarbeiten!“
Die Kooperation auf hohem Niveau mit einer kreativen Mannschaft an der LFU steht für den kubanischen Autor Lorenzo Lunar Cardedo im Mittelpunkt seines Innsbruck-Aufenthaltes. Auf Einladung der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der LFU gibt er Studierenden im Rahmen des Writer in Residence-Projekts unmittelbaren Einblick in die literarische Produktion.
Nach der Auftaktveranstaltung im Innsbrucker Bierstindl vergangene Woche präsentierte sich Lunar Cardedo heute Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit. Dass sein Engagement an der LFU nicht nur ein neuer Farbtupfer für die Lehre, sondern auch ein probates Mittel sei, um mit der literarischen Öffentlichkeit zu kommunizieren, unterstrich Prof. Hans Moser, Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät.
Lob für Innsbrucker Studierende
Angenehm überrascht zeigte sich Lunar Cardedo über das hohe sprachliche Niveau der am Projekt teilnehmenden Studierenden. „Für mich ist es die erste Zusammenarbeit mit Literaten, die auf Spanisch schreiben, aber Spanisch nicht als ihre Muttersprache sprechen. Die Studierenden sprechen und schreiben nicht nur hervorragend Spanisch, sie scheinen sogar auf Spanisch zu denken“, freut sich Lunar Cardedo. Während seines einmonatigen Aufenthaltes an der LFU präsentiert Lorenzo Lunar Cardedo in verschiedenen Veranstaltungen, Vorträgen und Workshops seine Werke. Darüber hinaus gibt er Einblick in seine Schreibtechnik und in die novela policiaca.
Kuba abseits linker Sozialromantik und politischer Repression
Über Kuba gibt es viele Meinungen und Vorstellungen, die meisten davon haben mit der Realität wenig zu tun, so Lunar Cardedo: „Das Regime in Kuba, die offizielle Opposition im Ausland, Touristen, alle haben ihre Sicht von Kuba. Letztlich hat jeder Kubaner seinen eigenen Zugang zum Land, die Meinung der ‚Durchschnittskubaner’ findet im Regelfall am wenigsten Gehör. Die Realität in Kuba ist hart und wenig romantisch, aber wir kämpfen uns durch.“ In Lunar Cardedos Krimis finden sich auch Kuba-kritische Töne. „Meine literarische Produktion soll zur Vermittlung zwischen den Extremen, zwischen der verklärenden romantischen Sichtweise und der Fundamentalkritik, beitragen. Das brachte mir in der Vergangenheit durchaus auch Probleme mit dem offiziellen Kuba, alle diese Probleme waren aber bis jetzt lösbar“, so der Autor.
Literarisches Vorbild Nordamerika
Auch in seinem aktuellen Werk „Ein Bolero für den Kommissar“ bleibt Lunar Cardedo der Tradition des kubanischen Krimis treu. „Dieser orientiert sich eher an den nordamerikanischen denn an den europäischen Klassikern. Mein neues Buch ist in gewisser Hinsicht eine Hommage an in Krimis üblichen Klischees.“ „Ein Bolero für den Kommissar“ ist das erste Werk einer Trilogie, die Arbeiten am zweiten („Das Leben ist ein Tango“) und am dritten Band („Du bist die Schuldige“) sind bereits abgeschlossen und die Manuskripte beim Verlag.
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Florian Schallhart
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