Schule im Aufbruch:
2. Innsbrucker Bildungstage fordern neues Denken
„Bildung ist etwas, das die meisten empfangen, viele weitergeben und wenige haben.“ Mit diesem Zitat von Karl Kraus eröffnete Univ. Prof. Dr. Michael Schratz die zweiten Innsbrucker Bildungstage an der Fakultät für Bildungswissenschaften. Damit forderte er zur vertieften Auseinandersetzung mit Information und Lernen für eine Wissensgesellschaft auf. Unter dem Titel „Schule im Umbruch“ trugen die Bildungstage zur wissenschaftlichen Fundierung der aktuellen bildungspolitischen Diskussion in Österreich bei.
Rektor Univ. Prof. Dr. Karlheinz Töchterle betonte den humanistischen Anspruch von Bildung und die Bedeutung einer universitären Lehrerbildung. Für Univ. Prof. Dr. Bernd Schilcher, den Leiter der Expertenkommission zur Schulreform, sind mangelnder Umgang mit Heterogenität und ein Festhalten an überholten Abgrenzungsmustern im derzeitigen österreichischen Bildungssystem Anachronismen.
In seinem brillanten Eröffnungsvortrag forderte er ein neues Denken in Bildungspolitik und Gesellschaft: miteinander und voneinander lernen, Bereicherung durch Inklusion und Integration, das Lob der Vielfalt von Begabung und Persönlichkeit und ein Ende der Fehlerkultur. Weg vom „Entweder oder“, hin zu einem „Sowohl als auch“. Dieses Umdenken sei nicht nur ein zivilgesellschaftlicher Anspruch an eine moderne und gerechte Bildungspolitik, sondern darüber hinaus auch Kosten und Kollateralschaden sparend, wie er mit Zitaten aus OECD Studien belegte. SchulabbrecherInnen, Sitzenbleiben und zu wenige Abschlüsse in der Sekundarstufe II haben brisante wirtschaftliche und soziale Spätfolgen. Mit weit geringerem Kostenaufwand durch individualisierte und personalisierte Bildungsprozesse könnte eine heterogene Schule für alle, die Leistung als Ziel persönlicher Entwicklungsprozesse versteht, schnelle, langfristige und nachhaltige Erfolge erzielen.
Dass eine Schule für alle mit Spitzenleistung keine Utopie sondern gelebte Wirklichkeit sein kann, dokumentierte Prof. Dr. Susanne Thurn als Leiterin der Laborschule an der Universität Bielefeld mit beeindruckenden Beispielen: Leistungsorientierung als Lernen für das Leben statt für Noten, gezielte Förderung der individuellen Entwicklung in Jahrgangsübergreifenden Gruppen, Stärken der Persönlichkeit durch aufrichten statt unterrichten.
Die von Univ. Prof. Dr. Heidi Möller moderierte Podiumsdiskussion mit den Bildungssprechern der politischen Parteien im Nationalrat zeigte die stark ideologisierten Positionen und die Notwendigkeit auf, die bildungspolitische Debatte stärker wissenschaftlich zu fundieren.
Die Bildungswissenschaftliche Fakultät mit ihren Instituten für Erziehungswissenschaften, Kommunikation im Berufsleben und Psychotherapie, sowie LehrerInnenbildung und Schulforschung luden in 10 Workshops zur Auseinandersetzung mit bedeutsamen Themen wie Unterricht, Schulsozialarbeit, Inklusion, Burnout bei Lehrkräften über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Schule bis zu neuen Schulmodellen in Tirol ein.
Damit boten die MitarbeiterInnen der Fakultät den über 100 TeilnehmerInnen aus dem In-und Ausland Innovationskompetenz und Praxisrelevanz im Spannungsfeld von Lernen, Kommunikation und Lebenslauf.
Link: http://homepage.uibk.ac.at/~csaf5577/index.html
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Rückfragehinweis:
Dr. Paul Resinger
Organisator der 2. Innsbrucker Bildungstage
Institut für Lehrer/innenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck
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Mobil: 0650 / 260 57 66
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